Edathy:Genug gestraft

Die SPD hat nur die Partei und nicht den Menschen gesehen.

Von Detlef Esslinger

Auch die letzte juristische Auseinandersetzung ist nun für Sebastian Edathy beendet. Er wird nicht aus der SPD ausgeschlossen, er lässt jedoch seine Mitgliedsrechte fünf Jahre lang ruhen - darauf haben sich der Ex- Bundestagsabgeordnete und die Partei geeinigt. Viel hat deren zuständiges Gremium, die Bundesschiedskommission, dazu nicht mitgeteilt; nur den Grund hat sie offenbart: Die Einigung erfolge "im Interesse" der SPD.

Sehr, sehr lange hat die Partei daran festgehalten, Edathy förmlich aus ihren Reihen zu entfernen. Sie hat von dieser Verbissenheit auch nicht lassen wollen, nachdem der Strafprozess gegen den Mann quasi im Nichts geendet war. Stets hat sie nur auf das geachtet, was angeblich in ihrem Interesse lag; die Verantwortung gegenüber dem Menschen Edathy hingegen war nichts, was die Parteiführung sonderlich umtrieb.

Bei dem Fall handelte es sich um eines jener Themen, die die Öffentlichkeit mitunter in einem Ausmaß weit jenseits seiner tatsächlichen Relevanz beschäftigen - wenn der Begriff "Kinderpornografie" fällt, noch dazu im Zusammenhang mit einem Prominenten, wird auf tatsächliche Relevanz selten geachtet. Natürlich hat Edathy der SPD nicht gerade genutzt. Aber den Schaden hat letztlich allein er: De facto verstoßen, mit einem Namen gezeichnet, der sich für lange Zeit eingeprägt hat, und keinerlei berufliche Alternative in Sicht - viele Betrüger und Einbrecher haben's besser.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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