Zukunftsforschung:Der Mars in Oberpfaffenhofen

Lesezeit: 2 min

Das Zentrum für Robotik und Mechatronik ist seit Freitag das Zuhause von 300 Forschern. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner eröffnete das 25 Millionen teure Gebäude auf dem DLR-Gelände

Von Wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen

Es kommt nicht so oft vor, dass Besucher von einem netten Roboter im Foyer begrüßt werden. Wenn beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen wieder einmal ein neues Gebäude in Betrieb genommen wird wie am Freitag, muss man damit rechnen, dass "Rollin' Justin" oder "Toro" einem die Hand schütteln. Ja, die beiden humanoiden Maschinen sind so feinfühlig, dass man sich plötzlich in der Zukunft wähnt. Und im neuen Zentrum für Robotik und Mechatronik (RMC) dreht sich eigentlich alles um die Zukunft - ob es um autonomes Fahren, elektrisches Fliegen oder um die Erforschung von fernen Planeten mit autonom handelnden Mars-Mobilen geht. Alles stellt einen Blick nach vorne dar.

"Das langfristige Ziel unseres Instituts ist die Entwicklung von autonomen Robotern und deren Schnittstellen zu Menschen, die es uns ermöglichen, die physische Interaktion mit der Umwelt wirkungsvoller, effektiver und sicherer zu gestalten", meinte Institutsdirektor Professor Alin Albu-Schäffer in seiner Einführungsrede. Für Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die das RMC eröffnete, beherrschen die beiden Roboter immerhin schon die "Kernkompetenzen" eines Politikers: "Hände schütteln und Bänder durchschneiden." Dass Institutsgründer Professor Gerd Hirzinger eine wahre Ideenschmiede mit Schubkraft schaffen würde, die auch noch weltweite Anerkennung fand, hatte keiner vorhergesehen, als er vor 30 Jahren begann. Nun sind in dem 25 Millionen Euro teuren Gebäude alle wichtigen Forschungsgruppen untergebracht. Aigner sprach deshalb von dem "weltweit engmaschigsten Netzwerk" auf dem Gebiet der Robotik.

Mit einer speziellen Brille steuert ein Wissenschaftler des Zentrums für Robotik und Mechatronik in Oberpfaffenhofen einen Bewegungssimulator. (Foto: Nila Thiel)

Tatsächlich stehen den 300 Mitarbeitern Labore und Büroräume auf vier Ebenen zur Verfügung. Im Erdgeschoss befindet sich das knapp 300 Quadratmeter große Hauptlabor, das so offen gestaltet ist, dass man bei Bedarf die Fläche auch anders unterteilen kann. Im Untergeschoss liegen die Prüfstände für Industrieroboter oder ein Labor für planetare Exploration, in dem mobile Roboter für Mars ähnliche Umgebungen getestet und weiter entwickelt werden. Für den Besucher ist es die interessanteste Ecke.

Die Forschung, die in Oberpfaffenhofen betrieben wird, das beweist auch dieses neue Zentrum, ist nicht nur als reine Theorie gedacht. Man ist eng verzahnt mit der Industrie, das bewiesen die vielen Firmenvertreter. Pro Jahr macht sich ein Wissenschaftler aus dem Robotik-Bereich selbständig, sagte DLR-Vorstand Hansjörg Dittus. So hat etwa Mercedes-Benz eine Robotik-Entwicklung für autonomes Fahren übernommen. Die Augsburger Firma Kuka ist durch Mithilfe des RMC zum weltweit führenden Konzern bei Industrie-Robotern aufgestiegen. "Wir wollen Innovationen fördern, um sie zur Marktreife zu bringen", betonte Aigner in ihrer Rede. Einen Scheck von 529 000 Euro hatte sie als guter Gast auch dabei. Die Stimmung war bestens, auch bei Martin Zeil, dem früheren FDP-Wirtschaftsminister, der ebenfalls eingeladen war. Zeil hatte damals als Minister die Gelder bewilligt.

"Die Kernkompetenz eines Politikers beherrscht er schon: das Händeschütteln", meinte Ministerin Ilse Aigner. (Foto: Nila Thiel)

Dass die Wirtschaftsministerin technikaffin ist, zeigte sich wieder einmal beim Rundgang durch die Labore. Ihr Interesse war so groß, dass der Zeitplan gehörig durcheinander geriet, was nicht nur an Roboter-Greifarmen und Mars-Rovern, sondern auch an den vielen Möglichkeiten lag, die Gegenstand der DLR-Forschung sind. Groß war auch das Medien-Interesse, aber das sind die DLR-Leute gewohnt. In diesen Tagen ist Oberpfaffenhofen sowieso ein Hotspot der bayerischen Staatsregierung: Am Montag wird Ministerpräsident Horst Seehofer das neue Gebäude des Satellitenherstellers OHB gleich neben dem DLR einweihen.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: