Kurzkritik:Prickelflaute

Regie und Ensemble sind hervorragend, die Autorin eigentlich auch. Trotzdem verschallt Yasmina Rezas "Bella Figura" im Wiener Akademietheater. Nur der großen Kirsten Dene in einer Nebenrolle gelingt eine Überraschung.

Von Wolfgang Kralicek

Das jüngste Stück der französischen Komödienvirtuosin Yasmina Reza ist nicht viel mehr als eine locker ausgeführte Fingerübung. Nach der Uraufführung, sie fand im vorigen Jahr an der Schaubühne in Berlin statt, war die Enttäuschung entsprechend groß. Das Burgtheater hat sich dennoch die österreichische Erstaufführung von "Bella Figura" gesichert.

Was sollte auch schon schiefgehen? Reza geht immer, und die Schauspieler werden es ja dann schon richten. Mit der Regie wurde der 81-jährige Altmeister Dieter Giesing betraut, ein Experte für das Genre Well-Made Play. Die Besetzung ist auch exquisit. Joachim Meyerhoff spielt den kurz vor der Insolvenz stehenden Unternehmer Boris, Caroline Peters seine Geliebte Andrea, eine tablettensüchtige Apothekerin. Beim Rendezvous in einem Restaurant treffen sie peinlicherweise auf Françoise (Sylvie Rohrer), eine gute Freundin von Boris' Ehefrau, die mit ihrem Mann (Roland Koch) gerade den Geburtstag von dessen Mutter (Kirsten Dene) feiert.

Zwischen Parkplatz, Lokal und Damentoilette ringt Reza der wenig originellen Situation routiniert ein paar hübsche Pointen und etwas Situationskomik ab; hin und wieder blitzt der scharfe Witz auf, für den die Autorin berühmt ist. Aber darauf, dass sich auf Stéphane Laimés bunter, hyperrealistischer Bühne - gelbes Cabrio inklusive - irgendwas Spannendes entwickeln würde, wartet man vergebens. Die interessanteste Figur im Stück ist noch die undurchschaubare Andrea, die gegen das verlöschende Feuer ihrer Affäre mit einer Art Guerillataktik ankämpft, ihren genervten Liebhaber provoziert und lustvoll in peinliche Situationen bringt. Caroline Peters aber legt die Rolle harmloser an, als es dieser guttut, und auch die anderen Stars richten es dann doch nicht. Nur der großen Kirsten Dene in der Nebenrolle der tendenziell dementen Alten gelingt eine überraschende, würdevoll komische Performance. Es wird viel Champagner getrunken in dieser Aufführung. Prickelnd ist sie trotzdem nicht.

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