Studie:Deutsche fürchten Big Data

Die Deutschen sind besonders sensibel, was die Weitergabe ihrer Daten angeht, zeigt eine Studie.

Von Elena Adam, Berlin

Die Deutschen sind im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders kritisch, wenn es um die Weitergabe ihrer Daten geht. Einer Studie des Vodafone-Instituts zufolge, sehen 62 Prozent der deutschen Befragten in der Analyse der Datenmengen aus digitalen Diensten mehr Nach- als Vorteile. In Irland sind es nur 38 Prozent.

Wie die am Montag in Berlin veröffentlichte Umfrage in acht europäischen Ländern zeigt, stehen die Europäer insgesamt der pauschalen Weitergabe von persönlichen Daten an Dritte kritisch gegenüber. Entscheidend ist für sie aber, von wem und zu welchem Zweck personenbezogene Daten gesammelt werden. So können sich 65 Prozent durchaus eine positive Nutzung im Gesundheitsbereich vorstellen. Im Schnitt wären sogar 53 Prozent der Europäer mit einer nicht anonymisierten Datensammlung einversanden, sofern dies der eigenen Heilung oder der Heilung anderer Menschen zugute kommen würde.

"Die Popularität des Themas war schon einmal größer", sagte David Deißner vom Vodafone-Institut. "Von einem grundsätzlichen Datengeiz kann keine Rede sein." Das wäre auch verwunderlich in Zeiten, in denen jede noch so private Information freiwillig über soziale Netzwerke geteilt wird. Wer sich im Internet bewege, wolle viel mehr selbst entscheiden, welche und wie viele Daten er von sich preisgibt. Für Werbezwecke möchten sich die wenigsten Deutschen ausspionieren lassen. Dass Unternehmen Daten sammeln, um personalisierte Angebote an den jeweiligen Kunden zu verschicken, wird in Deutschland nur von elf Prozent gutgeheißen. Demgegenüber stehen 60 Prozent der Spanier und 54 Prozent der Iren dieser Praxis aufgeschlossen gegenüber.

Die Gründe für die weit verbreitete Skepsis sind vor allem mangelndes Vertrauen in Unternehmen und Staat sowie fehlende Transparenz. Das Vertrauen darin, dass private oder öffentliche Institutionen mit persönlichen Daten verantwortungsvoll umgehen, ist insgesamt niedrig. Dennoch gaben viele Befragte an, häufig nicht einmal die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) durchzulesen, bevor sie beispielsweise eine App auf das Handy laden. Nur zwölf Prozent der befragten Europäer lesen nach eigenen Angaben die Nutzungsbedingungen, um mehr über die Sammlung persönlicher Daten durch Unternehmen zu erfahren. "Die AGBs sind in der Form, wie sie jetzt sind, gescheitert", sagte Deißner. Es sei ein völlig neues System nötig, um Transparenz zu schaffen.

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