Kultur:Spielfreudig und angriffslustig

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Das "Duo Asap" spielt vor vollem Haus in der Aula des Gilchinger Gymnasiums. Die beiden Musikerinnen überzeugen durch Leidenschaft und Homogenität

Von Reinhard Palmer, Gilching

Prokofjews eher abfälligen Worte über die Duobesetzung mit zwei Violinen konnte die beiden jungen Musikerinnen Almuth Siegel und Ágnes Pusker nicht von der Idee abbringen, sich zu einem Duo zusammenzutun. Und sobald wie möglich, wie der aus den Initialen ihrer Namen gebildete Ensemblename verrät: Asap - as soon as possible. An Publikum fehlt es für diese Ensemblebesetzung nicht. Schon gar nicht in der Gymnasiusaula Gilching, ist doch Siegel eine beliebte Gilchingerin.

Das Kunstforum konnte sich über ein fast volles Haus freuen, zudem über viele junge Besucher. Und auch der in der Region lebende Komponist Graham Waterhouse, bekam er doch so für die Uraufführung seines Werkes "L. A. Duophony" von 2015 einen angemessenen Rahmen. Das L. A. im Titel bezieht sich auf die Widmungsträgerin, die Geigenpädagogin Lucy Akehurst, andererseits auf ein Erlebnis des Komponisten in Los Angeles. Einen Latinoamerikaner habe er dort trommeln hören, formulierte er im Begleittext, den Siegel in der Moderation vortrug. Sein komplexes rhythmisches Muster wurde zur Grundlage der Charakterisierung der rastlosen Stadt. Ein kraftvoller, vom Schmiss und tänzerischen Schwung her volksmusikalisch wirkender Satz umschließt dabei eine sehnsuchtsvolle Melodie. Dieses Kontrastprogramm kam dem Duo des Abends deutlich entgegen, das einerseits sich in den kraftvollen Einsätzen spielfreudig und angriffslustig zeigte, andererseits an den lyrischen und melancholischen Stellen emotional berührende Sanglichkeit entwickelte. Aber auch als zum Ende hin Waterhouses Musik zu grooven begann, waren Siegel und Pusker leidenschaftlich bei der Sache.

Man staunte angesichts der zahlreichen Kompositionen für diese nur scheinbar karge Besetzung. Das Duo trat eher den Beweis an, dass es in der Kombination schon sehr spannend werden kann, zumal die beiden großartigen Musikerinnen höchste Präzision und Hingabe an den Tag legten. Erstaunlich dabei die Homogenität im Zugriff wie im Klang. Die zwischen den Beiden wandernden Stimmen wurden stets nahtlos übernommen. Pusker klang vielleicht eine Idee dunkler und leidenschaftlicher, während Siegels Instrument mit etwas mehr Brillanz bisweilen bravouröser daherkam. In den Eingangswerken war davon kaum etwas zu spüren, handelte es sich hier um zwei recht unterhaltsame Musiken zwischen festlicher Historisierung von Max Zenger (Sonate) und geschmeidig galanter Spritzigkeit von Robert Fuchs (zwei Stücke aus "Phantasiestücke" op. 105). Während in Spohrs Duo op. 67/2 das Ensemble mit einer schlüssigen, dichten Dramaturgie punktete, ging es in Milhauds Sonatina op. 221, die schon im Notentext weniger Geschlossenheit aufweist, vielmehr um eine Vielzahl feinster Nuancen. Mit Beispielen aus den Miniaturduos von Bartók kamen drei Perlen der Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts zur Aufführung. Eine Gelegenheit für das Duo Asap, Leidenschaft, Temperament und vor allem Spielwitz unter Beweis zu stellen. Das gelang vorzüglich, ebenso die Bewährungsprobe der spannungsgeladenen Melancholie in Prokofjews Sonate op. 56, die geradezu das gesamte Spektrum der Klangmöglichkeiten des Violinduos durchexerzierte.

Das Ensemble sucht immer wieder Verbindungen zu anderen Kunstgattungen. Die visuelle Konzeption von Helga Chylek mit Bildprojektionen über Bachs Andante aus der Solosonate a-Moll sowie von Helmut Eder ("Hommage à J.S.B.) brachte aber mit seichten Farbbildern von Wasserspiegelungen und Sonnenuntergängen eine eher unpassend esoterisch-romantische Note ins Spiel. Vor fast 100 Jahren waren vergleichbare Versuche am Dessauer Bauhaus weit avantgardistischer.

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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