Alte Währungen:Die D-Mark ist unsterblich

Euro und D-Mark

Kaufland und C&A akzeptieren auch Münzen aus der D-Mark-Zeit.

(Foto: dpa)
  • Alte D-Mark-Scheine und -Münzen werden normalerweise bei der Bundesbank eingetauscht.
  • Bis Ende Januar können Kunden damit auch in Kaufland-Filialen bezahlen.

Von Michael Kläsgen

Kaufland spielt im Januar ein bisschen Bundesbank. Bei kleineren Händlern konnte man in verschiedenen Städten immer mal wieder mit D-Mark bezahlen. Karstadt startete zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit eine ähnliche Aktion. Bei C&A kann man sogar seit 2002, also seit Einführung des Euro, weiter mit D-Mark zahlen. Die Modekette nahm in ihren 500 Filialen seit 2004 mehr als 50 Millionen D-Mark ein, jeden Monat sind es noch 50 000 bis 100 000 Mark, so eine Sprecherin. Bis Ende dieses Monats ist das auch in den 640 Filialen von Kaufland möglich - völlig legal. Die Händler sind nicht dazu verpflichtet, D-Mark anzunehmen, aber wenn sie es wollen, ist es ihnen auch nicht verboten.

Fast 13 Milliarden D-Mark soll es noch geben. Wo genau, das weiß niemand, nicht mal die Bundesbank. Ob sie noch "im Umlauf" sind, kann auch niemand genau sagen. Manche Scheine sind vielleicht zerstört oder verbrannt worden. Da die D-Mark auch mal Zahlungsmittel in Ex-Jugoslawien und anderen Ländern war, sind vielleicht dort noch Reste zu finden. Manche Bundesbürger bewahren Münzen zur Erinnerung in Spardosen auf; andere entdecken größere Beträge mitunter eingenäht in der Gardine der verstorbenen Oma.

Gebührenfrei wechseln - oder bei Kaufland damit bezahlen

Für alle Tauschwilligen wechselt die Bundesbank D-Mark-Scheine und -Münzen gebührenfrei um, und zwar in allen 43 Filialen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Anders als viele Notenbanken in anderen Euro-Ländern, tut sie es unbefristet. Zur Not kann man das Geld auch bei der Filiale in Mainz einschicken, das Risiko, dass etwas verloren geht, trägt man allerdings selbst. Oder man geht eben zu C&A oder Kaufland. Die Händler betrachten das als eine Art Service, der zudem kostenlos ist. Sie selbst tragen auch den Aufwand für das Zählen und Sammeln der Münzen und Scheine, die sie dann bei der Bundesbank eintauschen.

Die Kaufland-Aktion wird von einer Retro-Kampagne begleitet, die eigentümlicherweise ausgerechnet die 1960er-Jahre noch einmal aufleben lassen will. Nein, natürlich nicht die negativen Aspekte: den Mauerbau, den Vietnam-Krieg oder die Ermordung Kennedys. Sondern: Ahoj Brause, Schauma Shampoo und Dalli Waschmittel. Das gibt es auch alles heute noch, aber Kaufland bietet es in Retro-Verpackung an.

Wenn man dann mit D-Mark bezahlt und den Zeigefinger in die Brause steckt, fühlt man sich bestenfalls für einen Augenblick nicht nur jung, sondern hat vielleicht auch ein bestimmtes Gefühl. Es gibt Menschen die dieses Gefühl untersuchen. Die Finanzpsychologin Monika Müller sagt, dass die D-Mark ein ideeller Wert sei, der über Generationen tradiert werde, fast wie eine Religion. "Die D-Mark steht für Aufbau, Sicherheit und Wohlstand", sagt sie. Wer will dieses Gefühl schon loswerden?

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