Reiche Ökonomen:Diese Ökonomen machte ihr Wissen steinreich

Unter ihnen ist ein Börsen-Orakel, ein Lehrbuchautor - und die reichste Ente der Welt.

Von Vivien Timmler und Matthias Huber

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John Maynard Keynes - Das Stehaufmännchen

John Maynard Keynes

Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo

Wer die ökonomische Zusammenhänge dieser Welt versteht, sollte auch seine privaten Finanzen im Griff haben. Mehr noch: Er sollte mit seinem Wissen doch reich werden - könnte man meinen. Tatsächlich aber haben nur die wenigsten Ökonomen ihr Wissen zu Geld gemacht. Karl Marx, Milton Friedman, Walter Eucken - sie alle wurden trotz ihrer Bekanntheit nicht reich.

Einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts hingegen, John Maynard Keynes (1883-1946), hat genau das geschafft. Während der Zwanzigerjahre war er sogar kurz davor, der reichste Ökonom der Geschichte zu werden. Doch dann wurde er 1929 genau wie viele andere, die weitaus weniger von der Materie verstanden als er, vom Börsencrash überrumpelt. Keynes verlor drei Viertel seines Vermögens.

Doch statt sich damit abzufinden, änderte Keynes seine Strategie: Er machte sich auf die Suche nach unterbewerteten Unternehmen, von deren Management und Ertragsaussichten er überzeugt war, investierte schließlich nach ausführlichen Analysen - und schaffte es innerhalb kurzer Zeit, sein Vermögen wiederherzustellen. Bei seinem Tod hinterließ er einen Nachlass von 457 529 Pfund, heißt es in Biografien - nach heutigem Wert knapp 25 Millionen Dollar - was ihm zum zweitreichsten Ökonomen der Geschichte macht.

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Paul Samuelson - Der Passive

Paul A. Samuelson

Quelle: Getty Images

Der Namen Paul Samuelson dürfte wohl jedem VWL-Studenten ein Begriff sein. Dessen inzwischen in 19 Sprachen übersetztes Werk "Economics" ist bis heute das meistverkaufte VWL-Lehrbuch aller Zeiten. Er verdiente damit gutes Geld - wirklich reich wurde er jedoch nicht als Autor, sondern als Investor.

Samuelson (1915-2009) wirkte maßgeblich an der Bildung eines der ersten und einflussreichsten Hedgefonds mit (Commodities Corp.) und fuhr damit in den Siebzigern und frühen Achtzigern beachtliche Renditen ein. Gleichzeitig investierte er einen Teil seines Vermögen in die Holding Berkshire Hathaway des amerikanischen Großinvestors und Multimilliardärs Warren Buffet.

Zu Lebzeiten befasste sich Samuelson vor allem mit der Effizienz von Märkten und wies nach, dass niemand dauerhaft bessere Ergebnisse erzielen kann als der Markt - ein frühes Plädoyer für passive Investments wie Exchange Traded Funds (ETFs), die einen Index wie den Dax stur nachbilden und dabei deutlich preiswerter sind als aktiv verwaltete Fonds.

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Irving Fisher - Der Gescheiterte

Irving Fisher, 1927

Quelle: Bain News Service / Library of Congress

Der neoklassizistische Ökonom Irving Fisher (1867-1947) hätte reich werden können, sehr reich sogar. Zwischenzeitlich häufte er mehrere Millionen Dollar an - allerdings eher als Erfinder, denn als Ökonom. Lange währte sein Vermögen jedoch nicht, Fisher verlor seine Millionen bald wieder, und zwar nahezu komplett.

Das kam so: Fisher ist der Erfinder eines Karteikartensystems, und zwar des Vorläufers des "Rolodex", der auch heute auf vielen Schreibtischen steht. 1911 ließ er sich seine Erfindung patentieren, 14 Jahre später verkaufte er sie an einen Schreibmaschinenhersteller für 10 Millionen Dollar in Aktien.

Fisher galt in den Zwanzigerjahren als Orakel der Wall Street. Genau wie Keynes sah er den Börsencrash von 1929 und die anschließende Depression aber nicht kommen, das verbindet die beiden Ökonomen. Doch anders als Keynes war Fisher anschließend nicht in der Lage, sein Vermögen wieder aufzubauen.

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David Ricardo - Der Reichste

David Ricardo

Quelle: Getty Images

Als der Brite David Ricardo (1772-1823) im Alter von 21 Jahren anfing, an der Londoner Börse zu arbeiten, betrug sein Vermögen etwa 800 Pfund. Bei seinem Tod knapp 30 Jahre später hatte er nach Schätzungen seines Biografen 775 000 Pfund angehäuft - nach heutigem Wert rund 40 Millionen Euro. Das macht ihn zum reichsten Ökonomen der Geschichte.

Seine Strategie: Er investierte, ähnlich wie später Keynes und Buffett, in Unternehmen, von denen sich eigentlich kaum jemand große Renditen versprach. Um herauszufinden, ob diese Firmen wirklich unterbewertet waren, ließ er sich einerseits genau deren Geschäftsstrategie erklären. Erst wenn er von dieser überzeugt war, analysierte er mit eigenen Methoden die Zukunftsaussichten des Unternehmens - und stecke erst danach sein Geld hinein.

Sein Vermögen erlaubte es ihm schließlich, sich ganz den ökonomischen Studien zu widmen. Diese haben mit Investments allerdings wenig zu tun: Den Namen David Ricardo verbindet man heute hauptsächlich mit der "Theorie der Grundrechte" und komparativen Kostenvorteilen. Ihr zufolge soll ein Land jene Güter produzieren und exportieren, die es mit den geringsten Arbeitskosten selbst herstellen kann.

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Adam Smith - Der Aufklärer

Adam Smith

Quelle: Getty Images

Anders als viele seiner Kollegen interessierte sich Adam Smith (1723-1790), der heute als Begründer der freien Marktwirtschaft gilt, nicht dafür, sein Geld an der Börse zu vermehren. Der Ökonom bemühte sich vielmehr darum, in der Berufshierarchie weiter aufzusteigen. Er wollte schon mit 25 Jahren Professor werden. Da er keine Anstellung fand, hielt er eine Serie öffentlicher Vorlesungen in Edinburgh - und wurde wenig später mit nur 27 Jahren Professor für Logik und Moralphilosophie an der Universität Glasgow. Bald übernahm er sogar einen eigenen Lehrstuhl und wurde fortan sehr gut bezahlt.

1763 legte er seine Professur jedoch nieder und wurde Lehrer des Sohnes eines britischen Aristokraten - eine finanziell sehr lukrative Tätigkeit. Mit eben diesem Aristokraten begab er sich wenig später auf eine dreijährige Bildungsreise, die ihm eine lebenslange Rente von damals üppigen 300 Pfund Sterling einbrachte.

Über das Vermögen, das Smith nach seinem Tod hinterließ, ist nichts bekannt - er dürfte jedoch aufgrund seiner geringen Ausgaben und seiner festen Rente hinter David Ricardo und John Maynard Keynes der drittreichste Ökonom der Geschichte sein.

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Dagobert Duck - Die reichste Ente der Welt

Gemälde von Disney-Zeichner Carl Barks in Auktion

Quelle: dpa

Als der Comicautor Carl Barks im Jahr 1947 Dagobert Duck erfand, hatte er mit Sicherheit nicht das Bild eines klassischen Ökonomen vor Augen. Trotzdem brachte die Ente Millionen von Kindern auf der ganzen Welt im übertragenen Sinne bei, wie der Kapitalismus funktioniert.

Sein Geld machte der Erpel zwar mit Bodenschätzen und Industriebesitz und nicht wie seine Kollegen an der Börse, dafür konnte er es dort auch nicht durch halsbrecherische Investments und Fehlkalkulationen verlieren. Sparsam und geizig, wie er war, wusste Dagobert Duck seinen Reichtum zu bewahren. Er ist einer der bekanntesten Sparer überhaupt und dürfte seinen tierischen Nachkommen wohl ein beachtliches Vermögen hinterlassen haben.

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