Ökumene:Da bin ich!

Papst trifft Patriarch - nach 962 Jahren Konkurrenz.

Von Matthias Drobinski

Jetzt treffen sich also demnächst der Moskauer Patriarch und der Papst aus Rom, nach 962 Jahren des Misstrauens und der Konkurrenz zwischen ihren Kirchen. Man kann das historisch nennen, egal, was auf Kuba jenseits der diplomatischen Freundlichkeiten und brüderlichen Umarmungen herauskommt. Zwischen dem polnischen Papst Johannes Paul II. und dem Patriarchen Alexij II. herrschte in den Neunzigern noch kalter Krieg; zur Strafe ließen die Moskauer dann Benedikt XVI. abblitzen, so sehr er sich bemühte. Erst der Papst aus Lateinamerika konnte die innereuropäischen Verhärtungen durchbrechen.

Man hat Papst Franziskus ein geringes Interesse an der Ökumene unterstellt, und tatsächlich hat er bislang nichts wirklich Bedeutendes zum Thema veröffentlicht. Er hat jedoch zu einer "Ich komm' dann mal vorbei"-Diplomatie gefunden, die sich wenig um die Probleme der getrennten Kirchen schert und statt dessen darauf setzt, dass die Christen gemeinsam reden und handeln müssen, wollen sie global etwas bewegen.

So hat er es auch bei dem anderen historischen Besuch vor, der in diesem Jahr ansteht: Am 31. Oktober wird Franziskus zum Beginn des Reformations-Jubiläumsjahres ins schwedische Lund reisen, zum Lutherischen Weltbund. Zum ersten Mal nach 500 Jahren wird ein Papst mit lutherischen Geistlichen im Gottesdienst am Altar stehen. Warum nicht - wenn er nun schon mal vorbeigekommen ist in Lund - er, der Papst?

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