Maxvorstadt:Gefallener Engel

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Zum 30-Jährigen singt der Markus-Chor ein Schumann-Oratorium

Von Sarah Obertreis, Maxvorstadt

"Der Schumann liegt gerade in der Luft", sagt Michael Roth und lacht. Der Kantor des Markus-Chores hat ein Faible für halbvergessene Werke, zu denen für ihn auch "Das Paradies und die Peri" von Robert Schumann zählt. "Bis vor einem halben Jahr hatte ich von einer einzigen Aufführung des Stückes gehört. Doch seit ich das Konzert auf mein Programm gesetzt habe, wurde es schon drei oder vier Mal inszeniert", erzählt der Chorleiter. Aus Anlass seines 30-jährigen Bestehens führt der Chor der Kirchengemeinde Sankt Markus das Oratorium an diesem Sonntag, 20. März, mit Solisten und Orchester auf.

Der Markus-Chor wurde 1986 von Kirchenmusikdirektor Holger Boenstedt gegründet und folgte auf den berühmten Münchener Bach-Chor unter dem verstorbenen Musiker Karl Richter. "Der Markus-Chor hatte sich nach seiner Gründung sehr schnell einen Namen in München gemacht", berichtet sein jetziger Leiter Michael Roth und erinnert sich an einen der Höhepunkte in Boenstedts Wirken. "Vor sechs Jahren inszenierte der Chor Leonard Bernsteins ,Mass' mit großem Orchester." Boenstedt verließ zwar erst 2012 den Chor, doch Roth bezeichnet die Bernstein-Inszenierung als das "Abschlussprojekt" seines Vorgängers. "Ich habe das Konzept des Chores nach Boenstedts Weggang stark geändert", erklärt Roth.

Der Kantor hegt eine Vorliebe für romantische Musik, schreckt aber auch nicht vor modernen und zeitgenössischen Werken zurück. "Im vergangenen Jahr haben wir ein Konzert gegeben, in dem ich die Motette BWV 227 'Jesu, meine Freude von Bach" aufgebrochen und mit dem Stück ,Sunrise Mass' des jungen norwegischen Komponisten Ola Gjeilo kombiniert habe." Michael Roth will seine Zuhörer dazu bringen, bekannte und oft gehörte Stücke anders wahrzunehmen.

Für seine Solisten-Rollen engagiert er gerne Sänger, die frisch von der Hochschule kommen oder sogar noch im Studium sind. Auch für die Schumann-Inszenierung hat er mit der Münchner Sopranistin Anna Karmasin und dem Tenor Daniel Thomas vergleichsweise junge Sänger ausgewählt. Thomas, der den Erzähler der Geschichte singen wird, studiert zur Zeit noch in Nürnberg. Für "Das Paradies und die Peri" hat der Markus-Chor seine rund 60 Mitglieder zusammengetrommelt. Am Sonntag werden sämtliche Generationen vertreten sein. "Unsere jüngsten Sänger sind Mitte 20, andere haben schon unter Karl Richter gesungen. Sie frage ich gar nicht mehr nach ihrem Alter", erzählt Roth grinsend.

Die Begeisterung des Kantors für seine Chorarbeit scheint auf das Publikum abgefärbt zu haben. Bis auf wenige Restkarten ist das Konzert am Sonntag ausverkauft. Es beginnt um 18 Uhr in der Markuskirche an der Gabelsbergerstraße 6. Die noch verfügbaren Karten kann man auf www.muenchenticket.de kaufen. Sie kosten 20,40 Euro.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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