Hoher Zuzug:Dachau wächst am schnellsten

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SZ-Grafik; Quelle: Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (Foto: Dachau)

Immer mehr Menschen ziehen in den Landkreis. Der Planungsverband rechnet mit 172 000 Einwohnern bis 2034 - fast 26 000 mehr als jetzt. Der Zuzug in Freising und Fürstenfeldbruck liegt deutlich darunter

Von Viktoria Großmann, Dachau

Den Menschen im Landkreis Dachau geht es gut: Immer mehr Menschen haben immer bessere Bildungsabschlüsse, die Zahl der Beschäftigten steigt und noch dazu leben hier deutlich mehr Jüngere als im Landesdurchschnitt. Kein Landkreis im Münchner Umland hat zwischen 2009 und 2014 so viele Zuzüge verzeichnet wie der Landkreis Dachau. Laut den am Dienstag veröffentlichten neuesten Daten des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum hat der Landkreis in diesen fünf Jahren 8600 Einwohner hinzugewonnen und hatte Ende 2014 146 300 Einwohner. Ein halbes Jahr später waren es bereits wieder 1000 mehr. Das ist ein Wachstum von 6,2 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Die Nachbarlandkreise Freising und Fürstenfeldbruck liegen mit einer Zunahme um 2,9 und 3,5 Prozent deutlich darunter. Die Statistiker sehen das Ende des Bevölkerungswachstums in Dachau noch längst nicht erreicht. Ihre Prognose lautet: Im Jahr 2034 werden 172 000 Menschen im Landkreis leben.

Aktuelle Pendlerzahlen

Grund dafür ist in erster Linie der Zuzug. Im Jahr 2014 gab es im Landkreis 104 mehr Geburten als Todesfälle. Das allein garantiert auf lange Sicht kein Wachstum. Die Stadt Dachau, so ergaben Berechnungen des Planungsverbands, würde ohne Zuzug schnell an Bevölkerung verlieren. Der Planungsverband arbeitet mit Zahlen des Landesamtes für Statistik und beobachtet vor allem Fünfjahreszeiträume beginnend 2004. Die Daten dienen im Wirtschaftsraum als Grundlage von Planungen etwa im Straßen- und Wohnungsbau. So sind die aktuellen Pendlerzahlen sicher interessant für die Kommunen, die in der "Dachauer Erklärung" festgeschrieben haben, landkreis- und gemeindeübergreifend Verkehrswege zu planen und sich gerade zur zweiten Verkehrskonferenz München Nord getroffen haben.

Die Zahlen zeigen: Fast niemand arbeitet am Wohnort. Mehr als 40 000 Menschen verlassen jeden Tag den Landkreis auf dem Weg ins Büro, davon fahren 26 000 nach München. Die Statistik zählt dabei nur Angestellte. Freiberufler, Schüler oder Studenten sind nicht eingerechnet. Immerhin etwa 16 000 Menschen kommen täglich zur Arbeit in den Landkreis, weitere 11 000 bewegen sich innerhalb des Landkreises von Wohn- zu Arbeitsort.

Hohe Arbeitsplatzdichte in Bergkirchen

Mehr Einpendler als Auspendler verzeichnet lediglich die Gemeinde Bergkirchen. Sie ist mit ihrem im Vergleich zur Größe des Dorfes etwas überdimensioniert erscheinenden Gewerbegebiet denn auch Spitzenreiter bei der Arbeitsplatzdichte. Die 7700-Einwohner-Gemeinde bietet pro 1000 Einwohner mehr als 500 sozialversicherungspflichtige Stellen. Dachau nur etwas mehr als 300. Den Spitzenplatz unter den Gemeinden mit den höchsten Einnahmen aus Einkommen- und Gewerbesteuer teilt sich Bergkirchen dennoch mit Sulzemoos: Beide liegen bei etwa 1250 Euro pro Jahr und Einwohner. Dachau liegt nur leicht darunter. Erdweg ist Schlusslicht mit 763 Euro je Einwohner. Hier fehlt fast völlig die Einnahmequelle Gewerbesteuer.

Spitzenreiter anderer Art ist Karlsfeld: Nirgendwo sonst im Landkreis sind die Bodenpreise für Wohnbauland so hoch. Der Richtwert, der wiederum nur ein Durchschnittswert ist, liegt laut Planungsverband in Karlsfeld bei 495 Euro pro Quadratmeter. Auch die Gewerbeflächen sind demnach in Karlsfeld mit großem Abstand am teuersten. Der Quadratmeter kostet durchschnittlich 245 Euro, in Bergkirchen sind es 100 Euro weniger. Innerhalb der Gemeinden dürften die Preise variieren.

Wohnungsmarkt ist Bevölkerungswachstum nicht gewachsen

Dem Bevölkerungswachstum nicht gewachsen ist ganz offensichtlich der Wohnungsmarkt. Was viele Menschen im Großraum aus eigener Erfahrung kennen, bestätigt die Statistik. Es wird zu wenig gebaut. Im Jahr 2014 wurden 684 Wohnungen fertiggestellt, das sind nicht einmal fünf neue Wohnungen gerechnet auf 1000 Einwohner. Das ist aber nicht nur in Dachau so, sondern im gesamten Großraum. Bedeutenden Anteil am Wohnungsbau haben im Landkreis nach wie vor die Häuslebauer. Knapp 300 der neuen Wohnungen sind Einfamilienhäuser gewesen, etwas mehr als 300 waren Mehrfamilienhäuser. Das spiegelt die Genehmigungslage in Stadt- und Gemeinderäten wieder, in denen, teils aufgrund veralteter Bebauungspläne, teils aus Angst um den dörflichen Charakter schon bei vier Stockwerken Bedenken aufkommen. Doch die Veränderung des Landkreises durch das Bevölkerungswachstum lassen sich kaum aufhalten. Bleibt die Frage, wie ihnen begegnet werden kann.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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