Am Hart:Unelitäre Eliteschule

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Das Gymnasium an der Knorrstraße trägt zwar den Beinamen "Eliteschule des Sports", "es kann aber wirklich jeder zu uns kommen", sagt der Schulleiter. (Foto: Visualisierung: h4a Gessert + Randecker GmbH)

Noch in dieser Woche findet die Einschreibung für das Gymnasium München-Nord statt. Als einzige Schule in München wird sie Leistungssportklassen haben - sowie eine weitere Besonderheit: das Campus-Plus-Konzept

Von Nicole Graner, Am Hart

Es ist, wie Leonhard Baur sagt, gerade eine etwas "komische Situation". Noch ist er stellvertretender Leiter des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar. Voll eingebunden im Schulalltag und mit großer Freude dabei. Und doch schlägt sein Herz schon für eine neue, große Aufgabe: Zum Schuljahr 2016/2017 wird er Leiter des Gymnasiums München-Nord. Immer wieder fährt er zur großen Baustelle an der Knorrstraße 171, schaut, wie es vorangeht und spürt, dass da gerade etwas ganz Eigenes und Besonderes für 900 Schüler entsteht. "Ja, das ist eine große Herausforderung für mich, und eine große Chance", sagt der bald 41-Jährige. Und, dreimal ja, er freue sich sehr darauf. In diesem Moment wird spürbar, wie sehr er in Gedanken schon im Münchner Norden weilt.

Gerade sind die Böden fertig geworden, und ein möblierter Musterraum ist auch schon eingerichtet. Es werde sehr hochwertig gebaut, sagt Baur. Wie großzügig geplant wurde, ist schon jetzt zu sehen. Im Zentralgebäude sind Fachräume, Mensa, Bibliothek, Lehrerzimmer und der multifunktionale Sport- und Judoraum untergebracht. In drei Lernhäusern werden Klassenzimmer und Teamräume zu finden sein. Und das, was dieses sprachliche und naturwissenschaftlich-technologische Gymnasium so besonders macht: Dreifachturnhalle, Rasenplätze, Mehrzweckplätze, Außenbereich mit Boulderwand und Sportgeräten. "Eliteschule des Sports" - mit diesem Namen hat das Gymnasium Nord ein weiteres Schulprofil. Eine Bezeichnung, die nicht falsch verstanden werden dürfe, wie Baur betont: "Wir sind ein ganz normales Gymnasium, haben aber die Möglichkeit, pro Jahrgangsstufe jeweils eine Klasse als Sport- und Leistungssportklasse zu führen." Das heißt: In der fünften und der sechsten Jahrgangsstufe gibt es gemischte Klassen mit multisportiver Förderung und eine Sportklasse für Schüler, die bereits Kader- Athleten sind. Aber, betont Bauer, für die regulären Klassen sei keine sportliche Laufbahn nötig. "Es kann wirklich jeder zu uns kommen."

Erst von der achten Klasse an können die Schüler dann wählen, in welcher Richtung sie weitermachen wollen: dem sprachlichen, dem naturwissenschaftlich-technischen oder dem Sportzweig. Für letzteren ist allerdings Voraussetzung, dass die Schüler tatsächlich eine leistungssportliche Laufbahn einschlagen werden. "Hier verlassen wir uns auf die Empfehlungen des Olympia-Stützpunktes", erklärt Baur. Das Besondere an diesem Modell: Diese Schüler würden entsprechend ihrer Turnier-Termine individuell gefördert - ohne Druck, wie Baur sagt, wegen der Fehltage ständig hinterherlernen zu müssen.

Dass Leonhard Baur Leiter der neuen Schule wird, kommt nicht von ungefähr. Zum einen ist er Sport- und Mathematiklehrer; zum anderen hat er sich früher im Sportreferat der Stadt mit den Eliteschulen des Sports intensiv beschäftigt. In Berchtesgaden, Obersdorf und Nürnberg gibt es solche Schulen, im Münchner Umland nur in Grünwald.

Baur hat sich zudem mit dem Campus-Plus-Konzept beschäftigt. Von "Entschleunigung des Schulalltags" ist die Rede und vom "verstärkten Lernen an der Schule". Also, wie der neue Schulleiter erklärt, weg vom Hetzen von Stunde zu Stunde, weg vom Exen-Stress. Angesagte Leistungsnachweise seien wichtig, besonders die "Rhythmisierung des Schultags". So soll es drei Studierzeiten mit Betreuung von Kernfachlehrkräften in Kleingruppen, Intensivierungsstunden, zwei Pausen am Vormittag, eine lange Mittagspause und eine Pause am Nachmittag geben und - eine weitere Besonderheit des neuen Gymnasiums - offene Angebote wie Fußball, Chor, Theater, freies Spielen oder Robotik. Das Campus-Plus-Konzept wird mit dem Kooperationspartner "Essakoff teach and care" umgesetzt. Anders als in Grünwald? "Ja", sagt Baur. "Wir sind insgesamt flexibler. Bei uns gibt es drei Campus-Plus-Klassen und eine Sportklasse dazu."

Apropos Flexibilität. Großen Wert legt Baur auf die Aufgabe des ganzen Schulteams, trotz der Sport-Orientierung alle Klassen als Einheit zu sehen. "Es geht nicht um die Förderung einzelner Schüler, sondern um jeden Schüler in der Schule." Und darum, dass die Jugendlichen nach der Schule Freizeit haben. Er sagt das derart überzeugt, dass man ihm sofort glauben mag und selbst fast noch einmal in diese Schule gehen möchte. Die Online-Einschreibungen laufen bereits, 100 Anmeldungen seien, so Baur, schon eingegangen. Am 25. Juli wird es mit der Möblierung losgehen. Anfang September wird die Verwaltung einziehen. Doch noch durchforstet der künftige Schulleiter, dessen Stimme jung, sympathisch und vor allem sehr motiviert klingt, die Bewerbungen. Denn diese Flexibilität, welche die neue Schule anbieten wird, braucht auch Lehrer, die sie umsetzen. "Da schaue ich gut darauf", sagt Baur. Und dann, ist er sicher, "werden wir das alles zusammen mit Leben erfüllen". Die Einschreibung für die Jahrgangsstufen 6 und 7 findet am Dienstag, 12., und Mittwoch, 13. April, jeweils von 8 bis 12 und 13 bis 16 Uhr am Gymnasium Moosach, Gerastraße 6, Container A, Zimmer 203 (Zugang über die Merseburger Straße) statt. Die Jahrgangsstufe 5 folgt am Dienstag, 10. Mai, von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr im Lion-Feuchtwanger-Gymnasium, Freiligrathstraße 71. Weitere Informationen unter www.gym-muc-nord.de.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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