Comeback:Gut gereift

Im Herbst veröffentlichten die Indie-Rocker "Pelzig" ihr erstes Album seit elf Jahren. Nun präsentieren die Ingolstädter ihr neues Material auf einer Deutschland-Tour

Von Martin Pfnür

Wer lange weg war, hat viel klarzustellen. Mit dem ersten Missverständnis räumt René Arbeithuber gleich zu Beginn des Telefongesprächs auf: Pelzig sind kein Nebenprojekt der Band Slut. Waren sie nie. Werden sie nie sein. "Es gab damals, als sich Pelzig gegründet haben, ja noch keine Personalüberschneidungen", sagt der Drummer und Keyboarder, der bei beiden Formationen spielt.

Damals, das war vor mehr als 20 Jahren, als sich aus einem Ingolstädter Freundeskreis eben jene beiden Bands herausbildeten, die zwar bis heute stark verbandelt, musikalisch jedoch in sehr unterschiedlichen Sphären unterwegs sind. Slut, inspiriert von den Pixies und The Cure, starteten 1994; Pelzig, angefixt vom Katalog des Hardcore-Punk-Labels "Touch and Go Records", ein Jahr darauf. Erzählt sei das hier so ausführlich, weil sich die Wege der beiden Bands nicht nur in personeller Hinsicht immer wieder kreuzten.

Da ist etwa die Sache mit Weilheim, die später zu Missverständnis Nummer zwei führen sollte. "Wir haben The Notwist Mitte der Neunziger in Ingolstadt spielen sehen und waren bald begeistert vom Sound ihrer Platten", sagt Arbeithuber. Die Verbindung kommt über Slut zustande, die für ihr Debüt den Kontakt zu Notwist-Produzent Mario Thaler suchen, der das Uphon-Studio bei Weilheim betreibt. Alsbald folgen auch Pelzig dorthin. 1997 veröffentlichen sie ihr Debüt "The Car Compilation", eine Sammlung ungeschliffener, im Hardcore-Punk verwurzelter Stücke, zu denen Sänger Christian Schulmeyr seine Stimme in einer Art Sprechgesang herauspresst.

Pelzig

Nach langer Pause wieder auf Tour: die Ingolstädter Band "Pelzig".

(Foto: Target Concerts)

Wuchtig, roh, ungestüm klingt diese Musik. 1997 ist indes auch das Jahr, in dem Slut und Pelzig noch etwas mehr zusammenwachsen. Mitglieder beider Bands ziehen ins Schloss Westerhofen bei Ingolstadt, einem Würfelbau aus dem 16. Jahrhundert. Dort, wo vor ihnen 40 Bauarbeiter hausten, machen es sich die Musiker mit ihrem Mischer gemütlich, richten sich einen Proberaum und ein Studio ein. "Zum Aufnehmen brauchte man nur in den Keller zu gehen", sagt Arbeithuber.

Bis 2006 geht das so, eine hippieeske Lebensphase, eine produktive Schaffenszeit. Drei Alben nehmen Pelzig im Schlosskeller auf, bis die Bauarbeiter wieder ins Schloss zurückkehren, und es still wird um die Band. Die persönlichen Umstände hätten sich einfach geändert, sagt Arbeithuber. Job, Familie, wie das halt so ist. Zum Aufnehmen und für vereinzelte Gigs findet man sich trotzdem zusammen, "regelmäßig unregelmäßig", ohne Druck, ohne Label im Nacken. Elf Jahre verstreichen ohne Album, dann ist der Punkt erreicht, "an dem man sich mal durch den ganzen Kram gehört und ausgesiebt hat."

"Medium Cool World", das gut gereifte Destillat dieser elf Jahre, markiert nun einen Wendepunkt im Gesamtwerk der Band. Es ist Post-Punk und New Wave im Geiste und Rock in der Ausführung, es ist widerborstig und doch melodisch, es ist fein produziert und doch nicht gebügelt. Es ist das große, unmissverständliche Statement einer gelungenen Rückkehr.

Pelzig, Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr, Milla, Holzstraße 28

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