Umwelt:Müll für die Ewigkeit

Plastiktüte

Aus Plastik oder kompostierbar: Die Wegwerftragetaschen sind für die Umwelt gleichermaßen schädlich.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Bakterien auf dem Meeresgrund können Plastiktüten nicht abbauen. Das gilt auch für kompostierbare Tragetaschen.

Von Mathias Tertilt

Plastiktüten, die ins Meer gelangen und auf den Grund sinken, können offenbar nicht abgebaut werden. Die in den Sedimenten lebenden Mikroorganismen schaffen es nicht einmal, kompostierbare Tragetaschen zu zersetzen, schreiben Forscher aus Kiel in der Fachzeitschrift Marine Pollution Bulletin. Um die natürlichen Abbauprozesse auf dem Meeresboden zu simulieren, steckten die Wissenschaftler im Labor herkömmliche und kompostierbare Plastiktüten in Sedimentproben. Knapp hundert Tage lang beobachteten sie, ob die Bakterien den Kunststoff in sauerstoffreichen oder sauerstoffarmen Sedimentschichten angriffen. Der Sauerstoffanteil bestimmt maßgeblich, welche Mikroorganismen dort vorkommen. Für den Abbau des Plastiks spielte das allerdings keine Rolle, denn in keiner der beiden Schichten konnten die Mikroorganismen die Tüten zersetzen. Einen Unterschied konnten die Forscher allerdings feststellen: Das kompostierbare Plastik wurde stärker von Bakterien besiedelt als herkömmliche Tüten, die Bestandteile mit antibakterieller Wirkung enthalten können. Welche Bakterienarten genau auf dem Kunststoff wuchsen, haben die Forscher nicht analysiert. Die Menge an Mikroorganismen hatte letztendlich aber keinen Einfluss auf den Plastikabbau. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kunststoffe am Meeresgrund überhaupt nicht abgebaut werden oder aber nur extrem langsam. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Temperatur dort nicht ausreicht, damit Bakterien die Kunststoffe effektiv zersetzen können. Sie schlagen vor, in Zukunft Plastiktüten zu entwickeln, die auch von Meeresbakterien in kurzer Zeit abgebaut werden können.

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