Finanzberatung:Worauf Sie beim nächsten Gespräch mit Ihrem Bankberater achten sollten

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Tipps vom Profi: Hausbanken empfehlen bei der Altersvorsorge vor allem Produkte, an denen sie selbst gut verdienen.

(Foto: imago)
  • Die Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass Bankberater ihren Kunden häufig Finanzprodukte verkaufen, die nicht zu ihren Wünschen passen.
  • Bankkunden sollten bei der Beratung vor allem auf vier Dinge achten: die Kosten, die Laufzeiten und die Risiken des Produkts, sowie die Provisionen der Berater.

Von Benedikt Müller

Spätestens seit der Finanzkrise bemängeln Verbraucherschützer, dass Banken und Sparkassen ihren Kunden oft die falschen Produkte verkaufen. Viele Sparer bleiben trotzdem ihrer Hausbank treu, zeigen Studien: Sie sind dankbar, dass ihnen seit Jahren ein Bankberater bei der komplizierten Altersvorsorge hilft.

Nun hat die Stiftung Warentest die Beratung in 160 Filialen großer Geldhäuser getestet. Das Ergebnis: "Die Erfassung des Kundenstatus gelingt jetzt den meisten Banken ganz gut", sagt der wissenschaftliche Leiter Stephan Kühnlenz. "Leider passen aber am Ende die Anlageempfehlungen oft nicht zu den Verbraucherwünschen." Um das zu verhindern, sollten Bankkunden bei einer Beratung vor allem auf vier Punkte achten.

Kosten

Egal ob bei Lebensversicherungen oder bei Fonds: Der Berater wird vor allem damit werben, wie viel Rendite das Produkt im Schnitt erwirtschaftet. Doch diese Prozentzahl können Sparer leider selten wörtlich nehmen. Denn die Institute kassieren einen Teil des Anlagebetrags als Gebühr ein. "Während des Gesprächs sollten die Verbraucher unbedingt alle Kosten erfragen", sagt Kühnlenz. Zum Beispiel verteilen aktiv gemanagte Fonds das Geld der Anleger auf verschiedene Aktien, Anleihen oder Immobilien; für diese Arbeit verlangen die Anbieter bis zu zwei Prozent der Anlagesumme als jährliche Gebühr.

Sparer sollten deshalb vergleichen, wie viel Prozent wirklich übrig bleiben - und ob es nicht günstigere Produkte mit gleicher Rendite gibt: beispielsweise passiv gemanagte Fonds (ETFs), die einfach die Entwicklung eines Indexes wie dem Dax abbilden. Zudem entstehen bei vielen Anlagen einmalige Gebühren, wenn der Sparer das erste Geld einzahlt. Allerdings haben die Banken Spielraum bei Ausgabeaufschlägen, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Alles, was der Berater verdient, ist verhandelbar." Gerade langjährige Kunden, die viel Geld anlegen wollen, sollten die Kosten aushandeln, rät der Finanzexperte.

Laufzeiten

In der Stichprobe der Stiftung Warentest gaben die Probanden an, sie wollten bei Bedarf schnell wieder an ihr Geld kommen können. Ein verbreiteter Wunsch, schließlich will man für unerwartete Ausgaben gewappnet sein. Trotzdem empfahl etwa die Hypo-Vereinsbank den Testern einen geschlossenen Fonds, aus dem Anleger erst nach zehn Jahren herauskommen können. Auf Anfrage räumt das Geldhaus ein, dies entspreche nicht den eigenen Grundsätzen in der Anlageberatung: "Wir werden die kritisierten Punkte intern aufgreifen."

Allerdings ist die Laufzeit der Anlagen häufig ein Grund, warum sich Bankkunden im Nachhinein falsch beraten fühlen, bestätigt die Verbraucherzentrale. Sparer sollten nachhaken, ob sie zahlen müssen, um wieder an ihr Geld zu kommen. Oder Laufzeiten vermeiden, sagt Finanzexperte Nauhauser: "Es gibt genügend Anlageformen, die sehr flexibel sind und trotzdem ähnliche Erträge erzielen wie viele starre Anlageformen." Zum Beispiel kann man bei einem Fondssparplan variieren, wie viel Geld man jeden Monat zurücklegt. Ein Verkauf ist zur Not an der Börse möglich.

Die Risiken des Produkts und die Provisionen der Berater beachten

Risiken

Wie schnell selbst die Aktie eines bekannten Weltkonzerns abstürzen kann, hat im vergangenen Jahr Volkswagen bewiesen. Auch bei Anleihen und Genussrechten rät Nauhauser: "Keine Einzeltitel kaufen." Vielmehr sei es wichtig, die Risiken zu streuen: Wer schon Aktien besitzt, sollte zusätzliches Geld besser in Renten- oder Immobilienfonds anlegen - und umgekehrt.

Die Stichprobe der Stiftung Warentest zeigt, dass einige Berater das Geld auf zu wenige Anlagen verteilen würden oder einen zu hohen Aktien-Anteil vorschlagen. Deshalb sollten Sparer klar sagen können, zu welchem Zweck sie anlegen wollen und welchen Verlust sie schlimmstenfalls verkraften könnten. "Wer das Geld zum Leben braucht, kann damit natürlich auch kein Risiko eingehen", sagt Nauhauser.

Provisionen

Banken machen ihren Beratern Vorgaben, welche Anlagen sie von welchen Partnern empfehlen sollen. Außerdem erhalten sie unterschiedliche Provisionen für die Produkte. An den günstigen ETFs verdienen die Banken zum Beispiel wenig. In der Stichprobe der Stiftung Warentest haben deshalb nur wenige Berater von sich aus ETFs empfohlen.

Sparern sollte bewusst sein, dass Berater stets eine Vorauswahl der Produkte treffen. "Bei größeren Anlagesummen sollten Verbraucher Vergleichsangebote anderer Banken einholen", sagt Kühnlenz von der Stiftung Warentest. Wenn der Berater empfiehlt, bestehende Verträge zu kündigen, sei Skepsis angebracht: Das bringe der Bank Provisionen ein, dem Kunden aber nur neue Gebühren.

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