Western:Rache ist süß

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Ein Herzensprojekt von Filmstar Natalie Portman, der knallharte Frauenwestern "Jane Got a Gun". Aber der Dreh war nicht ganz einfach.

Von David Steinitz

Dieser Western ist zunächst einmal ein schönes Lehrstück über den Wahnsinn des Filmgeschäfts. Bevor auch nur eine einzige Szene von "Jane Got a Gun" gedreht wurde, grinste bereits halb Hollywood vor Schadenfreude ob der komplizierten Vorproduktion des Films. Dieser ist ein Herzensprojekt von Hauptdarstellerin Natalie Portman - die aber einen männlichen Kostar nach dem anderen an ihrer Seite verlor: Jude Law, Bradley Cooper und Michael Fassbender stiegen vor Drehstart wieder aus. Als die Rollen endlich neu besetzt waren und sich Portman und die Crew am Set in New Mexico einfanden - da fehlte plötzlich die designierte Regisseurin. Lynne Ramsay hatte am Abend zuvor spontan hingeworfen, und wurde prompt von den Produzenten vor Gericht gezerrt: Sie habe ihr Honorar von 750 000 Dollar eingestrichen, ohne den Film zu inszenieren, und sei zudem öfters unter Alkoholeinfluss gestanden. Außerdem sei sie unfähig gewesen, die Sicherheitsvorschriften für den Umgang mit Waffen am Set einzuhalten. Schließlich ging nach allem Übel auch noch der US-Verleih Relativity pleite, der den Film eingekauft hatte.

Ewan McGregor spielt den fiesen Gangsterboss mit vollem Schnauzbarteinsatz

So ein Theater tut normalerweise keinem Projekt besonders gut - trotzdem ist "Jane Got a Gun" unter dem Ersatzregisseur Gavin O'Connor ein ziemlich anständiges Stück hartes Frontier-Kino geworden. Portman spielt die Farmerin Jane im ausgedörrten Grenzbereich in New Mexico, wo sie sich mit Mann und Kind eine karge Existenz aufbaut. Eines Tages kommt ihr Gatte blutend und halb tot nach Hause: Er wurde von denselben Banditen durchlöchert, die schon vor Jahren auch über Jane hergefallen sind. Angeführt werden sie von Ewan McGregor, der den sadistischen Outlaw-Boss mit vollem Schnauzbarteinsatz spielt - und nun sein brutales Werk zu Ende bringen will. Jane verbarrikadiert sich in ihrem Häuschen - gemeinsam mit ihrem Exgeliebten (Joel Edgerton), der ihr und ihrem neuen Lover mäßig begeistert zu Hilfe eilt. Das mag ein bisschen nach Wildwest-Soap klingen, ist im Kern aber ein sehr melancholischer Film über Einsamkeit und Grenzgängertum, und über die Möglichkeit von Vergebung zwischen zwei Menschen, die sich einmal sehnsuchtsvoll geliebt haben. Denn der wahre Western zehrte schon immer mehr vom Sonnenuntergang und vom Pathos als von Kugeln. Einen verstörenden Showdown und blutige Rache gibt es natürlich trotzdem noch.

Natalie Portman und Joel Edgerton rüsten auf. (Foto: Square One/Universum)

Jane Got a Gun , USA 2015 - Regie: Gavin O'Connor. Buch: Brian Duffield, Anthony Tambakis, Joel Edgerton. Kamera: Mandy Walker. Mit: Natalie Portman, Ewan McGregor, Joel Edgerton, Noah Emmerich. Square One/Universum, 98 Minuten.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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