Wahlkampf:Wie "Mörtel" Lugner Österreichs Präsidenten-Wahlkampf aufmischt

Richard ´Mörtel" Lugner und Ehefrau Cathy

Richard Lugner und Ehefrau Cathy präsentieren sich bei einer Pressekonferenz im Februar als künftiges "First Couple".

(Foto: dpa)

Tanzt Cathy Lugner bald in der Hofburg am Stangerl? Man kann es absurd finden, dass der Bauunternehmer das höchste Staatsamt anstrebt. Man kann aber auch sagen: Das hat was.

Richard Lugner, in seiner Heimat auch "Mörtel" genannt, ist Österreichs erstes und prominentestes Opernlogenluder. Dem Mann ist nichts peinlich, schon gar nicht er selbst. Wo immer er mit seiner Frau Cathy auftaucht - offiziell Catherine Lugner, geborene Schmitz, 26 Jahre alt, Size Zero, dominanter Silikonbusen, schwellende Hyaluron-Lippen, Plastik-Wimpern, Barbie-Haar -, ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss. Die meisten Menschen schauen eben mit Schaudern und Freude hin, wenn sich einer bereitwillig zum Affen macht.

So auch jetzt wieder. Beide firmieren gerade als "First Couple", lassen sich vor Österreichs Flagge porträtieren und werben eifrig um Unterstützer: Lugner will Bundespräsident werden. Warum, fragt er in seinem Büro in Wien, sollte das nicht klappen?

Er hat sich ja schon mal beworben. 1998 war das, und er erhielt zehn Prozent der Stimmen. Nur war er damals noch in den Sechzigern und nicht gefühlt Tausend Mal als Narr mit Zylinder durch die Oper oder als von blonden Hyänen vorgeführter Greis durch die Boulevardblätter und Promi-Shows des Landes gegeistert.

Warum also will er Bundespräsident werden? Anstatt zu antworten präsentiert er stolz eine Karikatur aus einer aktuellen Zeitung: Lugner mit Sektglas und Discokugel in der Hofburg, daneben, als Pole-Dancerin am Stangerl und weitgehend nackt, die Gattin.

Er freut sich wie ein Kind. "Sehen Sie, die gespritzten Lippen und die künstlichen Wimpern - man sieht alles ganz genau." Und wie verbindet er das mit der Würde des höchsten Amtes? "Ja mei, warum nicht?", sagt er, "wir vertreten den kleinen Mann. Und zusammen sind wir jünger als alle anderen Kandidaten."

Man kann das absurd finden, weil Lugner eine wichtige und hochpolitische Wahl zum Kasperltheater macht. Schließlich geht es um Wichtiges, zum Beispiel um die Stärke der rechtspopulistischen FPÖ, Flüchtlinge, das Verhältnis zu Deutschland oder die drohende Staatskrise.

Aber man kann auch sagen: Das hat was. Durch Lugners Bemühen findet die Wahl um das höchste Staatsamt auch bei denen Aufmerksamkeit, die sich sonst nicht dafür interessieren. Und: Er lässt alle anderen Kandidaten, die sich ernsthaft Chancen ausrechnen können, plötzlich sehr respektabel erscheinen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: