Dachauer Straße:Unbekannter spendet Millionen für Moschee in München

Dachauer Straße: So soll die Moschee aussehen: Das Forum für Islam präsentierte im Januar ein Modell.

So soll die Moschee aussehen: Das Forum für Islam präsentierte im Januar ein Modell.

(Foto: Catherina Hess)
  • Das Münchner Forum für Islam (MFI) sieht sich nach der Spende eines Unternehmers aus Saudi Arabien in der Lage, den Kaufpreis für das Grundstück an der Dachauer Straße in Höhe von 4,5 Millionen Euro hinterlegen zu können.
  • Auf Basis dieser Aussichten hat der Ältestenrat die Frist, in der das MFI das Grundstück kaufen kann, um ein Jahr verlängert.

Von Heiner Effern und Bernd Kastner

Das Moschee-Projekt des Münchner Forum für Islam (MFI) hat eine weitere Hürde genommen. "Ich habe heute den Ältestenrat informiert, dass das MFI sich aufgrund einer Spende nun in der Lage sieht, bis Ende 2015 den Kaufpreis für das Grundstück an der Dachauer Straße hinterlegen zu können", erklärte OB Dieter Reiter (SPD).

Die Großspende eines Privatmannes aus Saudi-Arabien soll nach Informationen aus dem Rathaus in diesen Tagen eingehen, sodass der Verein die etwa 4,5 Millionen Euro für die 3000 Quadratmeter große Fläche zusammen hätte, um sie von der Stadt zu kaufen.

Die Frist wird jetzt um ein Jahr verlängert

Auf Basis dieser Zusage verlängerte der Ältestenrat am Freitag einstimmig die Frist um ein Jahr, bis zu der das MFI das Grundstück kaufen kann. Bis Ende 2016 muss laut OB Reiter ein "schlüssiges und transparentes Finanzierungskonzept, zumindest für den ersten Bauabschnitt, also für den Bau der Moschee, vorliegen". Nur dann werde das Grundstück überschrieben. Solange soll das Geld auf einem Sonderkonto geparkt werden.

Am Rand des geplanten Kreativquartiers will das MFI unter dem Vorsitz von Imam Benjamin Idriz ein Gemeindezentrum errichten, das auch Bibliothek, Museum, Akademie, Bibliothek, Wohnungen und Läden umfassen soll. Ein erster Entwurf des Architekten Alen Jasarevic stieß Anfang des Jahres auf weitgehend positive Resonanz. Die Gesamtkosten werden auf 30 bis 40 Millionen Euro geschätzt.

Der Wohltäter will seine Tat nicht bekannt machen

Nach zahlreichen Spendern, die drei-bis fünfstellige Beträge gegeben haben, liegt dem MFI nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die Zusage eines Privatmannes vor, der als Unternehmer viel Geld verdient hat und bereit sei, einige Millionen zu geben. Der betagte Mann aus Saudi-Arabien will bislang anonym bleiben. Er versichert aber, dass er nichts mit der Politik des Landes zu tun habe. Das MFI hat er offenbar erst vor Kurzem bei einem Privatbesuch in München kennengelernt. Schriftlich hat er dem Verein zugesichert, keinen Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung des Gemeindezentrums zu nehmen.

Der Ältestenrat will sich aber nicht mit der mündlichen Versicherung zufriedengeben, dass der Geldgeber unbedenklich sei. "Das reicht uns nicht", heißt es aus dem Gremium, das hinter verschlossenen Türen tagt. Ehe das Grundstück ans MFI übergeht, wolle man detaillierter über den Finanzier informiert werden. Das könnte das MFI in ein Dilemma bringen. "Ein muslimischer Wohltäter will seine Tat nicht bekannt machen", sagt Imam Idriz. "Das ist mit der islamischen Tradition verbunden." Es gelte das Gegenteil des Grundsatzes "Tue Gutes und rede darüber".

Zugleich aber finde er, Idriz, dass zumindest die verantwortlichen Gremien in der Stadt über den Spender informiert sein sollten. Wenn der Finanzier einverstanden sei, wolle das MFI dies auch tun, sobald das Geld tatsächlich auf dem Konto des Vereins liege. Idriz zeigte sich am Freitag erfreut, dass der Ältestenrat die Frist verlängert: "Das ist eine gute Entscheidung." Vom kommenden Jahr an werde das MFI zusammen mit den Mitgliedern des Kuratoriums um weitere Geldgeber werben.

Christian Ude sorgt für einen Vertrauensvorschuss

Dass das seit vielen Jahren diskutierte Projekt nun, kurz bevor die vom Rathaus ursprünglich vorgegebene Frist am 31. Dezember abläuft, spürbar vorankommt, ist auch der Gründung eben dieses Kuratoriums Ende Oktober zu verdanken. Ihm gehören rund 40 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an, vor allem Vertreter aus Religion, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.

Unter ihnen sind etwa der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Alois Glück, ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime und der ehemalige Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, Steven Langnas. Den Vorsitz hat der ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) übernommen. Dieser will nicht nur weitere Spender werben, er sorgt vor allem für einen enormen Vertrauensvorschuss. Wenn er seinen Namen für das Projekt hergibt, dürfte es den Rathausparteien schwer fallen, dem Gemeindezentrum Steine in den Weg zu legen.

Es soll weitere Zusagen für hohe Summen geben

Womöglich bleibt der betagte Unternehmer aus Saudi-Arabien nicht der einzige Großspender. Aus MFI-Kreisen ist zu hören, dass es weitere mündliche Zusagen aus dem arabischen Raum für hohe Summen gebe, unter anderem aus dem Umfeld des Sultans von Oman. Lediglich Katar ist als Geldgeber ausgeschieden. Das hat dem MFI die Botschaft des Emirats mitgeteilt. Egal, wer am Ende wie viel gibt: Imam Idriz und seine Mitstreiter versichern seit Jahren, dass kein Finanzier inhaltlich Einfluss auf die Arbeit des MFI nehmen dürfe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: