Rotes Meer:Al-Sisi "verschenkt" Inseln an Saudi-Arabien - Ägypter sind sauer

King Salman of Saudi Arabia visits Egypt

Der saudi-arabische König Salman und der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi

(Foto: dpa)
  • Die ägyptische Regierung will die Souveränität über zwei Inseln zurück an Saudi-Arabien geben.
  • Kurz zuvor hatte der saudi-arabische König Salman Ägypten Milliarden-Investitionen zugesagt.

Die beiden Inseln Tiran und Sanafir liegen im nördlichen Bereich des Roten Meeres, am Eingang zum Golf von Aqaba, jeweils nur wenige Kilometer entfernt vom ägyptischen und saudi-arabischen Festland. Sie sind trocken und im Allgemeinen unbewohnt, nur ein paar Soldaten waren hier in den vergangenen Jahrzehnten zeitweilig stationiert, wie die New York Times schreibt. Trotzdem sorgen sie derzeit in Ägypten für Aufregung.

Das Kabinett in Kairo hatte am Samstag bekannt gegeben, die Souveranität über die beiden Inseln an Saudi-Arabien übertragen zu wollen. Die Entscheidung sei das Ergebnis sechs Jahre andauernder Gespräche über die Bereinigung der Seegrenzen, sagte ein Regierungssprecher. Insgesamt sei elf Mal verhandelt worden (die Saudi Gazette listet auf, worüber in den einzelnen Runden gesprochen wurde).

Derzeit befindet sich der saudische König Salman zu einem mehrtägigen Besuch in Kairo. Er sagte dem Nachbarstaat Milliarden an Hilfsgeldern und für Investitionen zu. Wohl auch wegen dieses zeitlichen Zusammentreffens empfinden viele Ägypter die geplante Inselübergabe als Ausverkauf ihres Landes, wie zahlreiche empörte Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigen.

So mokierte sich unter anderem Bassem Youssef, ein bekannter Satiriker, in einem arabischsprachigen Tweet, wie unter anderem die britische BBC berichtet: "Die Insel gibt es für eine Milliarde, die Pyramide für zwei, und ein paar Statuen gibt es gratis dazu."

Auch die größte Oppositionsbewegung des Landes, die Muslimbrüder, kritisierten, hier würden Eigentum und Ressourcen Ägpytens für eine "Handvoll Dollar" aufgegeben, wie das Online-Portal Middle East Eye schreibt. Von vielen wird die Insel-Übergabe als übertriebenes Zugeständnis von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi gesehen, der so versuche, Saudi-Arabien wieder enger an sich zu binden.

Protest am Tahrir-Platz

Auch am Tahrir-Platz in Kairo, dem Schauplatz der Proteste von 2011, die zum Sturz von Langzeit-Machthaber Hosni Mubarak führten, kam es aus Protest gegen die geplante Übergabe der Inseln zu einer kleinen Demonstration. Mindestens fünf Menschen wurden am Sonntag festgenommen, wie aus dem ägyptischen Innenministerium verlautete.

Ägyptische Rechtsexperten bezweifelten dem Middle East Eye zufolge zudem, dass es überhaupt zulässig sei, ägyptisches Territorium abzugeben. Tiran und Sanafir stehen seit 1950 unter ägyptischer Kontrolle. Damals hatte Riad selbst die Inseln an Kairo gegeben, um sie vor einer befürchteten Invasion durch Israel zu schützen.

Wie auch immer die rechtliche Situation tatsächlich sei, der Schritt sehe auf alle Fälle fürchterlich aus, sagte Samer Shehata, ein Nahost-Experte an der University of Oklahoma, der NYT. "Da kommt Salman nach Ägypten und verspricht Milliarden für Hilfen und Investitionen, und im Gegenzug werden diese Inseln übergeben."

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