Dschihadisten:IS soll Zehntausende Pässe erbeutet haben

Lesezeit: 2 min

  • Einem Zeitungsbericht zufolge hat der IS Zehntausende echte Ausweisdokumente erbeutet.
  • Sicherheitsbehörden fürchten, die Organisation könnte die Pässe nutzen, um Attentäter als Flüchtlinge getarnt nach Europa zu schleusen.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat sich einem Zeitungsbericht zufolge vermutlich zehntausende echte Passdokumente beschafft. In Syrien, dem Irak und in Libyen hätten die Extremisten in mehreren Städten die offiziellen Ämter und Behörden übernommen, dabei Blanko-Pässe erbeutet und wohl auch Maschinen zur Produktion von Ausweisdokumenten, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf westliche Geheimdienste. Sicherheitsbehörden befürchten demnach, dass die Dschihadisten die Pässe auch nutzen könnten, um Attentäter als Flüchtlinge getarnt nach Europa zu schleusen.

Die IS-Miliz betreibe mit den Pässen offenbar auch einen regen Handel und verdiene damit Geld, berichtete die Welt am Sonntag weiter. Solche "echten falschen Pässe" seien schon für 1000 bis 1500 Dollar auf dem Schwarzmarkt zu haben.

Frontex-Chef: Große Zahl an Flüchtlingen ist ein Sicherheitsrisiko

Der Chef der Europäischen Grenzsicherungsbehörde Frontex, Fabrice Leggeri, sagte der Zeitung: "Die großen Ströme von Menschen, die derzeit unkontrolliert nach Europa einreisen, stellen natürlich auch ein Sicherheitsrisiko dar." Die Frontex-Beamten kontrollieren demnach zwar genau, ob Flüchtlinge möglicherweise mit gefälschten oder gestohlenen Papieren einreisen. "Dennoch ist die Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus unserer Sicht sehr begrenzt", sagte Leggeri. In einem Bürgerkriegsland wie Syrien könne niemand garantieren, "dass die Dokumente, die echt aussehen, auch wirklich von einer offiziellen Behörde ausgestellt wurden oder wirklich von dem rechtmäßigen Inhaber mitgeführt werden".

Migration
:Warum Flüchtlinge zu falschen Syrern werden

Manche besorgen sich falsche Pässe, andere lernen die Nationalhymne auswendig: Migranten geben sich als Syrer aus, um ihre Chancen auf Asyl zu verbessern. Für ein Massenphänomen spricht allerdings nichts.

Von Ruth Eisenreich und Paul Munzinger

Mindestens zwei der Attentäter der islamistischen Anschlägen von Paris am 13. November sollen Anfang Oktober mit syrischen Pässen über Griechenland in die Europäische Union eingereist sein. Sie sollen dabei Ausweise verwendet haben, die der IS im syrischen Raqqa gestohlen hatte. In Österreich hatte die Polizei jüngst zwei weitere Verdächtige in einem Flüchtlingsheim in Salzburg festgenommen. Die beiden Männer sollen mit Pässen aus derselben Tranche aus Raqqa nach Europa gekommen sein.

IS auch an europäischen Pässen interessiert

Nach Informationen der Welt am Sonntag übermittelte ein ausländischer Geheimdienst jüngst deutschen Behörden eine Liste mit Pass-Nummern jener Dokumente, die von der IS-Miliz in Raqqa erbeutet worden sein sollen. Die Daten seien inzwischen im Schengener Informationssystem eingespeist worden. So solle ein Einsickern weiterer Attentäter verhindert werden.

Die IS-Dschihadisten sind aber nicht nur an arabischen Pässen interessiert. Am Flughafen Istanbul wurden vergangene Woche laut türkischen Medienberichten zwei Männer verhaftet, die etwa 150 europäische Reisepässe in die Türkei schmuggeln wollten. Die Dokumente waren in kleinen Pizzaöfen versteckt, zusammen mit Kameras und SIM-Karten. Bei einem der Schmuggler habe es sich um einen Belgier türkischer Herkunft gehandelt, berichtete die Welt am Sonntag. Beide würden verdächtigt, im IS-Auftrag unterwegs gewesen zu sein.

© SZ.de/AFP/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundeswehreinsatz gegen den IS
:Bundeswehr beteiligt sich erstmals an Luftangriffen gegen den IS

Ein Tankflugzeug der deutschen Luftwaffe hat in der Nacht zum Mittwoch zweimal Kampfjets der internationalen Anti-IS-Koalition in der Luft betankt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: