Myanmar:Alles Gold, was glänzt

Myanmar: Shwedagon-Pagode in der burmesischen Hauptstadt Yangon gilt als größte Pagode der Welt. Sie ist mit 60 Tonnen Blattgold überzogen.

Shwedagon-Pagode in der burmesischen Hauptstadt Yangon gilt als größte Pagode der Welt. Sie ist mit 60 Tonnen Blattgold überzogen.

(Foto: Frank Sistenich)

Land der Pagoden: Eine Flussfahrt auf dem Chindwin, einem Nebenfluss des Irrawaddy, führt in eine noch weniger bekannte Region mit unzähligen Klöstern.

Von Frank Sistenich

Myanmar, das größte buddhistische Land Südostasiens, erlebt seit seiner Öffnung für den Tourismus einen Boom bei Flusskreuzfahrten. Diese haben im Land eine lange Tradition, schon die Engländer gründeten 1865 während der Kolonialherrschaft eine Flotte, die in den Zwanzigerjahren mit mehr als 650 Dampfern die größte private Flussschifffahrtsgesellschaft der Welt war. 1948 endete die britische Kolonialherrschaft. Einige ihrer Schiffe dienen nun als Vorbild in Design und Ausstattung.

Ein Beispiel ist die Thurgau Exotic I, Baujahr 2010. Das kleine Schiff mit elf Kabinen für 21 Passagiere gehört zu einer Schweizer Reederei, die Bordsprache ist Deutsch. Auf Deck und in den Kabinen dominiert Holz, komfortable Korbsessel erinnern an die Kolonialzeit. Alle Kabinen sind in Wohn- und Schlafbereich unterteilt und haben Zugang zur umlaufenden Veranda des Schiffes. Sogar vom Bett aus kann der Gast den Lauf des Flusses verfolgen. Die Atmosphäre an Bord ist privat; bei Cocktails und Snacks spricht man sich schon nach dem Ablegen mit dem Vornamen an. Der Chindwin verläuft parallel zum Irrawaddy auf westlicher Seite. Die Traditionen, der Buddhismus und die weitgehend unberührte Natur machen die Reise spannend. Das Land war mehr als ein halbes Jahrhundert von der internationalen Gemeinschaft isoliert. Dadurch blieben Sitten und Gebräuche erhalten, die in anderen Ländern längst dem internationalen Mainstream gewichen sind. Die Männer tragen bodenlange Wickelröcke, den Longyi. Die dominierende Farbe im Landschaftsbild ist Gold, es glänzt auf Pagoden und Stupas, die den Flusslauf säumen. Nach buddhistischem Glauben wird jeder mit einem Platz im Paradies belohnt, der eine Pagode stiftet.

Wer den Chindwin bereist, fliegt vom internationalen Flughafen der alten Hauptstadt Yangon weiter nach Mandalay. Die zwei Millionen Menschen zählende Metropole liegt zwar am Irrawaddy, aber eine Tagesreise flussabwärts erreicht die Thurgau Exotic I bereits die Mündung des Chindwin. Von da an kreuzt sie zwölf Tage auf dem exotischen Fluss. "Nur dreimal jährlich zur Monsunzeit im Sommer befährt unser Schiff den Chindwin von Mandalay bis hinauf nach Sittaung im Nordwesten Myanmars, bis dicht an die indische Grenze", erklärt Kreuzfahrtdirektor Ho Too.

Auf dem Weg zur Chindwin-Mündung gelangt man in Sagaing ins buddhistischen Zentrum des Landes. Zwischen den zum Fluss abfallenden grünen Hügeln des Ortes wohnen mehr als 6000 Mönche und Nonnen in historischen Klöstern. Rosa Gewänder, bodenlang und aus dünnem Taft, bestimmen das Bild im Nonnenkloster. Dort erzählt die 92 Jahre alte Äbtissin vom klösterlichen Alltagsleben. Sie erklärt, dass in Myanmar derzeit etwa 400 000 Mönche und 150 000 Nonnen leben. Auch tags darauf in Amarapura bietet sich ein ähnliches Bild. Die "Stadt der Unsterblichen" aus dem 14. Jahrhundert liegt am anderen Flussufer. Zweimal war Amarapura Königsstadt, heute ist sie neben ihren Klöstern für die Seidenweberei berühmt. Wahrzeichen aber ist die älteste und mit 1,2 Kilometern längste Teakholzbrücke der Welt über den Taungthaman See.

Höhepunkte dieser Reise sind Monywa, mit 200 000 Einwohnern größte Stadt am Chindwin, und die Thanbodhi Pagode. Mehr als eine halbe Million kleiner und großer Buddhastatuen innerhalb der Pagode entfalten ihre Pracht. Weiter flussaufwärts liegt Mawleik. Die Stadt war einst koloniales Verwaltungszentrum der Region. Ein Ausflug im Tuktuk führt zu alten Prachtbauten der Engländer, die den einstigen Glanz der Stadt erahnen lassen. Doch alles überstrahlt schon von Weitem der Pagodenhügel von Masein mit seinen im Sonnenlicht glänzenden Stupas.

Schon aus der Ferne leuchten nach zwölf Tagen auf dem Fluss die Tempelanlagen von Bagan, der alten Hauptstadt des Königreichs Birma von 1044 bis 1287. Neben etwa 3000 historischen Monumenten lockt der Besuch von Lackkunst-Manufakturen. Die Schalen und Dosen aus Bambus, Rosshaar, Lack und Blattgold sind hochwertig und eignen sich als authentische Geschenke.

Informationen: www.thurgautravel.ch

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