Neu im Kino:Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht

"Lichtes Meer" erzählt die Liebesgeschichte zweier Matrosen. "Suffragette" zeigt die Kämpfe für das Frauenwahlrecht in den verrauchten Straßen Londons.

Von den SZ-Kinokritikern

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Antons Fest

Kinostart - "Antons Fest"

Quelle: daredo media

Noch ein Film aus der Kategorie "katastrophale Familienfeste". Der 30-jährige Anton hat seine ganze Familie auf einen Hof in die Uckermark eingeladen, taucht aber selbst nicht auf. Die Familienmitglieder tigern wie waidwunde Tiere über das Gelände, jeder hat einen Knacks, alle sind unversöhnt mit der Vergangenheit. John Kolya Reichart erzählt holprig von einer desolaten Familie mit vielen Geheimnissen, von denen keines so richtig gelüftet wird.

Hannes Vollmuth

2 / 11

The Forest

Kinostart - "The Forest"

Quelle: Splendid Film

In Japan gibt es einen Wald, in den Menschen gehen, um sich umzubringen. Dieser echte, unheimliche Ort ist der Ausgangspunkt für Jason Zadas nicht sehr unheimlichen Horrorfilm. "Game of Thrones"-Darstellerin Natalie Dormer spielt darin Zwillingsschwestern: Eine ist im Selbstmordwald verloren gegangen, die andere sucht - und lässt sich mehrmals von japanischen Schulmädchen erschrecken.

Karoline Meta Beisel

3 / 11

Gänsehaut

Kinostart - "Gänsehaut"

Quelle: Sony Pictures Releasing GmbH

Helden aus R.L. Stines Jugendgruselbestsellern wie der unsichtbare Freund, die Riesenheuschrecke, eine Schar tödlicher Gartenzwerge, der Werwolf aus den Fiebersümpfen und die unheimliche Bauchrednerpuppe werfen eine amerikanische Kleinstadt ins schaurig vergnügliche Chaos. Zusammen mit Jack Black als Stine und einem beherzten Teenagerduo verbindet Rob Letterman (Monster vs Aliens) selbstironische Satire auf die formelhafte Konstruktion des weltweiten Jugendphänomens mit lustvoller Hommage ans klassische Horrorkino und setzt dabei auf charmant unperfekte Nostalgie. Hier unsere Videokritik zum Film.

Anke Sterneborg

4 / 11

Grenzbock

Grenzbock

Quelle: Farbfilm

Eine faszinierende Figur hat sich Dokumentarfilmer Henrik Löbbert da zweifelsfrei vorgenommen: der Jäger, diese urige deutsche Gestalt, eingekreist von Ritualen und Revierbürokratie, Waldromantik und Effizienzdenken. Löbberts großer Fehler: Dass er ihm nicht enger auf die Pelle rückt, als Beobachter zu zaghaft und distanziert bleibt, macht den Film zu einer ermüdenden Angelegenheit. Ein paar tolle Naturbilder, gelernt man hinterher nichts.

Annett Scheffel

5 / 11

Lichtes Meer

Kinostart - "Lichtes Meer"

Quelle: Salzgeber

Liebesgeschichte zwischen zwei Matrosen, einem Deutschen und einem Franzosen, auf einem Containerschiff. Stefan Butzmühlens Film hat die besten Voraussetzungen für eine Passion à la Jean Genet. Nur erzählt leider die Offstimme die Geschichte mehr, als dass man sie sieht. Zu wenig Arbeit an und zwischen den Körpern, das ist zu wenig für den Alltag auf einem Containerschiff - und für einen queeren Film.

Philipp Stadelmaier

6 / 11

Mittwoch 04.45

Kinostart - "Mittwoch 04.45"

Quelle: Neue Visionen Filmverleih

Neo-Noir-Thriller im krisengeschüttelten Athen 2010, in dem jeder pleite ist, auch die Verbrecher. Aus diesem Grund muss der Chef eines Jazzclubs seine Schulden bei einem Kredithai bezahlen. Dafür hat er 30 Stunden Zeit, zusätzlich machen Musiker, Frauen und Kinder Probleme. Alexis Alexious düsteres Genrestück zeigt Angst in konträren Milieus, wo Blut oder Neon auf dem Asphalt glänzen.

Doris Kuhn

7 / 11

Projekt A

Kinostart - "Projekt A"

Quelle: Marcel Seehuber/Drop-Out

Am Anfang stehen brennende Autos und rote Fahnen in Athen, am Ende das Münchner "Kartoffelkombinat". Als aktivistisches "Projekt A Kollektiv" porträtieren die Dokumentarfilmer Marcel Seehuber und Moritz Springer vier europäische Projekte unter einem diffusen Anarchie-Begriff. In abnehmender Radikalität, aus Gründen der Bekömmlichkeit, verwässern sie anarchistische Selbstermächtigung mit Feelgood-Sozialismus. Zum Abspann gibt's einen Song der "Ärzte".

Philipp Bovermann

8 / 11

Robinson Crusoe

Filmstart - "Robinson Crusoe"

Quelle: Studiocanal

Auch auf einer Insel ist niemand eine Insel. In Vincent Kesteloots Animationsfilm erzählt ein Papagei die Geschichte seiner Freundschaft mit dem naiv-chaotischen Robinson Crusoe, der am Ende seine exotische Insel gar nicht mehr verlassen will. Das muss an den vielen freundlichen Tieren liegen, deren Schnäbel, Rüssel und Schnauzen dem Zuschauer extrem dreidimensional aus der Leinwand entgegenragen.

Kathleen Hildebrand

9 / 11

Sibylle

Kinostart - "Sibylle"

Quelle: eksystent distribution filmverleih

Alltag wird Alptraum. Architektin und Middleclass-Mama Sibylle (souverän: Anne Ratte Polle) stolpert in ein Labyrinth der Verstörung und des Schreckens. Das klassische Psychothriller-Szenario präsentiert Michael Krummenacher teils als Seelenriss-Drama, teils als Horror-Genre-Zitat, beides halbherzig, sodass die Angstbilder von gespenstisch leeren Hotels und Identitätsverlust nur so ein klein wenig Buh! machen.

Rainer Gansera

10 / 11

Suffragette

Kinostart - "Suffragette"

Quelle: Concorde Filmverleih GmbH

Sarah Gavron hat ein historisches Gebiet aufgetan, über das es kaum Filme gibt: Den Kampf ums Frauenwahlrecht und wie es dazu kam. Carey Mulligan spielt eine Fabrikarbeiterin in London, die sich 1912 der Suffragetten-Bewegung anschließt, aus Verzweiflung. Sehr geradliniges Drama, mit Meryl Streep als Anführerin Emmeline Pankhurst.

Susan Vahabzadeh

11 / 11

Tschiller: Off Duty

Kinostart - "Tschiller: Off Duty"

Quelle: Warner Bros Ent.

Im neuen Schweiger-Tatort von Christian Alvart beweist der Hauptdarsteller zumindest eines: Er kann Kino besser als Fernsehen. Nicht, dass der Film sonderlich gut wäre, aber die ganze Action wirkt im Großformat zumindest weniger peinlich. Die Story erinnert dabei an viele, viele Genre-Klassiker und deren billigere Nachahmer: Held befreit Tochter aus den Klauen skrupelloser Menschenhändler und rächt dabei nebenher den Tod seiner Exfrau. Überraschungen bleiben weitgehend aus - man kann den deutschen Film zwar aus dem Fernsehen nehmen, aber das deutsche Fernsehen nun mal nicht aus dem deutschen Film.

Robert Hofmann

© SZ.de/roho/jobr
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