Sachsen:Dresden wehrt sich gegen Pegida-Image

Gepida-Kundgebung in Dresden

Teilnehmerin einer Gepida-Kundgebung (Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter)

(Foto: dpa)

Immer wieder montags sinken wegen der Pegida-Demos die Umsätze von Handel und Gastronomie im Stadtzentrum. Die Kampagne "Dresden geht aus" will Abhilfe schaffen: mit Rabatten, Gutscheinen und Sky du Mont.

Von Rebecca Barth

Endlich wieder positive Nachrichten aus Dresden! Das zumindest ist die Idee hinter der Aktion "Dresden geht aus". Seit anderthalb Jahren verbindet man mit der Stadt hauptsächlich Lutz Bachmann und seine Pegida-Gefolgschaft. Seitdem legen die Demonstranten Montag für Montag die Dresdner Innenstadt lahm.

Darunter leidet nicht nur das Image der Stadt, sondern auch der Handel und die Gastronomie. Um dem entgegenzuwirken, entwickelten Stadtdirektor Jürgen Wolf und einige Händler die Aktion "Dresden geht aus". Unter diesem Label bieten Geschäfte, Hoteliers, Gastronomen und Kulturmanger jeden Montag zwischen 17 und 20 Uhr Rabatte und Sonderaktionen an, um die Innenstadt wieder mit Alltag zu füllen.

Der Handel leidet unter den Demonstrationen

Das klappt zum Teil. "Die Stadt füllen wir jetzt nicht", gibt Wolf zu, "aber es schließen sich immer mehr Händler und Gastronomen der Aktion an und berichten zum Teil von sehr positiver Resonanz. Unser Angebot wird auch immer besser." Seit dem 18. Januar läuft die Aktion bereits. Während die Pegida-Anhänger ihre Fähnchen schwenken, sollen Gäste zum Beispiel zwei Drinks zum Preis von einem bekommen oder keinen Eintritt fürs Museum zahlen müssen, Touristen eine Stadtrundfahrt zum halben Preis ergattern oder in Kaufhausketten noch einen Gutschein zum Einkauf dazubekommen.

Seit Beginn des montäglichen Spaziergangs von Pegida beklagen Händler gravierende Umsatzeinbußen. Schon zu Beginn der Demonstrationen habe man mit Politik und Polizei zusammengesessen. "Die Abriegelung der Innenstadt - und das jeden Montag - tut keinem gut", sagt Wolf. Bis sich eine Idee fand, um dem etwas entgegenzusetzen, dauerte es jedoch. Ein Händler trat schließlich mit dem Vorschlag zu "Dresden geht aus" an Wolf heran. Innerhalb von sechs Wochen wurde das Konzept auf die Beine gestellt und wächst seitdem.

Kritik gegen die Aktion kommt, wie wäre es anders zu erwarten, von Pegida. Aber auch von Linksaußen, wie Wolf berichtet. Über Konsum könne man keine politische Arbeit machen, laute der Vorwurf. Politisch sei die Aktion auch gar nicht, behauptet er. Offiziell soll "Dresden geht aus" eine Marketingkampagne sein.

Einige der Beteiligten positionieren sich jedoch recht deutlich: "Volle Gläser statt leere Parolen", heißt es seit Mitte Januar bei der Weinzentrale von Jens Pietzonka. Über Umsatzeinbußen kann er eigentlich nicht klagen. Er macht mit, weil er sich ausdrücklich politisch einbringen möchte. Ihn störe das schlechte Image, das Dresden durch Pegida bekommen habe.

Dresden ist mehr als Pegida

Die Stadt liegt ihm am Herzen, was Leute in Westdeutschland derzeit mit Dresden assoziieren, macht ihn traurig. "Wir möchten zeigen, dass wir Dresdner anders sind und auch weltoffen sein können", sagt Pietzonka. "Dresden ist mehr als Pegida." Die Aktion komme bei seinen Gästen sehr gut an. Am Montagabend zähle er in seinem Laden inzwischen fast doppelt so viele Gäste wie sonst. Viele kämen, um die Aktion zu unterstützen.

Stadtdirektor Wolf gibt zu, es gehe zwar auch um den Handel. "Aber viel wichtiger: Wir wollen einfach mal positive Nachrichten aus Dresden!" Dafür haben die Organisatoren nun auch Kulturveranstaltungen unter das Label von "Dresden geht aus" gesetzt. Im Rahmen der Aktion wird zum Beispiel eine Lesung von Sky du Mont Ende Mai laufen.

Der Schauspieler meint, es sei eine super Idee, ein Kontrastprogramm zu entwickeln. "Für mich ist völlig klar, dass die Bevölkerung nicht hinter Pegida steht", sagt du Mont. Trotz der wöchentlichen Demonstrationen habe Dresdens Image für ihn nicht gelitten. "Pegida ist für mich nicht die Allgemeinheit. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass Dresden eine rechte Hochburg ist."

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