Synchronschauspieler gestorben:Tom Hanks' Synchronsprecher Arne Elsholtz, die Stimme der Sympathieträger

Arne Elsholtz gestorben

Seine Stimme kannte jeder: der verstorbene Synchronsprecher Arne Elsholtz auf einem Bild aus diesem Jahr.

(Foto: dpa)

Nun ist Elsholtz gestorben. Er war ein Star der Szene. Aber die kämpft selbst ums Überleben.

Von Robert Hofmann

Wenn ein Hollywoodstar stirbt, verliert die Welt einen Schauspieler. Wenn ein deutscher Synchronsprecher stirbt, verlieren zahlreiche Schauspieler ihre Stimme. Zumindest eine ihrer Stimmen. Und auch nur in Deutschland.

Am Dienstag ist Arne Elsholtz in Berlin gestorben, der Synchronsprecher von Tom Hanks, Jeff Goldblum, Bill Murray und vielen anderen Hollywoodstars. Schon sein Vater war im Synchronisationsgeschäft tätig. Deutschland war es nach dem Krieg nämlich noch verboten, eigene Filme zu produzieren. Stattdessen wurden angelsächsische, französische und auch russische Produktionen importiert und sprachlich für das deutsche Publikum aufbereitet.

1944 wurde Elsholtz geboren, viele Nachrufe heben nun seine "Menschlichkeit" hervor - so habe er als einer der letzten Menschen in der Aufnahmekabine rauchen dürfen. Auch sein Faible für junge Frauen war ihm ein Herzensanliegen, mit dem er kokettierte. Seine "Menschlichkeit" wirkt heute eher antiquiert.

Aber das sieht man ihm nach, denn trotz aller "Menschlichkeit" war Arne Elsholtz ein Star der Szene, dessen Popularität auf echtem Können basierte. Er sprach die größten Hollywoodstars, seine Stimme passte immer perfekt zur Stimmung des Films. Und er arbeitete nicht nur als Synchronschauspieler, sondern auch als Dialogbuchautor und Synchronregisseur.

Die beste Synchronisation der Welt

Ein Dialogbuch ist das, was die Sprecher vorlesen. Also das, was letztlich - zumindest scheinbar - im Mund der Hollywoodstars landet. Für das Dialogbuch wurde die Sprache bereits geglättet, englische Besonderheiten wie Wortwitze oder Anspielungen auf kulturelle Phänomene, die man dem deutschen Publikum nicht zutraut, übertragen oder gestrichen. Auch wurde für ein Dialogbuch die genaue Übersetzung bereits so weit überarbeitet, dass das Gesprochene grob zu den Lippenbewegungen des Schauspielers passt.

Für die kreativen Ideen für seine Dialogbücher war Arne Elsholtz bekannt. Er sah es als Kunst, englische Namen und Eigenarten ins Deutsche zu übertragen. Ähnlich wie Rainer Brandt, dessen "Schnodderdeutsch" in den 70er und 80er Jahren die deutschen Synchronisationen prägte, war auch Elsholtz bemüht, nicht nur stumpf zu übersetzen. Aus dem Charakter "Ivana Humpalot" aus "Austin Powers" wurde so "Anette Halbestunde" (die Bedeutung der Namen versteht man, wenn man sie sich laut vorliest).

Deutschland rühmt sich für seine hochwertige Synchronisationsindustrie. Tatsächlich liegt das Niveau hierzulande höher als in allen anderen Staaten. Das ist natürlich auch den Amerikanern zu verdanken, die einfach nie aufgehört haben, ihre Kulturgüter auf dem deutschen Markt zu platzieren und die deutsche Synchronindustrie immer besser haben werden lassen - mit Menschen wie Arne Elsholtz als beste Beispiele dafür.

Die Synchronisation steckt in der Krise

Dass diese Menschen sich dabei im Hintergrund halten, ist Teil des Geschäfts. Und so verwundert es auch kaum, dass Elsholtz seine Stimme fast ausschließlich Sympathieträgern lieh, in seinen wenigen kleinen Rollen als Schauspieler aber meistens Bösewichter spielte.

Elsholtz war ein Urgestein der Synchronisation. Das deutsche Publikum wird nun in den ersten Minuten eines Films verwirrt sein: "Irgendwas ist anders an Tom Hanks.". Aber diese Zuschauer werden ohnehin immer weniger. Immer mehr schauen sich Filme im Original an.

Elsholtz' Berufsbild verschwindet. Der Markt dafür löst sich auf. Er aber würde das wohl gar nicht so schlimm finden. Er hat Synchronregie bei mehreren Akira Kurosawa Filmen geführt und war trotzdem der Meinung: Nur bei einem untertitelten Kurosawa kann man in den Genuss der japanischen Sprache kommen.

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