Wahlerfolge der AfD:Kulturszene bangt um künstlerische Freiheit

  • Die Wahlerfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt löst Sorgen in der Kulturszene aus.
  • Die Präsidentin der Berliner Akademie der Künste fordert die Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz, der Deutsche Kulturrat ruft zum Widerstand auf.
  • Der Intendant der Staatsoper Stuttgart erinnert allerdings daran, dass der Wählerwille akzeptiert werden müsse.

Die Alternative für Deutschland (AfD) nimmt für sich in Anspruch, den "Mut zur Wahrheit" aufzubringen, doch den Kulturschaffenden des Landes ist das AfD-Bild von der Wirklichkeit alles andere als geheuer.

Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Berliner Akademie der Künste, warnt nach den Wahlerfolgen der AfD in mehreren Bundesländern vor der Partei. "Diese rechtspopulistische Partei sollte in jedem Fall vom Verfassungsschutz beobachtet werden", sagte die Filmemacherin.

Nicht ohne Grund sei das Recht auf Asyl in der Verfassung verankert. Die Geschichte Deutschlands verpflichte uns dazu, vor Krieg und Zerstörung fliehende Menschen aufzunehmen. "Es ist perfide von der AfD, diese Verpflichtung zu banalisieren und den Menschen einzureden, unser Wohlstand sei in Gefahr."

Nachdem die AfD bei den Landtagswahlen am Sonntag in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zweistellige Ergebnisse erzielt hatte, rief der Deutsche Kulturrat zum Widerstand gegen die AfD-Politik auf. Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann zufolge, müsste der AfD so schnell wie möglich Einhalt geboten werden.

"Das ist genau das, was wir glücklicherweise überwunden haben", sagte Zimmermann darauf, dass die rechtspopulistische Partei Museen, Orchester und Theater in Sachsen-Anhalt dazu verpflichten möchte einen positiven Bezug zur Heimat zu fördern.

Freiheit der Kunst in ihrer Vielfalt

Aus gutem Grund gebe es bislang einen Unterschied zwischen denen, die Kunst machten, und denen, die Kunst finanzierten. "Es kann nicht sein, dass die AfD diesen Konsens aufbricht", betonte Zimmermann. Als zweitstärkste Kraft in Sachsen-Anhalt habe die Partei eine große Gestaltungsmacht - auch in der Opposition, weshalb man mit ihr, genauso wie mit Regierungsparteien, um Inhalte ringen müsse.

Der prominente Theatermacher Jossi Wieler rief zur Akzeptanz des Wählerwillens auf. "Die AfD ist durch einen demokratischer Prozess in das Parlament gewählt worden.", sagte der Intendant der Staatsoper Stuttgart. Jetzt liege es an den Abgeordneten dieser Partei zu zeigen, dass sie ein Demokratieverständnis haben, das auf der Landesverfassung fußt, betonte der Schweizer.

Auch die Freiheit der Kunst in ihrer Vielfalt gehöre dazu und nach Jossi Wieler müsse dafür gesorgt werden das dieses Grundrecht gilt und von der Partei respektiert wird.

Der Chef des Hanser Verlags, Jo Lendle, erklärte: "Dass eine Partei ohne echtes Wahlprogramm und ohne Lösungsvorschläge bei einer Landtagswahl so viele Stimmen bekommt, lässt einen erschaudern." Deshalb müsse Deutschland aufpassen, "kein von Launen getriebenes Land zu werden".

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