Wackersberg:Jenseits von Reden

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Susanne Rohrer und Matthias Matuschik im Kramerwirt. (Foto: Wolfsbauer)

Matuschik und Rohrer klamauken sich so durch

Von Petra Schneider, Wackersberg

Was für eine unterhaltsame Radiosendung reichen mag, ist für ein amüsantes oder gar gehaltvolles Bühnenprogramm nicht unbedingt genug. Das zeigte sich beim Programm der beiden Bayern-3-Star-Moderatoren Susanne Rohrer und Matthias Matuschik, die am Sonntag im Kramerwirt ihr erstes gemeinsames Bühnenprogramm "Wir müssen reden", spielten. Den meisten der rund 70 Zuschauer gefiel das verbale Geplänkel offenbar. Denn reden, das können die beiden, keine Frage. Ob sie das unbedingt auf einer Bühne müssen, sei dahin gestellt.

Inhaltlich überzeugte das Programm nicht: Ohne roten Faden wurde wenig Tiefsinniges aneinandergereiht. Und, schlimmer noch, Grenzwertiges zu politischen Themen kundgetan: Von Sprengstoffgürteln als religiös motiviertes "modisches Accessoire" und von Burkas mit aufgedruckten Gesichtern wurde da gefaselt. Abstruses über eine falsch verstandene politische Korrektheit, die dazu geführt habe, dass man nicht mehr Negerkuss oder Autobahn sagen dürfe und auch bei Zahlen oder Buchstabenkombinationen aufpassen müsse, ob sie womöglich negativ besetzt seien: "Eins bedeutet Erster Weltkrieg. Zwei Zweiter Weltkrieg, drei Drittes Reich." Zu verdanken habe man diese Zimperlichkeiten den Grünen. "Die hab' ich so gefressen, diese Klangschalen-Nazis", wetterte Matuschik. Ebenso wie die Veganer. Der Begriff stamme aus dem Indianischen und bedeute "zu blöd zum Jagen".

Matuschik echauffierte sich über Frauenparkplätze als Männer diskriminierend und bediente einschlägige Klischees: Frauen lesen Horoskope und können nicht Autofahren. "Im Islam dürfen die Weibsen nicht Autofahren", sagte er. "Das ist ja quasi ein immerwährender Feiertag." Überhaupt nahm das Thema Feiertage breiten Raum ein. Dass Maria Himmelfahrt in den meisten bayerischen Gemeinden arbeitsfrei sei, habe man der dort ansässigen Mehrheit von Katholiken zu verdanken. Den daraus resultierenden Shopping-Tourismus in evangelische Nachbargemeinden versuchten katholische Pfarrer womöglich mit Appellen zu verhindern: "Kauft nicht bei Protestanten." Dagegen wirkten die Geschmacklosigkeiten zu Beginn des Programms beinahe harmlos: Um Beschneidung und Jungfernhäutchen ging es da. Und um die Frage, ob Matuschik seine Vorhaut womöglich in einem Döschen aufbewahre wie bei der Zahnfee. Rohrer spielte am Akkordeon "Atemlos", versehen mit einem Text über Flüchtlinge und Schlepper. Und als Zugabe gab es ein "Gänsehautlied": "Wenn Mannheim jetzt Menschheim heißt, dann sind wir jenseits von Reden."

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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