Deutsche Bahn:Schnellstrecke zu modern für den ICE

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Wohin geht es - und wie schnell? ICE-Züge in Berlin (Foto: Reuters)

Die Deutsche Bahn hat Ärger wegen einer Streckensperrung - da käme die Umleitung über eine neue Hochgeschwindigkeitsroute gerade recht. Nur kann sie von vielen ICE-Zügen nicht befahren werden.

Von Markus Balser, Berlin

Sie ist die jüngste und modernste Hochgeschwindigkeitsstrecke des Landes: Die offiziell als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8.2 bezeichnete Trasse zwischen Erfurt und Leipzig wurde erst im Dezember feierlich eröffnet. Seither rasen ICE-Züge der Bahn mit Tempo 300 in Richtung Berlin und lassen die Reisezeit um 40 Minuten schrumpfen.

Auch für die überraschende Streckensperrung zwischen Hannover und Kassel von Ende April an könnte das ein Segen sein. ICEs, die über Thüringen umgeleitet werden, würden auf dem Weg nach Berlin kaum Zeit verlieren. Doch es gibt da ein Problem: Die Strecke, die ohne Signale auskommt, ist für viele ICEs der Deutschen Bahn zu modern.

Sie sind für den nötigen Funkverkehr nicht ausgerüstet. Die Folge: Viele Schnellzüge können die Schnelltrasse nicht nutzen. Sie werden über die kurvenreiche Thüringer Bahn umgeleitet, vergleichsweise im Bummeltempo.

Die wenigsten Züge sind für die Neubaustrecke ausgerüstet

Die Bahn bestätigt solche Pläne. Der Hintergrund: Die Neubaustrecke ist der erste Bahnabschnitt in Deutschland, der ganz ohne herkömmliche Signaltechnik auskommt. Die Planer setzten ausschließlich auf das Europäische Signalsystem ETCS 2. Dabei stellen Funksignale die Verbindung zum Stellwerk sicher. Der Bahn zufolge lässt sich der Verkehr so besonders schnell und sicher steuern - allerdings nur für speziell ausgerüstete Züge. Und das sind die Wenigsten. Die Schnelltrasse bleibt wenigen ICEs vorbehalten. Umgeleitete ICE-Züge werden deshalb mit einer Stunde Verspätung in Berlin eintreffen.

Für Bundespolitiker ist das ein Ärgernis. "Es ist ein Unding, dass milliardenschwere Hochgeschwindigkeitsstrecken gebaut werden, auf denen der Großteil der Fernverkehrszüge gar nicht fahren kann", klagt der Grüne Matthias Gastel, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages. Bahn und Bundesregierung müssten im Baustellenmanagement schnell umsetzbare Ersatzkonzepte für Umleitungsstrecken sicherstellen. Dazu gehört auch, dass Fernverkehrsstrecken mit ETCS-Sicherung auch eine Rückfallebene für konventionelle ICE-Züge haben."

Der genaue Ersatzfahrplan für die zweiwöchige Sperrungszeit ist bei der Bahn weiter in Arbeit. Die Haltestellen der umgeleiteten Züge werden sich wohl erst Mitte des Monats klären. Laut Bahn soll der Fahrplan bis zum 15. April stehen.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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