Münsing:Streit um Loriot und zwei Herren in der Badewanne

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Ist das Kitsch? Auf dem Münsinger Dorfplatz ist ein Denkmal für Loriot geplant - für manche eine "Manifestation von Anti-Kultur".

Von Ingrid Hügenell, Münsing

Für Klaus Ulrich Spiegel ist es Kitsch, ja sogar eine "Manifestation von Anti-Kultur", was die Gemeinde Münsing da plant: Eine etwa drei Tonnen schwere Skulptur des Sketchs "Herren im Bad" als Denkmal für Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, den 2011 gestorbenen Ehrenbürger Münsings. Die Badewanne soll aus Granit gefertigt werden, die Herren aus Bronze. Sie soll 1,60 Meter lang sein, 95 Zentimeter breit, 76 Zentimeter hoch. Auch Wasserspiele sind angedacht. Spiegel, der der Münsinger "Agenda Kultur" angehört, sieht darin eine "Profanierung" des Werk des großen Humoristen.

Seine Meinung hat der 74-jährige Autor, der in Münsing lebt, in einem langen Artikel zusammengefasst, der in der Dezember-Ausgabe des Mitteilungsblatts der Gemeinde erschienen ist. Darin geht er ausführlich auf die Rolle der Kunst im öffentlichen Raum ein und erklärt, woran man Kitsch erkennt. Direkt im Anschluss steht eine Klarstellung der Gemeinde, die sich wie eine Rechtfertigung liest, ohne allerdings auf den Kitsch-Vorwurf einzugehen.

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Von "schwergewichtiger, brachialer, abseitiger Materialität" schreibt Spiegel, ausgerechnet Bronze und Granit hätte Loriot selbst nie verwendet. Dabei gibt es schon einige Loriot-Gedenkstätten: In Bremen steht seit 2013 ein Bronzesofa mit Mops vor dem Funkhaus, Stuttgart hat einen Bronze-Mops, der von der Loriot-Gedächtnis-Säule hechelt, und in Brandenburg an der Havel existiert ein "Waldmopszentrum". Auch die "Herren im Bad" gibt es schon in Bronze - als drei Kilogramm schwere Tischskulptur, mit Loriots Signatur. Und in einem Ammerlander Garten sitzen sie in einem dampfenden Bad.

Die Entscheidung sei im Einvernehmen mit Loriots Familie getroffen worden

Weiterhin kritisiert Spiegel, es sei weder eine Fachjury befragt worden, noch habe es eine Bürgerbeteiligung gegeben. Die Gemeinde beruft sich darauf, alle Entscheidungen seien vom Gemeinderat in öffentlicher Sitzung mehrheitlich und vor allem im Einvernehmen mit der Familie Bülow getroffen worden, die auch mit der Auswahl des Materials einverstanden sei. Das sei bei den Denkmälern in den anderen Orten nicht unbedingt der Fall, sagt Grasl. Die Familie lebt noch in Ammerland.

Die Badewanne ist schon ausgeschrieben, die Herren sollen folgen, und im kommenden Jahr soll die Skulptur auf dem Dorfplatz aufgestellt werden - auch zur Freude der Kinder, wie Grasl hofft.

Das Verhältnis von Agenda Kultur und Gemeinderat ist angespannt. Anfang 2014 beschloss das Gremium, mit der Agenda nicht mehr zusammenarbeiten zu wollen. Von Streit will Grasl nicht mehr sprechen, "wir haben halt unterschiedliche Sichtweisen. Ich finde es ganz gut, dass eine öffentliche Diskussion entstanden ist." Rückmeldungen auf Spiegels Artikel habe er aber bislang noch nicht erhalten.

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Wie sagte Loriot selbst in einem Interview: "Ich bin davon überzeugt, dass sich die meisten Konflikte in einer rücksichtsvollen und von gegenseitigem Respekt geprägten Atmosphäre beilegen lassen."

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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