Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat aus Protest gegen die Asylpolitik der dänischen Regierung eine Schau mit seinen Werken in Kopenhagen gestoppt. "Ai Weiwei hat sich entschieden, seine Ausstellung "Ruptures" in der Faurschou Foundation Copenhagen zu schließen", teilte die private Kunstinstitution am Mittwoch mit.
Das Kopenhagener Parlament hatte am Dienstag einen umstrittenen Gesetzentwurf angenommen, nach dem Asylbewerber unter anderem Wertgegenstände über 10 000 Kronen (rund 1340 Euro) abgeben und manche Flüchtlinge länger auf eine Familienzusammenführung warten müssen.
Der Leiter der Kunstinstitution, Jens Faurschou, erklärte, er unterstütze die Entscheidung des Künstlers und bedauere, "dass das dänische Parlament sich entschlossen hat, an der Spitze unmenschlicher Symbolpolitik zu stehen". Eigentlich sollte "Ruptures" noch bis April geöffnet bleiben.
Ai Weiwei hält sich zu Recherchezwecken gerade in Lesbos auf
Faurschou sagte, Ai Weiwei habe ihn am Mittwoch von der griechischen Insel Lesbos aus angerufen, wo er eine Dokumentation über die Flüchtlingskrise drehe, und sich schockiert über den Beschluss geäußert.
Dem britischen Guardian sagte der 58-Jährige Ai Weiwei, die Entscheidung der dänischen Regierung habe ihn "sehr wütend" gemacht: "Meine Begegnungen mit Flüchtlingen in den vergangenen Monaten waren sehr intensiv. Ich sehe täglich Tausende von ihnen kommen: Kinder, Babies, schwangere Frauen, alte Damen, sogar einen Jungen, der nur einen Arm hatte. Sie kommen mit Nichts, barfüßig, in einer solchen Kälte, über den steinigen Strand."
Seine Arbeiten zurückzuziehen, sei seine Art zu protestieren, so Ai Weiwei. "Es ist sehr simpel, sehr symbolisch: Ich kann nicht koexistieren, ich kann nicht vor diesen Menschen stehen und gleichzeitig so eine Politik hinnehmen. Es ist ein persönlicher Akt, ganz simpel. Ein Künstler, der versucht, Entwicklungen nicht nur zu verfolgen, sondern auch zu handeln. Ich habe diese Entscheidung spontan getroffen."
Auch aus einer anderen Ausstellung will Ai Weiwei eine Installation abziehen
Aus dem Kunstmuseum Aros in Aarhus will der Künstler seine Installation Yu Yi zurückziehen, die Teil der Schau "A New Dynasty - Created in China" ist. Es handelt sich um eine zwölf Meter lange Bambusfigur. "Wir haben noch nicht alle Fakten und warten auf Details", teilte Museumsdirektor Erlend G. Hoyersten mit. "Wir sind natürlich etwas erstaunt." Hoyersten erklärte, er verstehe die Reaktion, finde es aber "unvernünftig, ein ganzes Land und sein Volk für die Politik seiner Regierung zu bestrafen".