Kandidaten für US-Präsidentschaft:Unholde und Unglücksraben: Trumps bizarre Vorgänger

Donald Trump 2016

US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump

(Foto: AFP)

Ist Donald Trump der schlimmste Bewerber für die US-Präsidentschaft, den es je gab? Keineswegs. Hier sind zehn Beispiele.

Porträts von SZ-Autoren

Er pöbelt und lästert und schert sich nicht um Höflichkeit: Der Exzentriker Donald Trump hat es mit hemmungsloser Egomanie so weit gebracht, dass die Granden seiner eigenen Partei, der Republikaner, nun Fernsehspots gegen ihn finanzieren.

Trump ist selbst für die Verhältnisse amerikanischer Vorwahlkämpfe ein Rüpel und Populist erster Güte; was das politisch bedeuten würde, gelänge ihm nach einer Nominierung der Einzug ins Weiße Haus, will man lieber gar nicht wissen.

Andererseits wäre er nicht der Erste in der Geschichte der USA, dessen Aufstieg Schrecken im Land ausgebreitet und die Selbstheilungskräfte der ältesten westlichen Demokratie mobilisiert hätte (meistens). Ein Überblick über seltsame Anwärter, die ins Weiße Haus drängten.

John C. Calhoun, 1824

Vice President John Calhoun

Vize-Präsident John Calhoun

(Foto: Archive Photos/Getty Images)

Finster wie eine Figur aus einer Frankenstein-Novelle starrt der alte John C. Calhoun aus diesem undatierten Bild. Lange aber war er einer der beliebtesten Politiker der USA. Ein Beobachter beschrieb ihn um 1815 als den "elegantesten Redner im Repräsentantenhaus. Er weiß stets, wovon er spricht, und vermag jeden in Hörweite zu erleuchten."

Leider hielt das, was Calhoun (1782 - 1850) aus dem Sklavenhalterstaat South Carolina zu sagen hatte, mit der Eleganz seiner Erscheinung in keiner Weise Schritt. Er war ein Prediger der Sklaverei, die er mit der gottgegebenen Überlegenheit des weißen Mannes begründete.

Als in den Südstaaten Ideen umgingen, sich zur Rettung der Sklaverei vom Bundesstaat zu lösen, ging die Saat seiner Worte auf. Das Feindbild war der Zentralstaat. Und wenn heute US-Konservative weniger Zentralregierung und Steuersenkungen für Reiche fordern, so hat Calhoun dies auch schon getan.

Er bewarb sich 1824 erfolgreich für das Rennen um das Amt des Vizepräsidenten und wurde so in der US-Geschichte der einzige Inhaber dieses Amtes, gegen den sein Boss Kriegsschiffe auslaufen ließ.

Weil Calhoun sich in South Carolina während der "Nullification Crisis" weigerte, die Bundesgesetze anzuerkennen, drohte Präsident Andrew Jackson 1832, seinen ungeliebten Vertreter durch die Marine festnehmen und aufknüpfen zu lassen.

Calhoun musste gehen, er wirkte aber im Senat fort. Erst im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 fiel dann die Entscheidung gegen die Sklaverei.

Von Joachim Käppner

L. Live Forever Jones, 1840 ff.

Unsterblichkeit war immer das Versprechen der Religionen. Der siebenfache Präsidentschaftskandidat Leonard "Live Forever" Jones machte sie zum politischen Programm. Geboren 1797, war er in seinem Heimatstaat Kentucky mit Bodenspekulation schon jung zu sehr viel Geld gekommen.

Über den Umweg der Methodisten, Shaker und Mormonen fand er dann zu seinem eigenen Glauben. Der besagte, dass der Tod nur eine Folge moralischer Verfehlungen sei. Wer wahrhaft glaube, sei unsterblich.

Live Forever Jones

Live Forever Jones (links, sitzend mit langem Bart) vor Gericht. Stich aus "Lucius P. Little: Ben Hardin: his times and contemporaries, with selections from his speeches" (1887).

(Foto: L. P. Little, "Ben Hardin: his times and contemporaries, with selections from his speeches" (1887))

Ein Mann namens Alexander McDaniel hatte ihm das eingetrichtert. Die beiden planten in Columbus, Kentucky, sogar eine Welthauptstadt der Gläubigen, in der es keine Friedhöfe geben sollte.

Als McDaniel bei einer Missionsreise verstarb, war es Jones "sehr peinlich", die Grabrede zu halten. Trotzdem kandidierte er zwischen 1840 und 1868 in jeder der Präsidentschaftswahlen für das höchste Amt der Nation. Er trat dabei für die "High Moral"-Partei an. Einziges Mitglied - er selbst. Die Bürger und Politiker seiner Zeit fanden seine Schrullen lustig. Wahlkampfveranstaltungen der Moralpartei waren gut besucht. Brav setzte man ihn auf die Wahlzettel.

Er kandidierte auch nicht nur zum Präsidenten. Bei den Wahlen für den Gouverneur von Kentucky von 1867 bekam er keine einzige Stimme. Ein Jahr später erkrankte er an Lungenentzündung, verweigerte die Behandlung und starb.

Von Andrian Kreye

Horace Greeley, 1872

Horace Greeley war einer größten Unglücksraben in der Geschichte der USA. Als Mann des Wortes sagte er einmal: Er sei der "am schlimmsten geschlagene Mann, der jemals für ein Amt kandidierte". 1872 verlor er katastrophal gegen Ulysses S. Grant. Kurz danach starb er, im Alter von 61 Jahren. Schicksalsschläge wie der Tod seiner Frau hatten ihn gebrochen.

Horace Greeley

Horace Greeley

(Foto: Getty Images)

Heute wird seiner vielerorts mit Respekt gedacht, aber Greeley hatte wie kaum jemand sonst die Gabe, Unwillen zu provozieren. Dazu kam die undankbare Aufgabe, gegen den Kriegshelden des Nordens und amtierenden Präsidenten Grant anzutreten. Dabei war Greeley von fortschrittlichem Geist, zutiefst human und als Abolitionist ein energischerer Gegner der Sklaverei als Abraham Lincoln, der sie abschaffte.

Obwohl Herausgeber der wichtigsten Zeitung, der New York Tribune, hatte er ein Medienproblem: Die damals sehr einflussreichen Karikaturisten fielen über sein tollpatschiges Auftreten, seinen watschelnden Gang her. Mitunter wurden ihm extreme Positionen untergeschoben. Oder er wurde angegriffen, weil er recht hatte.

Während des Bürgerkriegs machte sich ein Mob auf, um ihn und seine Familie zu hängen, weil er für die Befreiung der Sklaven war. Es blieb bei Drohungen. Seine Frau aber hatte schon Pulverfässer in den Flur gestellt, um die Angreifer samt Haus in die Luft zu sprengen. Sie war nicht ganz so milde wie ihr Mann.

Von Harald Hordych

John W. Davis, 1924

So wie die Dinge gerade laufen, sollten die Republikaner sehr genau den Nominierungsparteitag der Demokraten im Sommer 1924 in New York studieren. Damals hatte die Partei die Wahl zwischen einem populären Kandidaten - ein mitreißender Redner, aber leider auch ein Bruder Leichtfuß - und einem aufrechten Linken, der im damals noch protestantisch dominierten Amerika den politischen Makel hatte, ein Katholik zu sein.

John William Davis

John William Davis

(Foto: Quelle: Wikimedia commons / Library of Congress)

Beide verfügten über viele Stimmen auf dem Parteitag, aber eben nicht über genug. Tagelang zog sich der quälende Prozess hin. 102 Abstimmungen hatten die Delegierten hinter sich, ehe die beiden Lager aufgaben und sich auf einen Kompromisskandidaten einigten, einen weitgehend unbekannten einstigen Kongressabgeordneten und Anwalt aus West Virginia namens John W. Davis.

Es war ein Akt der Verzweiflung und sollte sich als großer Fehler erweisen. Der Mann war Rassist und Knecht des Großkapitals. Linke Demokraten waren so entsetzt, dass sie einen eigenen Kandidaten aufstellten, mit erwartbarem Ergebnis: Der Republikaner Calvin Coolidge wurde Präsident, Davis kam nicht einmal auf 30 Prozent der Stimmen, ein Desaster für die Demokraten.

Davis selbst sollte noch zweimal eine Rolle in der nationalen Politik spielen: 1933 als eingeschworener Gegner seines Parteifreunds, Präsident Franklin Roosevelt, und 1954, als er die Rassentrennung vor dem Supreme Court rechtfertigte - beides Mal auf der falschen Seite der Geschichte.

Von Reymer Klüver

Richard Nixon, 1960

Es war die erste Debatte zweier Präsidentschaftskandidaten überhaupt. Noch dazu die erste, die im Fernsehen übertragen wurde, live - und schwarz-weiß, wie 1960 üblich.

Richard Nixon

US-Präsident Richard Nixon

(Foto: Getty Images)

Der Republikaner Richard Nixon wollte die Sache mit einem souveränen Auftritt klarmachen. Debattengestählt nach acht Jahren als Vizepräsident des beliebten Dwight D. Eisenhower, glaubte er, vor einem Millionenpublikum seinen jungen Konkurrenten John F. Kennedy locker vorführen zu können. Deshalb bereitete er sich - im Gegensatz zu dem Demokraten - nicht groß auf die Debatte vor. Ein Leichtsinnsfehler. Zu allem Überfluss hatte Nixon eine Knieverletzung hinter sich.

Ihn strengte das Stehen am Pult im Fernsehstudio an. Er wirkte blass, der Anzug saß nicht, er schwitzte. Vor allem aber hatte er sich trotz starken Bartwuchses nicht extra rasiert. Ein dunkler Schatten lag über seinem Gesicht. Auf den Bildschirmen sah er so aus wie der Ganove, als der er sich später herausstellen sollte (nachdem er es im zweiten Anlauf 1969 ins Weiße Haus geschafft hatte).

Nixon hatte die Dienste der Maskenbildnerin des TV-Studios ausgeschlagen. Denn auch Kennedy hatte Make-up zuvor abgelehnt. Doch ließ JFK sich in seiner Garderobe noch heimlich schminken und sah blendend aus im Scheinwerferlicht, frisch, jugendlich, ordentlich rasiert.

Amerikas Fernsehzuschauer hielten Kennedy für den Sieger der historischen Debatte. Für Nixon war es die vielleicht entscheidende Schlappe. Er verlor die Wahl ganz knapp mit nur 113 000 Stimmen Unterschied.

Von Reymer Klüver

George Wallace, 1964 ff.

Vielleicht hat der Herr George Wallace nur erschaffen, damit das Abziehbild vom hässlichen Amerikaner Gestalt auf Erden annehme. Wallace predigte Rassentrennung ("Segregation forever") und verlangte den Einsatz von Atomwaffen gegen den Vietcong. Vier Mal bewarb er sich als Präsidentschaftskandidat, meist für die Demokraten: 1964, 1968, 1972 und 1976, glücklicherweise gewann er nie.

George Wallace

Alabamas Governor George Wallace, rechts hinter US-Präsident Lyndon B. Johnson (Mitte) 1965

(Foto: Reuters)

Freilich: Ein Biograf nannte ihn den einflussreichsten Verlierer, den die USA je gesehen hätten. Wallace war ein Ahnherr jener hasserfüllten Staatsfeindlichkeit, für die heute die Tea Party steht. 1958 verlor er eine Regionalwahl gegen einen noch rassistischeren Konkurrenten mit Verbindung zum Ku-Klux-Klan. Das, schwor sich Wallace, werde ihm nicht nochmals passieren: "I'll never be outniggered again." Als Gouverneur von Alabama stellte er sich 1963 gar - erfolglos - der Nationalgarde in den Weg, um die Einschreibung schwarzer Studenten zu verhindern.

Wallace, geboren 1919 und Bombenflieger im Pazifikkrieg, verkörperte noch 100 Jahre nach der Niederlage der Sklavenhalter den Rassismus des alten Südens, als sei er dem Roman "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee entsprungen. Er war ein mitreißender Redner, ein Demagoge, gegen den noch Trumps Ausfälle verblassen. Als ihm Demonstranten Straßenblockaden androhten, sagte er: "Wenn sich ein Anarchist vor mein Auto legt, war es das letzte Auto, vor das er sich gelegt hat."

Von Joachim Käppner

Barry Goldwater, 1964

Barry Goldwater verkörpert die Tea Party, bevor es die Tea Party gibt: Mitte des 20. Jahrhunderts bekämpft der US-Senator aus Arizona Sozialstaat und Gewerkschaften. Er gilt als "fiscal conservative": Die US-Regierung soll wenig Geld eintreiben und wenig ausgeben.

Senator Barry Goldwater

Senator Barry Goldwater 1964

(Foto: Popperfoto/Getty Images)

1964 bewirbt sich Goldwater um die Nominierung der republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl. An ihn wird neuerdings oft erinnert, seit Donald Trump auf die Nominierung der Republikaner zustrebt. Die Parteispitze nämlich sieht den Aufstieg Trumps mit Grausen, ganz ähnlich geht es den Parteioberen 1964 mit Goldwater, den sie für einen Extremisten halten, der in einer Hauptwahl nicht zu vermitteln sei. Manchmal fällt er, wie Trump, durch unfassbare Ideen auf: So sinniert er darüber, ob man die Wälder im Vietnam-Krieg mit Atomwaffen entlauben sollte.

Panisch bringen die damaligen Parteichefs etliche Gegenkandidaten in Stellung, um den Senator aus dem Südwesten der USA doch noch zu stoppen. Sie scheitern kläglich. In der Hauptwahl erleben die Republikaner dann das erwartete Fiasko: Goldwater verliert selten deutlich gegen den demokratischen Amtsinhaber Lyndon B. Johnson. Aber die erzkonservative Bewegung, die er wiederbelebt hat, ist damit nicht geschlagen. Sie findet bald einen neuen Helden: Ronald Reagan, der Steuersenkungen und Kompromisslosigkeit gegenüber der Sowjetunion verlangt und 1980 das Weiße Haus erobert.

Von Nicolas Richter

Ross Perot, 1992

Bei der Präsidentenwahl 1992 gab es den alten George Herbert Walker Bush und den jungen Bill Clinton. Und es gab Ross Perot. Ross Perot war so etwas wie Donald Trump mit Manieren.

Ross Perot

Ross Perot

(Foto: Reuters)

Wie Trump war der 1930 geborene Perot ein erfolgreicher Geschäftsmann, der Milliarden verdient hatte und seinen Wahlkampf selber bezahlen konnte. Wie Trump trat Perot ausdrücklich als Außenseiter an, als jemand, der mit dem Polittheater und -geschiebe in Washington nichts zu tun habe. Wie Trump nutzte er seinen persönlichen unternehmerischen Erfolg - Perot war früh in die Computerbranche eingestiegen - als vermeintlichen Beweis, dass er auch den Konzern Vereinigte Staaten führen könne.

Und wie Trump hatte Perot eine sehr einfache politische Botschaft, die auf die schon damals schwer unter Druck stehende Mittelschicht zielte: Auch er wetterte über die Abwanderung von Jobs nach Mexiko und schimpfte auf die Staatsschulden. Bei den Fernsehdebatten stellte Perot Schaubilder auf Staffeleien, mit Hilfe derer er den Zuschauern Gruseliges über den anwachsenden US-Schuldenberg erklärte. Ökonomen freilich schüttelten die Köpfe.

Am Ende stand ein respektables Ergebnis: Der unabhängige Kandidat Perot erhielt knapp 19 Prozent der Stimmen. Forscher wollen herausgefunden haben, dass er Bush und Clinton zu gleichen Teilen Wähler weggenommen hatte. In Erinnerung blieb Perot als der Milliardär mit den Bildern. Und den Manieren.

Von Hubert Wetzel

Ralph Nader, 2000

Viele Gespräche über den beklagenswerten Zustand der Welt enden damit, dass man sich auf einen Schuldigen einigt: George W. Bush. Wäre der nicht da oder dort einmarschiert, hätte er nicht diesen oder jenen vergrätzt - wie schön könnte alles sein.

Wenn also George W. Bush an allem schuld ist, so stellt sich die Frage: Wer ist schuld an George W. Bush? Die Antwort lautet: Ralph Nader, Präsidentschaftskandidat der US-Grünen im Jahr 2000.

Ralph Nader 2000

Der grüne Präsidentschaftskandidat Ralph Nader im Jahr 2000

(Foto: Reuters)

Die Beweislage ist eindeutig: Im wahlentscheidenden Bundesstaat Florida bekam der republikanische Kandidat Bush 2 912 790 Stimmen. Sein demokratischer Konkurrent Al Gore erhielt nur 2 912 253. Er verlor Florida und damit die Wahl. Ralph Nader allerdings sammelte 97 488 Stimmen. Wäre er nicht angetreten, und hätten nur 600 seiner grünen Wähler für den linksliberalen Al Gore gestimmt, Amerika und der Welt wäre Bush erspart geblieben.

Nader, Jahrgang 1934, hat sich in seinem Leben viele Verdienste erworben. Jahrzehntelang hat der Anwalt für die Rechte der Verbraucher und Bürger gekämpft, für sichere Autos, sauberes Wasser, für eine saubere Politik und eine gerechte Gesellschaft. Seine Gegner in den Großkonzernen haben immer wieder versucht, ihn fertigzumachen - erfolglos.

Kaum ein Amerikaner hat wohl mehr Mitbürgern das Leben oder die Gesundheit gerettet als Nader. Seine Kandidatur im Jahr 2000 bescherte den Amerikanern Bush. 2004 und 2008 trat er nochmal an, zuletzt erhielt er nur noch 0,5 Prozent der Stimmen. Seitdem hat Ralph Nader die Finger von Politik gelassen. Besser so.

Von Hubert Wetzel

Sarah Palin, 2008

Auch wenn alle Auguren stets versicherten (so wie sie es bei Donald Trump auch tun), dass es so weit nicht kommen werde, dass es also Sarah Palin nie und nimmer ins Weiße Haus schaffen könne: Ganz so klar war die Sache im Sommer 2008 nicht, als John McCain die schrille Gouverneurin aus Alaska zu seiner Vizepräsidentschaftskandidatin erkor.

REPUBLICAN VP CANDIDATE SARAH PALIN HOLDS RALLY IN CARSON CITY, NEVADA

Sarah Palin 2008

(Foto: AFP)

Dafür hatte der Präsidentschaftsbewerber der Republikaner gute Gründe. Sie war rechts, was ihm bei den Religiösen im Land helfen sollte. Sie war eine Frau, womit er weibliche Wähler gewinnen wollte. Und sie war relativ jung, damals gerade 44 Jahre. Damit wollte er die Vorbehalte gegen sein Alter zerstreuen. Mit 72 war McCain einer der ältesten Männer, die es je zum Präsidentschaftskandidaten einer der beiden großen US-Parteien gebracht hatten.

Tatsächlich half ihm Palins Berufung zunächst enorm. Er lag in Umfragen erstmals vor seinem demokratischen Konkurrenten Obama. Doch am Ende erwies sich die Entscheidung als größte Fehlkalkulation McCains. Denn Palin redete sich binnen weniger Tage um Kopf und Kragen. Sie konnte die Mitgliedsländer der nordamerikanischen Freihandelszone nicht nennen (es sind drei: die USA, Kanada und Mexiko), sie hielt Afrika für ein Land, keinen Kontinent, sie hatte keine Ahnung von Außenpolitik, und selbst die föderale Struktur ihres Landes bereitete ihr Schwierigkeiten.

Am Ende empfanden zu viele Amerikaner ihr selbstbewusstes Statement als Drohung: "Es ist der Wunsch vieler, dass ich bei der Führung der Nation helfe."

Von Reymer Klüver

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