Flüchtlingsboot:Hunderte Tote im Mittelmeer

Die Internationale Organisation für Migration bestätigt die Berichte über ein Schiffsunglück mit Hunderten Toten. Mitarbeiter hätten Überlebende getroffen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Es wird traurige Gewissheit, was bislang nur unbestätigte Berichte waren: Im Mittelmeer hat es erneut eine Schiffskatastrophe gegeben. Bei ihr sind offenbar mehrere Hunderte Flüchtlinge ertrunken, die auf dem Weg nach Europa waren. Die wenigen Überlebenden schätzen die Zahl der Opfer auf bis zu 500. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) bestätigte nun die Berichte über das Unglück in der vergangenen Woche; zuvor hatte auch das UN-Flüchtlingswerk UNHCR gesagt, es gebe glaubhafte Hinweise darauf, dass ein großes Boot mit vielen Flüchtlingen an Bord untergegangen sei.

Das IOM berichtete, Mitarbeiter hätten Überlebende getroffen, die am Samstag von einem philippinischen Frachtschiff vor der libyschen Küste gerettet wurden. Sie hätten erzählt, dass rund 200 Migranten in mehreren kleinen Booten die libysche Küstenstadt Tobruk in Richtung Italien verlassen hätten. In jedem hätten sich 30 bis 40 Personen befunden. Sie seien zu einem größeren Schiff auf hoher See unterwegs gewesen. Als die Neuankömmlinge an Bord stiegen, sei das größere Schiff voll Wasser gelaufen und schließlich gekentert. Es war offenbar bereits mit ungefähr 300 Menschen völlig überfüllt. Als das Schiff in Schieflage kam, "versuchten in Panik geratene Passagiere in die kleineren Boote zu springen, in denen sie angekommen waren", heißt es im Bericht der IOM. Das UN-Flüchtlingswerk teilte mit, Schlepper hätten die Flüchtlinge gezwungen, in das größere Schiff umzusteigen, obwohl sich darauf schon zu viele Menschen befanden.

Überlebt, so heißt es, hätten lediglich 41 Migranten aus Somalia, Äthiopien und dem Sudan - 37 Männer, drei Frauen und ein dreijähriges Kind. Sie hätten sich entweder noch auf dem kleineren Boot befunden oder es geschafft, zu ihm zu schwimmen. Dieses Boot trieb dann drei Tage steuerlos im Meer, berichten die Überlebenden. Am Samstag habe schließlich ein Frachtschiff die Insassen etwa 90 Kilometer südlich der griechischen Halbinsel Peloponnes an Bord genommen und sie nach Kalamata gebracht.

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