Trotz Schuldspruchs wegen Totschlags:Pistorius darf im Hausarrest bleiben, vorerst

Trotz Schuldspruchs wegen Totschlags: Oscar Pistorius bei der Ankunft vor dem Gericht in Pretoria

Oscar Pistorius bei der Ankunft vor dem Gericht in Pretoria

(Foto: AFP)
  • Oscar Pistorius darf vorerst im Hausarrest in der Villa seines Onkels verbleiben.
  • Vergangene Woche wurde das Urteil wegen fahrlässiger Tötung in erster Instanz gekippt, der Ex-Sprinter wurde wegen Totschlags verurteilt. Darauf stehen mindestens 15 Jahre Haft.
  • Über das Strafmaß wird frühestens im April verhandelt.
  • Pistorius will gegen das neue Urteil vor dem südafrikanischen Verfassungsgericht vorgehen.

Milde Auflagen für den Hausarrest

Vergangene Woche hatte die nationale Strafverfolgungsbehörde Südafrikas Haftbefehl gegen die Paralympics-Athleten erlassen, nachdem die Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung in erster Instanz gekippt wurde. Das neue Urteil lautet: Totschlag. Deshalb musste Oscar Pistorius jetzt erneut vor Gericht erscheinen. Beraten wurde über neue Bewährungsauflagen. Im Mittelpunkt stand die Frage: Darf der 29-Jährige im Hausarrest in der Villa seines Onkels bleiben oder muss er zurück ins Gefängnis?

Richter Aubrey Ledwaba entschied: Pistorius darf vorerst im Hausarrest verbleiben. Dafür muss Pistorius eine Kaution von 10 000 Rand, etwa 630 Euro, bezahlen. Die nächste Anhörung, in der über das Strafmaß entschieden werden könnte, soll am 18. April 2016 stattfinden. Desweiteren darf Pistorius das Haus seines Onkels ohne Sondergenehmigung nur zwischen sieben und zwölf Uhr verlassen und sich nicht weiter als 20 Kilometer davon entfernen - er soll elektronisch überwacht werden. Pistorius muss alle für eine Ausreise nötigen Dokumente abgeben.

Der Richter kam damit den Forderungen der Verteidigung weitgehend nach: Pistorius' Anwalt Barry Roux hatte eine Verlängerung des Hausarrests gefordert. Sein Mandant würde auch einer elektronischen Überwachung zustimmen und eine Kautionssumme zahlen, sagte Roux zum Auftakt der Verhandlung. Der Staatsanwalt hatte für strengere Auflagen während des Hausarrests plädiert. Er forderte unter anderem einen maximalen Bewegungsradius von zehn Kilometern: "Wir haben hier einen verurteilten Mörder, der auf eine Kaution plädiert", sagte Gerrie Nel.

Pistorius verfolgte den Beginn der Anhörung mit versteinerter Miene. Erst beim Ausspruch Nels, berichten Anwesende auf Twitter, habe er leicht den Kopf geschüttelt. Es war sein erster öffentlicher seit der Urteilsverkündung der ersten Instanz im Oktober vergangenen Jahres.

Pistorius will vors Verfassungsgericht ziehen

Vergangene Woche wurde dieses Urteil gekippt. Im dem Prozess war Pistorius wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, schon ein Jahr später wurde er in den Hausarrest entlassen. Die Staatsanwaltschaft hatte das erste Urteil "schockierend unangemessen" genannt und war in Berufung gegangen. Pistorius wurde wegen Totschlags verurteilt. Ihn erwarten damit mindestens 15 Jahre Haft. Er will die Entscheidung aber noch vor dem südafrikanischen Verfassungsgericht, dem höchsten des Landes, anfechten, wie sein Anwalt bei der Verhandlung über den Hausarrest sagte.

Der ehemalige Sprinter, der von den Knien abwärts amputiert ist, hatte in der Nacht zum 14. Februar 2013 mehrere Schüsse durch eine verschlossene Toilettentür abgegeben, hinter der sich seine Freundin Reeva Steenkamp befand. Er selbst sagte im ersten Prozess aus, er habe dahinter einen Einbrecher vermutet. Die Tötung seiner Lebensgefährtin sei ein tragisches Versehen gewesen. Die Staatsanwaltschaft vermutete hingegen Vorsatz - die beiden sollen sich am Abend zuvor gestritten haben. Steenkamp starb noch in Pistorius' Wohnung.

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