Diät-Werbung:Obstdiät mit dem Titan

Die Weihnachtspfunde sollen runter? Oliver Kahn hätte da einen Tipp. Christian Ulmen auch, ebenso wie Barbara Wussow oder Udo Walz. Sie alle wollen am Kampf gegen das Doppelkinn mitverdienen.

Von Martin Wittmann

Deutschland, Ende Dezember: Die breite Masse wird gerade noch breiter. Doch die vielen Kehlen, durch die eben noch Braten und Glühwein geflutscht sind, rufen bereits nach Erleichterung, und zwar im Chor. Das Völlegefühl dieser Tage ist vielleicht der kleinste gemeinsame Nenner eines von echtem Weltschmerz und falschen Luxusproblemen zerrissenen Volkes. Eines satten und platten und matten Volkes, das im Osten wie im Westen auf die ganz individuelle Wiederbereinigung hofft.

Der träge Blick geht nach vorne: Nach der Silvesternacht mit sportlichen und gesunden Vorsätzen im neuen Jahr die Selbstoptimierung starten - nichts wie weg mit der Restewampe. Wer diese Willensstärke sehen und riechen will, dem sei ein Besuch im Fitnessstudio am 1. Januar empfohlen; würde über das ganze Jahr hinweg soviel Watt weggestrampelt wie an diesem Tag, die Energiewende wäre geschafft.

Pillen und Drinks, die für 100 Milliarden Euro Umsatz sorgen

Zwei Wochen später sind die Studios indes schon wieder arg leer, müde Gewohnheit legt sich übers Land wie ein wohlig warmes Fettpolster. Die Menschen ernähren sich wie zuvor. Als Ausrede kann man auf die immer neuen und einander immer stärker widersprechenden Ernährungsempfehlungen diverser Institute verweisen.

Wer nun tatsächlich abnehmen möchte, muss sich glücklicherweise nicht mit diesen anstrengend unabhängigen Instanzen herumschlagen. Helfer aus der freien Wirtschaft wenden sich in dieser kritischen Phase gerne an die zaudernde Gesellschaft: Unternehmen, die methodisch beim Verschlanken helfen, sowie Produzenten von Abspeck-Nahrung, die für ihre Pillen und Drinks im Wortsinne Abnehmer suchen. Die Branche soll in Europa einen jährlichen Umsatz von 100 Milliarden Euro erwirtschaften (würde man das Geld in die Energiewende stecken, dann wäre. . . ach, egal).

Geld könnte eine Prinzenrolle spielen

Ein so großer Abbaumarkt braucht bekannte Gesichter. Für den guten Zweck etwa der Firma Weight Watchers erklärten sich Stars wie Christine Neubauer, Katarina Witt oder Andrea Kiewel bereit, als Werbefiguren zu dienen. Wohl charityähnlich, denn nur durch die Sorge um das Allgemeinwohl wäre es zu erklären, dass sich Stars auf eine derartige Gewichtsreduktion ihres Rufs einlassen (Geld könnte womöglich doch eine Prinzenrolle spielen).

Verständlich, dass Kiewel 2007 verdrängt hat, dass sie 2006 so einen Werbevertrag abgeschlossen hatte - ungünstig nur, dass sie in der Sendung von Johannes B. Kerner eben von Weight Watchers schwärmte (und sagte: "Keine Werbeverträge, natürlich nicht!"). Ihr Fett hat die ZDF-Moderatorin damals per Kündigung weggekriegt. Andere Prominente waren auch nicht viel besser. Oder eben souverän. Eine schlanke Auswahl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: