Montessori-Schule:Ärgerliches Ping-Pong-Spiel

Der Kampf von Lehrern und Eltern ist vorbei: Die Stadt entscheidet sich gegen die Montessori-Schule an der Reutberger Straße

Von Thomas Kronewiter

Eine Überraschung ist sie nicht, die am Donnerstag getroffene Entscheidung gegen die Sendlinger Montessori-Schule. Eine Entscheidung, die vor allem eines zeigt: das Desinteresse der Bildungspolitiker an dieser Schulform. Freilich haben die Verantwortlichen in der Stadt München derzeit gewaltige Probleme zu lösen - die Schulbauoffensive bindet Kräfte und Ressourcen, die Milliarden-Investitionen wollen sorgsam abgewogen sein, die wenigen freien Plätze in der dicht bebauten Stadt ebenso sorgfältig verwaltet. Der bevorstehende Wechsel an der Spitze des Bildungsreferates macht die Situation nicht gerade leichter.

Ein Opfer dieser Großgemengelage ist die Montessori-Schule an der Reutberger Straße. Die Vereinsverantwortlichen mussten lernen, dass Politik und Verwaltung im Zweifel das eigene Hemd näher ist als die Hose der anderen. Für Bildungsträger stadtauf, stadtab ist das ein Signal, das aufhorchen lässt: Für zentrumsnahe Alternativangebote zum städtischen Standardprogramm ist im Zweifelsfall kein Platz. Stehen sie städtischen Planungen im Weg, müssen sie gegebenenfalls weichen. Was die Bildungslandschaft der Innenstadt verliert, ist nicht wenig: Altersgemischte Klassen wird es im jetzt vorgesehenen Ausweichquartier an der Haderner Heiglhofstraße so nicht geben, im Gegensatz dazu war und ist Inklusion im Sprengel Standard in Sendling. Und dort wird nun auch das geplante Montessori-Zentrum nicht realisiert, das stufenweise um Kinderkrippe und weiterführende Schule hätte ergänzt werden sollen.

Dass die 60 Montessori-Kinder im Kindergarten, die 80 Grundschulkinder und die 48 Kinder in der Mittagsbetreuung notfalls in Hadern an der Heiglhofstraße unterkommen, ist für die Politiker das Feigenblättchen, hinter dem sie sich prima verstecken können. Niemand landet auf der Straße, wiewohl die Nachbar-Sprengelschulen an der Gotzinger- und der Implerstraße vermutlich zum Auffangbecken werden müssen für all diejenigen, die nicht wechseln wollen.

Richtig ärgerlich ist, wie das Ping-Pong-Spiel vor dem Stadtratsvotum nun drei Jahre lang ergebnislos abgelaufen ist: So lange haben die Montessori-Vertreter nichts unversucht gelassen, geackert und Vorschläge gemacht. Nun bleibt nur noch das Abwickeln.

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