DFB-Elf:Rückkehr des Raumöffners Mario Götze

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Der Bayern-Reservist freut sich über sein Tor gegen Italien wie kaum jemand zuvor über einen Testspiel-Treffer. Es ist Balsam in einer aufreibenden Zeit.

Aus dem Stadion von Martin Schneider, München

Es war in der 44. Spielminute, als Mario Götze schon wieder lossprintete. Er lief die ganze Halbzeit lang sehr oft. Kurz vor dieser 44. Minute lief er etwa Gianluigi Buffon an. Nur um dann zuzusehen, wie der italienische Torwart den Ball über ihn drosch und Götze ihm wieder hinterherschauen musste. Wenn man Mario Götze in dieser Halbzeit bis zu diesem Zeitpunkt beobachtete, dann sah man einen Spieler auf der Suche nach dem Spiel. Immer wieder lief er als Sturmspitze in Räume, in die dann doch kein Ball kam. Loslaufen, stoppen, umdrehen, wieder loslaufen. Das alles ohne Ball. Kein Ball-Streicheln, keine Drehung auf engstem Raum, keine dieser eleganten Götze-Bewegungen.

Als er dann in der 44. Minute aber lossprintete, da sah er den Ball direkt vor sich. Thomas Müller hatte ihn in die Mitte geflankt, eigentlich eine schlechte Idee. Mario Götze ist 1,76 Meter groß, in der italienischen Abwehr stehen Spieler wie Leonardo Bonucci (1,90 Meter) oder Franceso Acerbi (1,92 Meter). Aber vielleicht hat sich Mario Götze das Glück verdient, dass dort in diesem Moment Matteo Darmian (1,82 Meter) und Alessandro Florenzi (1,72 Meter) standen. Er sprang zwischen den beiden hindurch, die Müller-Flanke traf seine Stirn, der Ball tippte noch einmal auf und dann war er drin. Kopfballtor Götze.

Wer ihn dann sah, wie er auf den Knien auf dem Rasen rutschte, den er beim FC Bayern kaum noch betreten darf. Wie er die Fäuste ballte und gen Himmel schrie. Wer ihn so sah, der fragte sich, ob schon einmal jemand so über ein 2:0 in einem Freundschaftsspiel gejubelt hat. "Ich hab's einfach genossen, mit der Mannschaft, mit dem Trainer-Team. Und dann auch noch in München, das war das i-Tüpfelchen", frohlockte Götze hinterher.

Thomas Müller war dann der Erste, der bei ihm war, er schlug ihm mit den flachen Händen gegen die Backen. Es war sein 17. Tor in der Nationalmannschaft, dieses Spiel am Dienstag in München war bereits Götzes 50. Länderspiel. Und er ist immer noch erst 23 Jahre alt.

Einen filigranen Moment gab es auch noch

Sein Vereins-Trainer Pep Guardiola hatte ihn in den vergangenen Spielen ein oder zweimal zu oft auf der Bank gelassen, als dass man das noch mit Rotation hätte erklären können. Mitspieler wie Sami Khedira sagen mittlerweile offen, dass Götze "keinen einfachen Stand hat bei den Bayern". Mögliche Kontakte zu Borussia Dortmund stehen undementiert im Raum.

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Gegen Italien spielte Götze taktisch eine "falsche Neun" im Sturmzentrum. Den Ball aber sah er fast nie, also lief er viel. Von Guardiola wurde er mal für seine Lauferei gelobt. Wenn er sich bewegt, würden sich Räume für andere öffnen, meinte der Trainer. Und so öffnete Götze auch in der Nationalmannschaft viele Räume für Thomas Müller, Julian Draxler oder auch für Toni Kroos beim 1:0. Als er nach 60 Minuten ausgewechselt wurde, klatschte der Bundestrainer. Joachim Löw stand da, applaudierte seinem Final-Torschützen von Rio und umarmte ihn dann lange. In Rio sagte er ihm noch, er solle der Welt zeigen, dass er besser ist als Messi. Jetzt muss er ihn nicht heiß machen, er muss ihn aufbauen.

Einen filigranen Götze-Moment gab es übrigens noch. In der 31. Minute leitete er während eines Konters einen Pass mit einer Mischung aus Drehung und Fußbewegung weiter in den Lauf von Draxler. Eine Götze-Bewegung, wie auch das Final-Tor von Rio ja Resultat einer Götze-Bewegung war. Sein Tor zum 2:0 gehört allerdings nicht in diese Kategorie. Der Ball war hineingewollt.

Mario Götze (r.): Befreiendes Tor zum 2:0 (Foto: Sven Hoppe/dpa)
© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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