Kaffee:Strafe auf Kaffeekapseln - bringt das was?

Kaffee: Debatte um Pfand oder Abgaben auf Kaffeekapseln

Debatte um Pfand oder Abgaben auf Kaffeekapseln

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)
  • Deutsche trinken jährlich Kaffee aus Milliarden Kaffeekapseln. Nun greift Tchibo Marktführer Nespresso mit einem neuen Angebot an.
  • Wegen des Mülls durch die Kapseln wird aktuell ein Pfand oder Abgaben auf die Kapseln diskutiert.
  • Experten glauben nicht, dass solche Verteuerungen Kunden abschrecken würden.

Von Jan Schmidbauer

Christian Faller, ein schlanker Mann im schwarzen Anzug, ist der Prototyp des Kapsel-Kunden. Eiligen Schrittes hastet der 30-jährige Bankkaufmann aus der Tür des Nespresso-Geschäfts in der Münchner Innenstadt. In seiner rechten Hand: eine schicke, dunkle Tragetasche gefüllt mit Kaffeekapseln. Der neue Vorrat sollte eine ganze Weile reichen. Maximal zwei Kapseln braucht Faller am Tag. Eine für ihn, eine für seine Freundin. Er weiß, dass Kaffeekapseln teurer sind als Bohnenkaffee. Auch das Abfallproblem ist ihm durchaus bewusst. Aber Faller muss morgens früh raus, er pendelt von Augsburg nach München. Und da sei ein Kaffee aus der Kapsel das Beste. Es gehe einfach schneller, sagt er.

Bislang machen die Kapseln nach Daten des Deutschen Kaffeeverbandes nur fünf Prozent des gesamten Kaffeekonsums aus. Doch jedes Jahr kaufen die Deutschen mehr davon. Drei Milliarden kleine Portionen sind es nun. Das entspricht ungefähr 5000 Tonnen Müll in Form von Aluminium und Plastik.

Die Deutschen produzieren pro Kopf 25 Kilogramm mehr Verpackungsmüll als 2003

Deshalb hatte der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Peter Meiwald, zuletzt einen neuen Vorschlag ins Spiel gebracht. Sollten die Hersteller das Problem nicht selbst lösen, könnte doch eine Umweltabgabe oder ein Pfandsystem auf Kaffeekapseln eine Lösung für das Müllproblem sein. In der jetzigen Form dagegen seien die Kapseln ein "ökologischer Irrweg", der zur Verschwendung von Ressourcen beitrage. Den Bundeshaushalt soll eine solche Abgabe aber nicht aufpäppeln, sagt er. "Das Geld müsste in den Umweltschutz fließen."

Seit Jahren produzieren die Deutschen immer mehr Verpackungsmüll. Dem Umweltministerium zufolge warf jeder Einwohner im Jahr 2013 gut 213 Kilo davon weg - 25 Kilogramm mehr als noch 2003. Pro Kopf liegt Deutschland damit europaweit an der Spitze, kein anderes Land produziert so viel Verpackungsmüll. Dazu tragen auch die kleinen Kapseln bei.

Würden neue Hürden die Kunden von den Kapseln fernhalten? Ein Marktpsychologe ist skeptisch

Die Hersteller sehen bislang kein Umweltproblem. Deutschland habe schließlich eine flächendeckende Mülltrennung, und die gebrauchten Kapseln könnten durch das Duale System getrennt und recycelt werden, argumentiert etwa Nespresso. Auch der Hamburger Kaffeeröster Tchibo, der erst am Dienstag ein neues Kapselprodukt vorgestellt hat, ist gegen eine Abgabe oder gar ein Pfand auf Kapseln. "Die kritische Beurteilung der Kapseln beschäftigt uns natürlich", gesteht Tchibo-Chef Markus Conrad ein. Ein Pfand würde aber "einen Riesenaufwand" bedeuten. Und die jüngst vorgestellten Tchibo-Kapseln seien ohnehin komplett aus Kunststoff und daher recycelbar. Rückendeckung bekommen die Hersteller nun auch noch von der Duales System Holding, die hinter dem Label "Grüner Punkt" steht. Kaffeekapseln aus Aluminium seien "hervorragend recyclingfähig".

Doch selbst wenn ein Pfand oder eine Abgabe kommen sollte, bleibt die Frage: Kümmert eine solche Hürde die Kunden? Der Mannheimer Marktpsychologe Gert Gutjahr denkt: eher nicht. Wenn sich die Kapseln um ein paar Cent verteuerten, würden die Hersteller das womöglich gar nicht an die Kunden weitergeben. "An den Kaffeekapseln wird ja ohnehin wahnsinnig viel verdient." Eine kleine Einbuße bei der Gewinnspanne könnten die Hersteller daher durchaus verkraften. Ein Pfand dagegen könnte Wirkung zeigen, sagt Gutjahr, den Trend zur Kaffeekapsel aber wohl nicht stoppen. Der Marktpsychologe glaubt, dass vielen Kunden bewusst sei, wie viel Müll die Kapseln produzieren. "Aber der persönliche Vorteil", sagt er, "überwiegt die Bereitschaft, etwas für die Umwelt zu tun".

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