Fußball im TV:Bundesliga-Rechte: Montagsspiele für die Milliarde

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Die Entwicklung der TV-Erlöse der Bundesliga in Millionen Euro.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Die DFL stellt die Pakete für die Übertragungsrechte an den Bundesliga-Spielen vor. Was sich für den normalen Zuschauer ändern könnte.

Von Johannes Aumüller

Eine Milliarde. Schon seit ein paar Monaten geistert diese magische Marke rund um die Vergabe der Fernsehrechte der Deutschen Fußball Liga (DFL). So viel Geld versprechen sich viele Klub-Vertreter für die Zeit von 2017 bis 2021 - pro Saison, versteht sich.

Am Dienstagmittag begann der Schlussspurt in diesem Kampf. Da präsentierte der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der Mann also, der das Geld für die 36 Profiklubs herausverhandeln soll, in einem Frankfurter Hotel die Details der Ausschreibung. Seifert ist seit 2005 im Amt, er hat schon mehrere Auktionen hinter sich - aber ein solch detailliertes Werk wie diesmal hat er auch noch nicht geschaffen. In 17 Pakete-Häppchen hat er sein Bundesliga-Produkt zerlegt, das er als "attraktivstes Medienrecht Deutschlands" preist. Der überwiegende Anteil des Geldes steckt in den Paketen A bis H für die Live-Berichterstattung (siehe Kasten), dazu kommen noch die Pakete I bis O2 für die Zusammenfassungen der Partien im Fernsehen oder im Netz.

Die Konsequenzen für den Fan sind noch nicht abzusehen

Diese 17 Häppchen sollen also das große Geld einspielen. Eine Revolution ist nicht dabei, aber es gibt schon Einschnitte. Was genau es am Ende für die Verbraucher bedeutet, ob sie künftig etwa zwei verschiedene Decoder besitzen oder insgesamt mehr Geld bezahlen müssen, um alle Bundesliga-Spiele live im Fernsehen anschauen zu können, ist noch nicht abzusehen. Dafür kommt es auf die konkrete Rechtevergabe an, die Seifert bis Anfang Juni abschließen will: Offiziell sagt die DFL nicht, welche und wie viele Unternehmen mitbieten möchten, die Liste der gehandelten Interessenten ist aber lang. Theoretisch ist aufgrund der Ausschreibungsdetails aber vorstellbar, dass für die Zuschauer weitgehend alles so bleibt wie bisher.

Eine Veränderung, für Sender wie für Zuschauer, betrifft die Live-Rechte. Bisher kann der Bezahlsender Sky damit werben, alle Spiele und alle Tore auf allen Verbreitungskanälen zu zeigen. Das geht gemäß den Vorgaben des Bundeskartellamtes - das die DFL einschalten muss, weil sie die Rechte aller Profiklubs zentral vermarktet und damit quasi über ein Monopol verfügt - künftig nicht mehr. Sky und jeder andere Interessent an den Live-Spielen müsste sich entscheiden: Entweder er verzichtet auf ein Live-Paket der Liga, etwa die Freitagsspiele. Oder aber, die dem Anschein nach naheliegendere Variante, er erwirbt die TV-Rechte für alle 306 Spiele, muss dann aber auf die Internet- und Smartphone-Rechte für ein Drittel der Spiele verzichten. DFL-Mann Seifert kann mit diesem Modell leben. Der ursprüngliche Vorschlag des Kartellamtes, der nicht erläutert wurde, hätte sich "signifikant" auf die Einnahmemöglichkeiten ausgewirkt.

Die Sportschau wäre weiter um 18:30 Uhr möglich

Bei den Paketen für die Zusammenfassungen ändert sich nur wenig. Es soll weiter je ein Paket am frühen und am späten Samstagabend sowie am Sonntagmorgen geben, die bisher ARD-Sportschau, ZDF-Sportstudio und Sport 1-Doppelpass nutzen. Zwischenzeitlich diskutierte Modelle wie eine Verkürzung des Sportschau-Fensters sind vom Tisch. Allerdings ist denkbar, dass die Rechte an den Zusammenfassungen an Wert verlieren. Denn künftig darf jeder Sender, der ein Live-Paket erwirbt, zumindest als Pay-Angebot auch unmittelbar nach dem Abpfiff eine Zusammenfassung aller Partien präsentieren - unabhängig davon, ob diese zu seinem Paket zählen oder nicht. Da liegt etwa der Gedanke an eine kostenpflichtige Konkurrenz-Sportschau im Internet nicht fern.

Aber auch an der Gestaltung des Spieltages ändert sich etwas. Das sonntägliche 17.30-Uhr-Spiel wird grundsätzlich eine halbe Stunde später angepfiffen. Zehnmal pro Saison weicht die DFL künftig von ihrem üblichen Kalender ab. Fünf Mal soll es ein drittes Sonntagsspiel geben, was die Möglichkeit eines "Super-Sonntags" mit drei Partien um 13.30 Uhr, 15.30 Uhr sowie um 18 Uhr eröffnet. Und fünf Mal soll es eine Partie am Montag geben. Der sportliche Hintergrund dieser Regelung ist es, den Europapokal-Teilnehmern, die donnerstags spielen müssen, mehr Zeit zur Erholung zu geben - aber die Ausweichtermine gibt es auch im Fall eines vorzeitigen Ausscheidens. Beides birgt Konfliktpotenzial: im Fall der Super-Sonntage mit den Vertretern des Amateurfußballs, bei den Montagsspielen mit den Fans der Vereine, die ihre Elf auswärts begleiten wollen. Seifert versicherte, der Montag werde nicht zum "Regel-Spieltag" für die Bundesligisten.

Auf konkrete Zahlen lässt sich Seifert nicht ein

Und wie viel genau soll das nun einbringen? Auf konkrete Zielzahlen lässt sich Seifert nicht ein, stattdessen nennt er nur einen "Korridor von 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro" - jedoch, wichtiger Nachsatz, für nationale und internationale Rechte zusammen. Das ist ganz clever. Einerseits klingt es optimistisch genug, wirklich zu einem hohen Preis zu kommen. Andererseits lässt es eine Rückfalloption zu: Denn wenn man einkalkuliert, dass die internationalen Rechte gerade 171 Millionen Euro jährlich bringen und sich diese Summe von 2018 an dank neuer Deals etwa in den USA erhöht, würde Seifert selbst dann in seinem Zielkorridor landen, wenn es für die 17 nationalen Häppchen deutlich weniger als eine Milliarde gäbe. Und unwahrscheinlich ist das nicht: Denn der aktuelle Vertrag bringt durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Jahr.

Live-Pakete

Paket A (Pay): Freitagsspiel, alle zehn Entlastungsspiele am Sonntag bzw. Montag, Relegation, Supercup.

B (Pay): Konferenz am Samstag um 15.30 Uhr und in den englischen Wochen.

C (Pay): Alle Einzelspiele am Samstag um 15.30 Uhr und in den englischen Wochen.

D (Pay oder Free): Spiel am Samstagabend um 18.30 Uhr.

E (Pay oder Free): Die beiden regulären Sonntagsspiele um 15.30 Uhr und 18 Uhr.

F (Pay): Zweitliga-Spiele außer Montag.

G (Pay oder Free): Montagsspiel der zweiten Bundesliga.

H (Free): Je ein Spiel am 1., 17. und 18. Spieltag, Supercup.

Paket OTT: Falls ein Anbieter die Pakete A bis E erwirbt, gibt es für 102 Spiele (zwei Sonntagsspiele plus ein Spiel am Samstag um 15.30 Uhr) eine gesonderte Ausschreibung für Internet und Smartphone.

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