Köln:Reker sieht Abi-Randale als Zeichen für "Wohlstandsverwahrlosung"

Einer der Einsatzorte: das Humboldt-Gymnasium in Köln. (Foto: dpa)
  • In Köln musste in den vergangenen Tagen mehrmals die Polizei gegen randalierende Abiturienten einschreiten.
  • Zuletzt wurden bei einem Streit zwei 18-Jährige schwer verletzt.
  • Oberbürgermeisterin Reker macht die Eltern mitverantwortlich.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat die eskalierten Abi-Streiche in ihrer Stadt als unreif kritisiert. "Was da geschieht, ist einfach unfassbar", sagte die parteilose Politikerin dem Express. "Früher sprach man von einem "Reifezeugnis", hier aber ist die Unreife offenkundig. Es handelt sich hier um Wohlstandsverwahrlosung."

Mehrere Hundert rivalisierende Schülergruppen hatten sich in den vergangenen Tagen gegenseitig angegriffen und die Schulen ihrer "Gegner" beschädigt. In der Nacht zum Dienstag erlitten zwei 18-Jährige schwere Kopfverletzungen. Sie hatten sich nach Polizeiangaben mit Gegenständen beworfen; auch ein "speerähnlicher" Stock sei sichergestellt worden. Die Polizei musste 15 Mal anrücken, an sieben Gymnasien kam es zu Sachbeschädigungen. In sozialen Netzwerken war von einem "Abikrieg" die Rede gewesen.

Am vergangenen Wochenende löste die Polizei eine Party von Kölner Abiturienten mit Schlagstöcken und Pfefferspray auf. Mehr als 30 Streifenwagen und 70 Beamte waren im Einsatz, ein Polizist wurde verletzt.

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Die Partygäste sollen Beamte angegriffen haben. Dann rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an.

Soziales Jahr als Disziplinierungsmaßnahme

Nach den jüngsten Vorfällen machten Eltern der Polizei Vorwürfe. Reker sieht die Verantwortung für die Vorfälle dem Bericht zufolge aber auch bei den Eltern: "Ich kann mir diese Randale nur so erklären, dass die betreffenden Schüler zu Hause nicht oder nicht immer die nötige Zuwendung erfahren." Zuwendung sei auch das Aufstellen von Regeln.

Als Konsequenz für die Ausschreitungen empfahl die Oberbürgermeisterin ein soziales Jahr. "Diese randalierenden Schüler" sollten das wahre Leben kennenlernen, sagte sie.

© SZ.de/dpa/feko/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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