ADFC:Lobbyisten mit hehren Zielen

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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club möchte so bekannt werden wie der fast namensgleiche Autofahrerverband.

Von Petra Schnirch und Gerhard Wilhelm, Freising

"Die Leute brauchen einen Schubs", sagt Renate König. Die Freisingerin will mehr Menschen dazu bewegen, aufs Fahrrad zu steigen - egal, ob sie zum Einkaufen fahren oder hinaus in die Natur. Den Anstoß dazu will der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit einem breit gefächerten Programm geben. In der Radsaison zwischen April und Oktober bietet der Kreisverband mindestens drei Tages- oder Halbtagesausflüge pro Woche an, dazu kommen regelmäßige Feierabendtouren. Je nach Wetter würden sie gut angenommen, sagt König. Sie ist Schriftführerin des Vereins, Tourenleiterin und natürlich selbst passionierte Radfahrerin - im Jahr legt sie mehr als 10 000 Kilometer zurück. Auch im Winter erledige sie so gut wie alles ohne Auto, erzählt sie.

Das Angebot des Vereins richtet sich sowohl an Sportler als auch an wenig Trainierte - und es kommt offenkundig gut an. Der älteste Touren-Stammgast ist 88. Er fährt inzwischen E-Bike. Vor 14 Jahren startete der ADFC in Freising ganz klein, mittlerweile zählt er 490 Mitglieder. Allein im vergangenen Jahr legte der Kreisverband mit 110 Neuanmeldungen um 28,5 Prozent zu - das war deutschlandweit der beste Wert. Der Wanderpokal des ADFC ging deshalb 2015 nach Freising, in diesem Jahr würde man das gerne wiederholen. Als nächstes sollen mehrere Ortsverbände im Landkreis gegründet werden.

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Radrouten, Radwege und Schutzstreifen sollen ausgebaut werden

Angefangen hatte alles mit dem Spaß am gemeinsamen Radeln. Der ADFC will aber mehr sein als nur ein Freizeitverein. Er will Lobbyarbeit für Radfahrer betreiben - und der Anspruch ist hoch. Ziel sei es, so bekannt zu werden wie der fast namensgleiche große Autofahrerverband, sagt Michael Stanglmaier, Vorstandssprecher des Freisinger ADFC. Davon ist der Fahrrad-Club noch ein gutes Stück entfernt, in der Freisinger Kommunalpolitik aber setzt der Vorstand Akzente. Stanglmaier sitzt für die Grünen im Kreistag und ist Moosburger Umweltreferent. Renate König wirkt in der Agenda-Projektgruppe Bauen, Wohnen, Verkehr in Freising und beim "runden Radlertisch" mit.

Mehrere Bürgermeister sind ADFC-Mitglied. Die Stoßrichtung ist klar: Radrouten, Radwege und Schutzstreifen sollen ausgebaut, das Radfahren insgesamt sicherer werden. Lösungen zu finden, ist aber gerade in gewachsenen Städten durch den beschränkten Platz nicht einfach. Das Thema sei sehr differenziert zu betrachten, sagt Stanglmaier deshalb.

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Benutzerpflicht für Radwege sieht der Verband kritisch

Eine Benutzungspflicht für Radwege sieht der Verband kritisch, denn diese bieten durch Konflikte mit Fußgängern oder abbiegende Autos nicht überall tatsächlich mehr Sicherheit. Hilfreicher könnten Tempolimits an Schulen sein. Auch Arbeitgeber berät der Fahrrad-Club. Im Freisinger Landratsamt wünscht sich Stanglmaier beispielsweise Umkleidemöglichkeiten und Spinde für Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit kommen.

Der ADFC ist in mehr als 450 Städten in Deutschland vertreten - und hat auch in den Landkreisen Dachau, Ebersberg, Erding, Fürstenfeldbruck, München, Starnberg, Bad-Tölz/Wolfratshausen und in der Landeshauptstadt direkte Ansprechpartner. Wenn es um Radtouren geht, sind sie alle gut aufgestellt. Auch Nichtmitglieder sind willkommen. Im Internet kann bei allen Kreisverbänden das Tourenprogramm heruntergeladen werden.

© SZ vom 01.04.2016 / psc/wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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