Sport in Russland:Anti-Doping-Kampf in Russland: Sehr viele Herzprobleme

  • Er soll ein Buch über die Historie des Dopings geplant haben, nun ist der Ex-Geschäftsführer von Russlands Anti-Doping-Agentur tot.
  • Die Todesursache bei Nikita Kamajew soll ein Herzinfarkt sein, über Herzprobleme hatte der 52-Jährige zuvor nicht geklagt.
  • Bei Kamajew handelt es sich bereits um den zweiten Todesfall eines früheren Rusada-Funktionärs binnen weniger Wochen.

Von Johannes Aumüller

Zwei Monate nach seinem Rücktritt im Zuge des großen Dopingskandals ist der frühere Geschäftsführer der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada), Nikita Kamajew, im Alter von nur 52 Jahren verstorben. Todesursache sei vermutlich ein Herzinfarkt, teilte sein ehemaliger Arbeitgeber mit. Kamajew war im Dezember zusammen mit anderen Verantwortlichen der Rusada zurückgetreten, nachdem ein Report der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) schwere Verfehlungen in der Leichtathletik und Verstöße gegen die Vorschriften festgestellt hatte. Er wies alle Vorwürfe zurück. Dem Vernehmen nach soll Kamajew erwogen haben, ein Buch über die Historie des Dopings in Russland zu schreiben, und sich diesbezüglich schon an westliche Journalisten gewandt haben.

Aus dem Umfeld des Verstorbenen ist zu vernehmen, dass es zuletzt sogar Drohungen gegen ihn gegeben haben soll. Kamajews Tod kam überraschend. Noch am Samstag sei er wohlauf gewesen, berichten Personen, die mit ihm zu tun hatten. Doch nach dem Skifahren habe er plötzlich über Herzschmerzen geklagt, sagte der ebenfalls im Dezember zurückgetretene Rusada-Funktionär Ramil Chabrijew der Agentur Tass: "Er hat nie von Herzproblemen gesprochen, zumindest nicht mir gegenüber." Die amtierende Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch sagte, sie wisse nichts über eine mögliche Herzschwäche Kamajews. Der durch die Doping-Enthüllungen unter Druck geratene Sportminister Witali Mutko teilte mit: "Wir bedauern seinen Tod sehr." Kamajew habe die Anti-Doping-Organisation in Russland geprägt.

Bei Kamajew handelt es sich bereits um den zweiten Todesfall eines früheren Rusada-Funktionärs binnen weniger Wochen. Anfang Februar war Wjatscheslaw Sinew, der die Organisation von ihrer Gründung 2008 bis 2010 geleitet hatte, gestorben. Die Todesursache wurde nicht genannt. Aus Moskau hieß es, Sinew habe bekanntermaßen mit Herzproblemen zu kämpfen gehabt.

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