"Blockbustaz" auf ZDF Neo:Rabiate Ghetto-Comedy

Blockbustaz

Willkommen in Köln, wo die Blocks hoch und grau sind: Sol (Ekrem Bora, links) und Hardy (Ferris MC) in der Sitcom "Blockbustaz".

(Foto: ZDF und Efe Cetinoezman)

"Blockbustaz" mit Eko Fresh lässt zwar kein Klischee aus. Aber die Sitcom über einen Kölner Hochhaus-Kiez hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist wirklich witzig.

TV-Kritik von Christoph Löbel

Nein, ehrliche Arbeit ist nun wirklich nicht Sol Bergers Ding: Während Freundin Jessica (Youtuberin Joyce Ilg) den Haushalt schmeißt und mit Putzjobs wenigstens etwas Geld verdient, kämpft Sol mit allen Mitteln für seine Berufsunfähigkeit, träumt davon, endlich als Rapper durchzustarten und verbringt seine Zeit lieber zockend vor der Riesenglotze, saufend in "Hardy's Pizzastation" oder kiffend auf dem Dach des Hochhauses, in dem sie wohnen, und auf dem er und sein bester Kumpel Hardy Gras anbauen. "Dies, das" eben, um es mit Sols eigenen Worten zu sagen.

Ekrem Bora, wie der Kölner Rapper Eko Fresh mit bürgerlichem Namen heißt, konnte bereits im Kinofilm 3 Türken und ein Baby sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Für die Rolle als Tagträumer Sol habe ihm seine eigene Blockerfahrung geholfen. "Sol und ich haben schon einige Gemeinsamkeiten", sagt der 32-Jährige: "Nur bin ich nicht so faul."

Ihm zur Seite steht Sascha Reimann (alias Ferris MC) als Hardy, der sich mit seiner Darmturbulenzen verursachenden Pizza mehr schlecht als recht über Wasser halten kann und deswegen alles zu Geld macht, was ihm in die Hände kommt.

Zuletzt war der Deichkind-Rapper im Til-Schweiger-Tatort "Der große Schmerz" zu sehen. Die beiden liebenswerten Versager Sol und Hardy (Foto) stehen im Zentrum eines Sammelsuriums verkrachter Existenzen.

TVLab von ZDF Neo gewonnen

Willkommen in Köln, wo die Blocks hoch und grau sind, die "Blockbustaz" gemeinsam jedoch "so viele Flüsse durchschwommen und Berge erklommen haben", dass sie trotz Problemen mit Ämtern, dem Gesetz und sich selbst immer irgendwie über die Runden kommen: Da wären der "anatolische Hausmeister Krause" Herr Bulut, Blockproll Volkan, Sols von der großen Liebe träumende Mutter oder die Nachbarin, deren telefonische "Orgasmusberatung" vor allem katholische Priester in Anspruch nehmen.

Dazwischen stolpert stets besoffen Ronald (Tatort-Kommissar Andreas Hoppe), Sols Schwiegervater in spe, durchs Bild. O-Ton Sol: "Der ist wie Unkraut, der kommt immer wieder." In Gastrollen sind etwa Jürgen Drews als er selbst, Moritz Bleibtreu als Gangstarapper und Hans Sarpei als Fitnessguru zu sehen.

Die Pilotfolge von Blockbustaz gewann 2014 das TVLab von ZDF Neo, alle sechs Folgen sind bereits auf blockbustaz.de abrufbar. "Wir wollten eine Familienserie machen, die das Leben in einer Hochhaussiedlung zeigt, die authentisch und witzig ist, aber die Bewohner trotzdem ernst nimmt", erklärt Produzent Rafael Parente von der Münchner Produktionsfirma Neuesuper.

Das funktioniert, obwohl kaum ein Klischee über Spießer, Alkis oder Prolls ausgelassen wird. Blockbustaz ist rabiate Ghetto-Comedy, bei der Sol von einer Katastrophe in die nächste tappt. Auch wenn die erste Folge "Arbeit" noch nicht so wirklich knallt, lohnt es sich, dranzubleiben: Spätestens ab Folge zwei wird deutlich, dass die Serie einen elementaren Vorteil gegenüber vielen anderen deutschen Sitcoms hat: Sie ist wirklich witzig.

Blockbustaz, ZDF Neo, dienstags, 22.30 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: