Umweltschutz:BUND verklagt Enoch zu Guttenberg

Enoch zu Guttenberg

Windräder verschandeln die Natur und töten Vögel - findet Enoch zu Guttenberg.

(Foto: David Ebener/dpa)
  • Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) verklagt Guttenberg, weil der wiederholt von Verstrickungen des BUND mit der "Windkraft-Lobby" gesprochen hat.
  • Dabei war der Dirigent und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg einer der Mitbegründer des BUND.
  • Sein Vorwurf: Der BUND ruiniere Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete und Naturparks.
  • Der Fall wird nach Ostern am Landgericht Hamburg ausgetragen.

Von Olaf Przybilla und Christian Sebald, München/Guttenberg

Ein bisschen erinnert der Konflikt an die Endphase eines verfahrenen Rosenkriegs. Man hat eine lange Zeit miteinander verbracht, hatte gemeinsame Werte und Ziele, am Ende aber streitet man um einen gefallenen, eher beiläufig ausgesprochenen Satz. In der juristischen Streitsache Hubert Weiger als Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen Enoch Freiherr zu Guttenberg geht es um diesen einen Satz: "Wie verquickt die sind, ich weiß allein 20 Personen vom BUND, führende Persönlichkeiten in den jeweiligen Bundesländern, die gleichzeitig in der Windkraft-Lobby angestellt sind und für die arbeiten."

Ausgesprochen hat ihn Guttenberg im ARD-Magazin Plusminus. Verklagt hat ihn deshalb der BUND. Der Verband also, den Guttenberg einst mitgegründet hat. Aus dem er aber ausgetreten ist und mit dem er sich inzwischen aufs Heftigste duelliert.

Guttenberg: "Windkraft-Lobby" und Umweltschützer machen gemeinsame Sache

Ausgetragen wird der Zwist nach Ostern am Landgericht Hamburg. Und Guttenberg lässt keinen Zweifel daran, dass er dort persönlich erscheinen wird. Siegesgewiss? Das sei nicht sein Thema, antwortet Guttenberg. Kein Gericht der Welt werde ihm verbieten können zu sagen, dass der von ihm einst mitgegründete Verband gemeinsame Sache mache "mit der Windkraft-Lobby". Das sei sein Thema. Und keiner werde ihm untersagen können zu beschreiben, dass diese Liaison in etwa so sei, "als würden Benediktineräbtissinnen aus ihrem Kloster ein Bordell machen wollen".

Guttenberg wirft Betreibern von Windparks - schon das Wort allein finde er beschönigend und daher degoutant - vor, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete und Naturparks zu ruinieren. Der BUND-Chef Weiger, so hat das Guttenberg im Februar als Redner bei einem Energiegipfel formuliert, leide unter einer "Windwahnerkrankung". Früher habe man gemeinsam um die Verlegung einer Autobahntrasse "bis zum Umfallen gekämpft", einer kleineren Blaukehlchen-Population wegen. "Heute werden See- und Schreiadler, Störche, Eulen, Uhus, Rot- und schwarze Milane, ganze Zugvogelzüge nüchtern im deutschen Naturschutz unter Kollateralschäden abgeheftet." Guttenberg schenkt seinen früheren Mitstreitern nichts.

Nach der Plusminus-Sendung waren sie natürlich geschockt im BUND. 20 führende BUND-Leute verbandelt mit der Windkraft-Branche, das war starker Tobak, den der Freiherr da vorgebracht hatte. Schließlich gibt es nichts, worauf der Umweltverband so stolz ist wie auf seine Unabhängigkeit - von der Politik genauso wie von der Wirtschaft. Beobachter sagen gerne, ihre Unabhängigkeit sei BUND-Chef Weiger und seinen Getreuen geradezu heilig, sie trügen sie wie eine Monstranz vor sich her.

Wie auch immer, Weiger ließ sofort in den Führungsgremien des BUND und dessen Landesverbänden recherchieren, was dran sei an Guttenbergs Vorwürfen. "Mit dem Ergebnis", sagt Weiger, "dass nichts dran ist, absolut nichts". Unter den 190 Personen in den engeren Führungszirkeln des Verbandes gebe es nur bei zwei Ehrenamtlichen "berufliche Überschneidungen" mit der Windkraft-Branche, und die auch nur "in weitestem Sinne".

Leicht getan haben sie sich im BUND wohl nicht mit der Klage

Als dies feststand, so sagt es Weiger, habe man aber noch nicht an eine Unterlassungsklage gedacht, zumindest nicht sofort. Man habe vielmehr versucht, "auf Guttenberg einzuwirken, damit er von seinen Falschaussagen Abstand nimmt". Aber wie in der Vergangenheit habe sich Guttenberg nicht überzeugen lassen. Im Gegenteil: Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wiederhole der Freiherr seine Vorwürfe, in Vorträgen und in Interviews, die inzwischen auch als Youtube-Clips im Internet verbreitet werden, heißt es auch in Weigers Umfeld.

Mit jeder Wiederholung setzte sich aber ein Stückchen mehr fest, dass etwas dran sein müsse an den Vorwürfen. Das könne man schon daran sehen, dass sie inzwischen ein Medium vom anderen übernehme. Dem müsse man nun endlich Einhalt gebieten. "So kann es nicht weitergehen, es geht um unsere Integrität, um unsere Glaubwürdigkeit", sagt auch Weiger. "Wir müssen Schaden abwenden vom Verband. Deshalb die Unterlassungsklage."

Leicht getan haben sie sich im BUND angeblich nicht mit der Klage. Schließlich wissen sie dort nur zu genau, dass sie damit ihrem einstigen Mitstreiter abermals maximale öffentliche Aufmerksamkeit für sich und seine Vorwürfe garantieren. Tatsächlich scheint der wenig beeindruckt zu sein von der Klage. Eine Liste mit mehr als drei Dutzend Personen will Guttenberg vor Gericht vorlegen, die sowohl beim BUND als auch bei der "Windkraft-Lobby" mitmischten. Aber sind die genannten BUND-Leute tatsächlich "in der Windkraft-Lobby angestellt"? Es gehe ihm nicht so sehr, sagt Guttenberg, um Angestelltenverhältnisse, "sondern um die Verquickung an sich".

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