1899 Hoffenheim:Huub Stevens siegt und schimpft

Lesezeit: 3 min

Noch nichts erreicht: Hoffenheims Trainer Huub Stevens mag keine Euphorie. (Foto: dpa)
  • 1899 Hoffenheim holt gegen Hannover seinen ersten Heimsieg in dieser Saison.
  • Doch Trainer Stevens bleibt sich treu - und will nicht erzählen, ob Dietmar Hopp in der Kabine gesungen hat.
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Von Tobias Schächter, Sinsheim

Dietmar Hopp ist nach Siegen seiner TSG Hoffenheim der Weg aus seiner Loge hinab in die Kabine der Spieler nicht zu weit. "Wir sind nicht mehr Letzter", raunte der 75-Jährige nach dem hart erkämpften 1:0 (1:0)-Heimsieg gegen Hannover 96 den Reportern noch lächelnd zu, bevor er im Kabinentrakt verschwand. Dort, so erzählte es später der Siegtorschütze Jonathan Schmid, habe der Gesellschafter und Mäzen sein mittlerweile obligatorisches "Zicke-Zacke-Zicke-Zacke-Heu-Heu-Heu" angestimmt.

Die Erleichterung nach dem ersten Heimsieg der Saison war enorm in Hoffenheim. Die war auch bei Trainer Huub Stevens zu spüren, es war schließlich endlich sein erster Sieg im sechsten Spiel, seit er in Hoffenheim als Retter für Markus Gisdol verpflichtet wurde.

Aber Stevens wäre nicht Stevens, wenn er nicht gesagt hätte: "Bei mir ist die Stimmung nach dem Spiel genauso wie vor dem Spiel. Wir stehen immer noch unten, aber da wollen wir weg. Das ist unser Ziel." Nur nicht nachgeben: Freude über den Sieg ja, aber gewonnen ist noch lange nichts, weiß der alte Knurrer aus den Niederlanden. Hoffenheim ist nun mit 13 Punkten Vorletzter, einen Zähler vor dem VfB Stuttgart. Und überhaupt: Noch lebe er nicht im Big-Brother-Container, ätzte Stevens, er werde nicht erzählen, ob er beim Zicke-Zacke mit Dietmar Hopp in der Kabine mitgemacht habe. Stevens zieht sein Ding durch, egal was man über ihn erzählt, er will nach Hamburg und zwei Mal Stuttgart nun auch Hoffenheim vor dem Abstieg retten. Dass das schwer wird, weiß er.

Diese drei Zähler geben der TSG aber wenigstens wieder die Hoffnung zurück. Der Abstand zum Mittelfeld wird nun nicht zu groß werden, obwohl das Programm von Hoffenheim in den nächsten Spieltagen hart ist: Zum Vorrundenabschluss muss Hoffenheim zu Schalke 04, dann kommt Leverkusen zum Rückrundenauftakt, bevor die Badener beim FC Bayern München antreten. Viele Punkte wird diese Elf bis zum 20. Spieltag womöglich also nicht mehr dazu gewinnen, auch gegen ein schwaches Hannover spielte sie lange so, wie es der Tabellenplatz vermuten lässt: verkrampft und fehlerhaft.

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Hannover hätte in Führung gehen können, aber ein Kopfball von Ceyhun Gülselam streifte Latte und Pfosten, bevor er auf die Linie und von dort wieder ins Spielfeld zurücksprang (15.). Hoffenheim tat sich schwer, ins Spiel zu finden und ging "wie aus heiterem Himmel" (Stevens) in Führung. Nach der ersten guten Kombination verlängert Schmid eine Flanke von Kevin Volland per Kopf aus zehn Metern ins Tor (30.).

Das Erfolgserlebnis tat der Mannschaft gut, in der zweiten Hälfte aber versäumten es die Badener, "früher den Deckel draufzumachen", wie Stevens haderte: Volland (61.). Nadiem Amiri (79.) und Pirmin Schwegler scheiterten jeweils frei vor dem guten 96-Torwart Ron Robert Zieler. Diesmal handelten sich die Hoffeheimer aber nicht mehr schon den fast obligatorischen späten Ausgleich ein, dazu blieben die Niedersachsen einfach zu harmlos. Wie konnte diese zahme 96-Mannschaft jüngst nur vier Tore gegen Ingolstadt (4:0) erzielen?

Trotz der Einwechslung der beiden Stürmer Mevlut Erdinc und Charlison Benschop blieb eine Schlussoffensive aus. Trainer Michael Frontzeck hatte die Partie ohne nominellen Angreifer begonnen, einzig der junge Franzose Allan Saint-Maxim agierte zunächst ganz vorne. Frontzeck muss sich fragen lassen, ob das gegen dieses verunsicherte TSG-Elf der richtige Schachzug war. Der Trainer hatte ja neulich von Klubboss Martin Kind eine Arbeitsplatzgarantie über die Winterpause hinaus bekommen.

Die mitgereisten Fans in Hoffenheim waren nach der Niederlage ziemlich sauer. Es wäre ungewöhnlich, sollte Hannover mit mehr als 14 Punkten in die Winterpause gehen, denn am nächsten Wochenende geht es im letzten Vorrundenspiel gegen den FC Bayern. Die Hoffnung ist, mit ein paar Zugängen nach der Winterpause stabiler zu werden. Sie ist vage, aber es gibt ja noch eine andere Hoffnung: dass es derzeit so viele schlechte Mannschaften im unteren Tabellendrittel gibt.

Nationaltorwart Zieler ärgerte sich aber erst einmal richtig über die "ganz bittere Niederlage": "Es ist extrem fatal, dass wir immer gegen Mitkonkurrenten verlieren, weil wir die dann stark machen und wir selbst unten reinrutschen." Es stimme schon, die ganze Hinrunde sei nicht zufriedenstellend, gab Zieler zu.

Und auch die Trainerdiskussion begleite 96 schon seit Monaten. Trainer Frontzeck sagt, der Klub habe mit dem Abstiegskampf in der Vorsaison und dem schlechten Start ein ganz schweres Jahr hinter sich. Nun gelte es, mit einer guten Leistung gegen die Bayern, das Hannoveraner Publikum mit einem positiven Erlebnis ins neue Jahr zu schicken. Nach diesen bleiernen 90 Minuten in Hoffenheim aber ahnt man: Die Rückrunde im neuen Jahr gibt nach den vergangenen zwölf Monaten weder in Hoffenheim und schon gar nicht in Hannover Anlass für allzu große Hoffnungen.

© SZ vom 13.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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