Ausstellung:Ein besonderes Gespür für Schnee

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Drei Künstler führen in der Ausstellung "Snow Future" der Eres-Stiftung vor, wie sich die Alpen - und nicht nur die - durch den Einsatz von Schneekanonen verändern

Von Evelyn Vogel

Amerikanische Ostküste ächzt nach Blizzard unter Schneemassen - Fast hundert Tote durch Kältewelle in Asien - Hauch von Frühling in Bayern." So tönten die Schlagzeilen am Montag und machten erneut deutlich: Die Jahreszeiten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Ungewöhnliche Wetterphänomene nehmen zu. Oder findet es jemand normal, dass im Südwesten Deutschlands Mitte Januar Temperaturen bis 15 Grad herrschen, während in Bangkok zur gleichen Zeit 16 Grad gemessen werden?

Mit der Ausstellung "Snow Future" greift die Eres-Stiftung wieder einmal ein hoch aktuelles Thema auf. Längst beschäftigen Wetterphänomene nicht nur Meteorologen, und sie sind nicht nur Dauerthema von verspäteten Bahn-Pendlern, die festsitzen, weil die Oberleitungen wieder einmal eingefroren sind. Wissenschaftler aller Art diskutieren die Erderwärmung, Politiker kommen ohne das Wort "Klimapolitik" kaum mehr aus, Wirtschaftsbosse sorgen sich um ihre Absatzmärkte, die gesamte Tourismusindustrie - Sommer wie Winter - hat ein erhebliches Problem. Und die ganz normalen Menschen, die das Wetter einfach nur in Schönwetter oder Sauwetter einteilen? Sie bemerken nach und nach, dass sie mehr von Erderwärmung, Gletscherschmelze, Auftauen der Permafrostböden und Anstieg des Meeresspiegels mitkriegen, als sie sich je hätten träumen lassen. Nicht zuletzt Künstler beschäftigen sich immer öfter mit dem Klima-Thema.

Aber nicht um die weltweite Klimaveränderung geht es bei "Snow Future", in der sich die Eres-Stiftung wie immer künstlerisch und wissenschaftlich mit einem Thema auseinandersetzt, sondern um Schnee in den Alpen. Dass es unendlich viele Schneesorten gibt, wissen wir nicht nur von Peter Høegs Fräulein Smilla, die ein ganz besonderes Gespür für Schnee hat. Wer nach Schneesorten sucht, findet auf Anhieb eine lange Liste: vom bekannten Neu-, Alt- oder Pulverschnee über Wild-, Papp-, Sulz-, Nass-, Filz- und Faulschnee bis hin zu Wind- und Brauchharsch, Griesel, Eislamelle, Firn, Gletschereis- und Kunstschnee.

Um Letzteren geht es vor allem bei den Arbeiten des in Südtirol geborenen, in München lebenden Künstlers Philipp Messner. Für einen Hektar Kunstschnee benötigt man übrigens bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser. Das würde reichen, um 10 000 Badewannen zu füllen. Wie um sein Thema noch zu aktualisieren, spielte das Wetter zunächst nicht mit, als seine Aktion "Clouds" parallel dazu auf der Wiese vor der Alten Pinakothek stattfinden sollte. Tagelang war es zu warm, um die Schneekanonen anzuwerfen, die erst unter drei Grad minus funktionieren. Mit Verspätung konnten sie dann das bunte Zeug erst versprühen und Messners Kunst-Schnee-Idee illustrieren.

In der Ausstellung sind seine Aktionen vor allem durch die Fotografien von Walter Niedermayr vertreten. Große Kunstschneelandschaften, die, wo es um den Eingriff des Menschen in die Natur und um die Veränderung der Berglandschaft geht, kräftige Farbmomente aufweisen, während die natürlichen Bereiche durch starke Überbelichtung fahl und reduziert wirken. Ein schönes Spannungsverhältnis, das da sichtbar wird. Farbintensiv sind hingegen die marmornen Boden-Objekte Messners und die Gemälde von Hansjoerg Dobliar, dem dritten Künstler im Bunde. Ergänzt werden die künstlerischen Arbeiten durch wissenschaftliche Informationen, die - hübsche Idee - in Schneekugeln verpackt sind.

Snow Future: Die Alpen - Perspektiven einer Sehnsuchtslandschaft in Kunst und Wissenschaft, Eres-Stiftung, Römerstr. 15, Eröffnung: Dienstag, 26. Januar, 19 Uhr; Gletschersymposium mit Wilfried Haeberli und Walter Niedermayr: Donnerstag, 28. Januar, 19 Uhr; Ausstellung bis 23. April, Di/Mi/Sa 11-17 Uhr und nach Vereinbarung: 388 79 0 79

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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