Tierschutzgesetz:CSU-Agrarminister verteidigt millionenfaches Kükenschreddern

Männliche Küken

Flauschig, klein - und bald tot. Männliche Küken sind für die Industrie nutzlos.

(Foto: Bernd Wüstneck/dpa)
  • Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hat die massenhafte Tötung von männlichen Küken gerechtfertigt - zumindest die vorübergehende.
  • Der Minister ist allerdings zuversichtlich, dass Kükenvernichtung bald überflüssig werden könnte.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) verteidigt die Entscheidung der Regierungskoalition, die millionenfache Tötung männlicher Küken weiter zu erlauben.

Wer keine Alternativlösung anbieten könne, argumentiere unehrlich, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Bei einem Verbot würden die Brütereien in Deutschland schließen und ins Ausland abwandern." Dort würden männliche Küken aber ebenfalls geschreddert.

Jährlich werden 50 Millionen männliche Küken geschreddert

Die Opposition im Bundestag hatte eine Änderung des Tierschutzgesetzes beantragt. Wirtschaftliche Interessen sollten nicht länger einen Grund für die Tötung der Küken darstellen, argumentierten sie. Der Antrag fand im Parlament allerdings keine Mehrheit.

In Deutschland werden jährlich etwa 50 Millionen männliche Küken in der Legehennenproduktion direkt nach dem Schlüpfen getötet. Hintergrund der Kükentötung ist, dass die Agrarindustrie für männliche Nachkommen der Legehuhnrassen keine Verwendung hat - sie legen weder Eier noch setzen sie gut Fleisch an. Deswegen werden bundesweit Millionen von ihnen geschreddert oder vergast.

Mit diesem Verfahren sollen männliche Küken gar nicht erst schlüpfen

Schmidt äußerte sich in dem Interview zuversichtlich, dass ein wissenschaftliches Verfahren die Küken-Vernichtung noch in diesem Jahr überflüssig macht. Ziel ist es, das Geschlecht vor dem Ausbrüten der Eier zu erkennen, so dass männliche Küken erst gar nicht schlüpfen.

In einem Laborversuch des Forschungsverbunds Leipzig/Dresden funktioniere dieses Verfahren bereits, sagte der Minister. Sobald die Technik zur Verfügung stehe, greife das Verbot im Tierschutzgesetz, ein "Wirbeltier ohne vernünftigen Grund" zu töten. "Das Schreddern ist dann vorbei", sagte Schmidt.

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