Fürstenfeldbruck:Der Ankündigungsminister

Auch unter Joachim Herrmann (CSU) tut sich nichts auf der S 4

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Eine Autobahn wäre längst achtspurig ausgebaut, auf ein bis zwei neue Gleise für die S 4 warten die Pendler seit einem Vierteljahrhundert. Besserung ist nicht in Sicht. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will sowieso nur ein drittes Gleis zwischen Pasing und Eichenau verlegen lassen, statt viergleisig bis Buchenau auszubauen.

Wie das funktionieren soll, darüber darf man weiterrätseln. Schließlich hatten Experten des Ministeriums vor einiger Zeit einen Vorschlag, ein drittes Gleis als Übergangslösung zu verlegen, noch als völlig unzureichend abgebügelt. Vergeblich mühte sich die Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt" darum, ein Jahr nach Herrmanns Ankündigung konkrete Pläne zu bekommen.

Eine Abfuhr holte sich auch Landrat Thomas Karmasin (CSU) bei seinen Parteifreunden. Der Vorschlag des Kreistags, im Berufsverkehr Sprinterzüge einzusetzen, wurde im Juni von der CSU-Mehrheit im Landtag endgültig abgelehnt. Es fehle an Gleiskapazitäten und der Bahnsteig an Gleis 1 in Bruck müsste um knapp 80 Zentimeter erhöht werden, was nach Einschätzung der Experten im Innenministerium Jahre dauern würde. Nimmt man das als Maßstab, dürfte der Bau eines dritten Gleises vermutlich länger dauern als die Errichtung des Kölner Doms, ganz zu schweigen von der Anlage eines zweiten S-Bahntunnels in München. An dem Mammutprojekt hält die CSU eisern fest, trotz unklarer Finanzierung und einer Kostenexplosion auf über 3,1 Milliarde Euro. Solange die Röhre nicht fertig ist, gibt es keinen Ausbau der S 4, lautet das schwarze Mantra.

Wer auf ein Trostpflaster für den Landkreis gehofft hatte, wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember enttäuscht. Zwar fahren zwei zusätzliche S-Bahnen am Nachmittag ab Pasing, dafür halten die zwei Regionalzüge in der früh und am Nachmittag nicht mehr in Bruck. Die neuen Doppelstockwaggons dürfen in Bruck nicht halten. Dazu müsste Bahnsteig 1 aufgestockt werden, was ja angeblich Jahre dauern würde. Die schnelle Verbindung nach München ist jedenfalls gekappt.

Es bleiben zwei Lichtblicke. Der Landkreis baut sein ÖPNV-System weiter aus. Die Ruftaxi-Linien, die das alte Anrufsammeltaxi ersetzen, sind ein Erfolg und werden gut angenommen. Ende November startete eine Expressbus-Linie von Bruck nach Starnberg über Gilching. Solche Buslinien sind eine echte Alternative zum Auto. Außerdem erwägt München eine S-Bahn-Nordtangente von Olching über Gröbenzell nach Allach und Freimann, denn BMW will seinen Standort in München ausbauen. Wahrscheinlich spurt die CSU eher auf Druck eines Autokonzerns als einiger tausend Pendler.

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