Verkehr:"Eine neue Autobahn fällt ja nicht vom Himmel"

  • Bundesverkehrsminister Dobrind hat ein gigantisches Paket zum Straßenbau rund um München verkündet.
  • Acht neue Großprojekte soll es im Großraum geben.
  • Allerdings müssen Ingenieure und Planer sehen, wie sie die Aufgaben stemmen können.

Von Heiner Effern

Der Verkehrsminister verkündet. Die Regional- und Lokalpolitiker in ganz Deutschland hadern oder jubeln. Und die Ingenieure überlegen, wie sie all die neuen und die alten Aufgaben in den kommenden Jahren hinbekommen sollen. Besonders am Grübeln sind die Mitarbeiter der Autobahndirektion Südbayern.

Wie ein Super-Magnet hat der Großraum München im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) acht neue Autobahnprojekte angezogen. So viele, dass man in der Zentrale an der Münchner Seidlstraße dringend mehr Personal benötigt. "Wir sind jetzt schon nahe an der Grenze dessen, was wir leisten können", sagt Präsident Wolfgang Wüst. "Eine neue Autobahn fällt halt nicht vom Himmel", ergänzt sein Sprecher. Wenigstens werden die Mitarbeiter künftig kaum lange Fahrtwege zu ihren Baustellen haben.

Bis 2030 sollen die wichtigten Projekte erledigt sein

Der Grund ist eine neue Ausrichtung der Politik: Der Trend gehe gerade weg von der Erschließung des Landes hin zur Entlastung der Ballungsräume, heißt es in der Autobahndirektion. Dort laufen alle Projekte im Straßenbau zusammen, die der Bund finanziert. Grundsätzlich gelte, dass alle Vorhaben der höchsten Priorität bis zum Ablauf des aktuellen BVWP im Jahr 2030 erledigt oder wenigstens im Bau sein sollten, sagte der Sprecher. Auch wenn etwa 80 Prozent der Arbeiten extern vergeben würden, werde das ohne personelle Verstärkung kaum zu schaffen sein.

Allein die europaweite Ausschreibung eines Projekts dauere etwa eineinhalb Jahre. Dazu gilt das Bauen in Ballungsräumen als besonders knifflig, weil wegen der Bevölkerungsdichte noch mehr Konflikte hochkochen als auf dem Land. Die Organisation einer Baustelle ist schwieriger, weil eine enorme Menge von Fahrzeugen möglichst ohne Stau die Baustelle passieren muss. "Wir werden alles zusammenkratzen müssen, um das bewältigen zu können", sagt Präsident Wüst.

Der Allacher Tunnel steht ganz vorn auf der Liste

Ein Beispiel: Der gesamte Autobahnring (A 99) vom Kreuz West bis Brunnthal soll auf acht Fahrspuren ausgebaut werden. Eine Schlüsselstelle wird der Allacher Tunnel sein, den Verkehrsexperten wegen seiner täglichen Dauerstaus als den größten Verkehrsengpass Südbayerns bezeichnen. Dessen Beseitigung hat unter den neuen Projekten mit die höchste Priorität, ist für die Ingenieure aber auch die größte Kunst. Dass bis zum Ablauf des aktuellen BVWP ein neuer Tunnel steht, gilt als ausgeschlossen. Deshalb wird erstmals in Deutschland in einem Tunnel der Standstreifen für den Verkehr freigegeben. Allein die dafür nötigen Umbauten in den Straßenröhren könnten aber drei bis vier Jahre dauern.

Schnell loslegen können die Ingenieure auf Abschnitten, die schon über Baurecht verfügen. So soll der Ausbau des Münchner Autobahnrings zwischen dem Kreuz Nord und Süd nun in zügigen Schritten bis Haar erfolgen. Der letzte Abschnitt von dort bis Brunnthal wird auch bereits vorbereitet. Für den folgenden Ausbau der stark belasteten A 8 Richtung Salzburg ist in weiten Teilen aber noch ein aufwendiges Planungsverfahren nötig. Schneller werden also wohl die Bagger auf der A 94 anrücken. Dort besteht bereits das Baurecht, die noch bestehenden Lücken Richtung Passau zu schließen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: