Reden wir über Geld:"Du verkaufst eine Platte und kaufst von dem Geld fünf neue"

Brad Hale

Wenn Brad Hales nicht in seinem kleinen Laden sitzt und alte Platten verkauft, dann ist er als DJ unterwegs.

(Foto: Thomas Fromm)

Brad Hales ist Plattenhändler in Detroit, der Geburtsstadt des Motown Sounds. Der Niedergang der einstigen Autometropole ist die Basis seines Geschäftsmodells.

Von Thomas Fromm, Detroit

Man muss ihn erst mal suchen in seinem Laden, dem "People's Records" in Detroit im US-Bundesstaat Michigan. Hales, 41, sitzt hinter einem riesigen Berg alter 45er Singles, Kopfhörer auf den Ohren, vergilbte Plattenhüllen in der Hand. Natürlich, sagt Hales, könnte er seine alten Schallplatten auch über Ebay verkaufen. Dann wäre er vielleicht sogar irgendwann reich. Aber Hales, der in seinem Laden am Rand der Stadt Schallplatten verkauft, will gar nicht reich werden, er will einfach nur seine Rechnungen zahlen. Und überhaupt: Wäre das wirklich dasselbe?

Brad Hales mag ja seinen kleinen alten Laden in Detroit, in dem das Vinyl bis zur Decke steht. In Zeiten von iTunes und Spotify liegt hier alles herum: 33er, 45er, Motown, Rockn'Roll, Surf-Platten, Disco aus den 70ern, 90er Rock. Temptations, Marvin Gaye, Gene Vincent, Nirvana.

Wie man Plattenverkäufer wird? Ganz einfach, sagt Hales: "Du verkaufst eine Platte und kaufst von dem Geld fünf neue, die Du wieder verkaufst. Das geht so lange, bis Du ein paar Tausend Platten in den Regalen stehen hast." Gegen den Musikvertrieb im Internet hat er nichts - soll jeder machen, was er möchte. "Leute kommen von überall her in mein Geschäft, kaufen die Platten bei mir, und verkaufen sie hinterher für viel Geld auf Ebay. Die machen ihren Schnitt. Aber das ist ok.", sagt er. Aber trotzdem möchte er nicht mit denen tauschen.

Die Leute, die hier reinkommen, sind Alte, Junge, Studenten, Freaks, Leute aus den Ruinen von nebenan. Detroit ist ja eine besondere Stadt, nicht so wie L.A. und nicht so wie New York. Detroit ist Detroit: In keiner anderen Gegend in den USA wurden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten so viele Häuser einfach verlassen. "Die Menschen sind immer noch dabei, ihre Keller auszumisten, einige Keller und Dachböden werden erst 40 Jahre, nachdem die Menschen ausgezogen sind, entrümpelt." Menschen, die ihre Koffer gepackt haben und abgehauen sind aus dieser Krisenstadt, die früher mal Auto-Motown-Boomtown war. Zurück blieben auch viele alte Schallplattensammlungen, die heute bei Menschen wie Brad im Regal stehen.

Wie er die Preise für seine Platten berechnet, warum er Menschen Geld gibt, die ihm keine Platten bringen - und was ihm ein deutscher Stammkunde für Ratschläge gibt?

Lesen Sie das komplette Interview mit Brad Hales mit SZ Plus.

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