Wald in Gefahr:Förster sind in Alarmbereitschaft

Rothschwaiger Wald

Nach dem Sturm im Frühjahr 2015, dem trockenen Sommer und dem milden Winter geht es dem Wald schlecht.

(Foto: Günther Reger)

Nach dem Supersommer 2015 und dem milden Winter ist der Wald im Landkreis Freising in einem schlechten Zustand. Schädlinge finden ideale Lebensbedingungen - und könnten sich bei den ersten Sonnenstrahlen schlagartig vermehren.

Von Alexandra Vettori, Freising

Es wird ein spannendes Jahr für private Waldbesitzer und den Staatsforst. Denn nach Frühjahrssturm und sommerlicher Hitze sorgt jetzt der milde Winter für höchste Gefahr an der Schädlingsfront. Die Förster sind in erhöhter Alarmbereitschaft, weil Borkenkäfer und Co nur auf die ersten Sonnenstrahlen warten, um sich schlagartig zu vermehren. Alles hängt von der Aufmerksamkeit der Förster ab - und vom kommenden Sommer. Dass die Trockenheit des vergangenen Sommers zu massiven Zuwachsverlusten in Bayerns Wäldern geführt hat, wie kürzlich Forstminister Helmut Brunner bekannt gab, ist da noch das kleinere Übel.

Laut Minister Brunners Bericht im Landwirtschaftsausschuss des Landtags haben erste Stichproben ergeben, dass Hitze und Wassermangel des vorigen Sommers zu 30 Prozent weniger Holzzuwachs geführt haben, bei Fichten ist es sogar mehr als die Hälfte. So genau wissen es die Forstleute in den Wäldern noch nicht, allerdings sieht auch Alfred Fuchs, der Leiter im Freisinger Staatsforst, viele geschwächte Waldbäume bei seinen Kontrollfahrten. Die leuchtend Hellen zum Beispiel, sagt er, "das sind die Kupferstecherbäume", befallen vom gleichnamigen Rüsselkäfer. Alfred Fuchs hat deshalb momentan andere Sorgen als den Holzzuwachs des vergangenen Jahres: "Das Wachstum kümmert uns eher wenig. Wir sind noch mit dem Rest des Windwurfes vom vergangenen Jahr beschäftigt. Das muss so schnell wie möglich raus." Glücklicherweise sei der gerade zu Ende gehende Winter trotz milder Temperaturen für das schwere Gerät der Forstleute kein Problem gewesen. "Es gab keine Schlechtwetter-Unterbrechungen und immer wieder auch Frost, sodass wir die Waldwege gut befahren konnten", sagt Fuchs.

Der milde Winter hat dazu geführt, dass die Schädlinge nicht in Starre verfallen sind

Trotzdem wirkt das schwierige Jahr 2015 für die Holzwirtschaft noch nach. Dabei hatte es so gut angefangen. Der Winter 2015 war kalt, und so konnte der Einschlag planmäßig stattfinden. Im April aber fegte ein Orkan über das Land, vor allem im Münchner Süden krachten ganze Waldstücke um, aber auch der Landkreis Freising wurde in Mitleidenschaft gezogen. "Wir hatten ungefähr 30 000 Festmeter Sturmwurf, und vor allem überall. Kein Waldstück, wo nichts rumlag", erzählt Fuchs. Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit, weil umgefallene Bäume im Frühling ideale Brutnester für Schädlinge wie den Borkenkäfer sind. "Wäre es ein normaler Sommer geworden, wären die Schäden gering gewesen", sagt Fuchs. Doch der Sommer 2015 war nicht normal, sondern heiß und trocken, was die Vitalität der Bäume schwächte und die Zahl der Schädlinge weiter steigen ließ. Der milde Winter jetzt hat dazu geführt, dass sie nicht in Starre verfallen sind. "Beim ersten Sonnenstrahl sind die wieder aktiv", so Fuchs.

"Wir sind beim Sturm im vorigen Frühjahr mit einem blauen Auge davon gekommen"

Auch Josef Denk, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Freising beurteilt die Lage kritisch: "Wir sind beim Sturm im vorigen Frühjahr mit einem blauen Auge davon gekommen, aber wir müssen gewappnet sein." Nicht nur für die 1500 Mitglieder der Waldbesitzervereinigung, die insgesamt 8500 Hektar Privatwald besitzen, hat Denk deshalb einen dringlichen Rat: Förster sollten die Wälder permanent nach Schadbäumen und Bruchholz durchstreifen und sofort "nacharbeiten", also ausräumen, damit sich die Schädlinge möglichst wenig vermehren können. "Im Landkreis gibt es noch etliche Waldflächen, wo nichts gemacht worden ist, das ist gefährlich", sagt Denk. Liege ein Baum am Boden, erklärt er, habe man ohne Frost vier bis sechs Wochen Zeit, um ihn zu entfernen, dann sind die Käferlarven entwickelt.

Jetzt hänge alles vom kommenden Sommer ab, ist er überzeugt: "Ist der Sommer kühl und nass, dann haben wir es im Griff. Ist er aber heiß und trocken, dann müssen wir mit einer mittleren Katastrophe rechnen."

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