Nordkorea:Kim Jong Uns Spektakel hinter verschlossenen Türen

Nordkoreas erster Parteikongress seit 36 Jahren hat begonnen - doch Journalisten werden ausgesperrt. Der Machthaber will seine Stellung festigen. Auch seine Schwester soll eine besondere Rolle spielen.

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Quelle: AFP

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Am Freitagvormittag hat in Pjöngjang der siebte Kongress der "Partei der Arbeit Koreas" begonnen, die im Norden der Halbinsel seit gut 70 Jahren an der Macht ist. Der Parteikongress findet im "Haus der Kultur" statt und soll vermutlich mehrere Tage dauern.

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Es wird erwartet, dass Machthaber Kim Jong Un das internationale Rampenlicht nutzen wird, um verstärkt seine sogenannte Byongjin-Politik zu propagieren. Neben Nordkoreas Versuch, eine ernsthafte Nuklearmacht zu werden, soll dabei auch wirtschaftlicher Fortschritt im Fokus liegen.

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Der Parteikongress - hier im Bild applaudierende Delegierte - ist das prägende Ereignis im Land seit Monaten: Es gab eine 70-tägige "Kampagne der Treue", in der das Volk aufgerufen war, noch mehr Hingabe und Loyalität zum Regime zu demonstrieren als sonst.

Students hold flag poles as they practice for an apparent parade to celebrate the Workers' Party of Korea Congress in central Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Obwohl die Kampagne seit Montag beendet ist, proben die Einwohner der aufgehübschten Hauptstadt weiterhin in Scharen auf verschiedenen Plätzen Großkundgebungen, die den Kongress begleiten sollen - kamerawirksam aufgeführt für die etwa 100 akkreditierten ausländischen Journalisten.

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Die Journalisten dürfen das Tagungsgebäude aber nicht betreten. Sie wurden am Freitag zwar per Bus zu dem mit Parteibannern und Flaggen verzierten Kulturhaus gebracht, in dem der Kongress stattfindet, mussten aber mehr als eine Stunde lang draußen warten, ehe sie in ihre Hotels zurückgebracht wurden.

Beim letzten Kongress 1980 waren auch etwa 100 Vertreter freundlich gesonnener Parteien aus dem Ausland vor Ort. 36 Jahre später ist offenbar nicht einmal die Schutzmacht China eingeladen.

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Auf dem nach Staatsgründer Kim Il Sung benannten Platz im Zentrum der Haputstadt Pjöngjang versammelten sich am Freitag trotz Regen viele Menschen, um Blumen niederzulegen.

Trotz solcher Bilder der Einigkeit und Parteitreue birgt der Kongress auch eine Gefahr für Kim Jong Un. In den Provinzen ist die Versorgungslage schlecht. Selbst Inlandsreisen sind in Nordkorea genehmigungspflichtig, also meist verboten. Die mehreren tausend Delegierten, die aus allen Teilen des Landes erwartet werden, können nun sehen, wie viel besser es der sorgfältig herausgeputzten Hauptstadt geht.

Gleichzeitig ist der Kongress auch eine große Chance für Machthaber Kim Jong Un. Er könnte einen Neuanfang proklamieren, zumal die Wirtschaft unter ihm kleine Fortschritte gemacht habe, sagt Hajime Izumi von der Tokyo International University der Süddeutschen Zeitung. Er sei noch nicht so lange im Amt, dass man ihn für die Misere verantwortlich machen würde.

Pictures of former North Korean leaders Kim Il Sung and Kim Jong Il decorate April 25 House of Culture, the venue of Workers' Party of Korea (WPK) congress in Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Über dem Eingang des Veranstaltungsortes, dem Haus der Kulturen, hängen die überlebensgroßen Porträts von Kim Jong Uns Großvater und Vater: Staatsgründer Kim Il Sung (links), der "ewige Präsident", und sein Nachfolger Kim Jong Il, der "ewige Generalsekretär".

Auch wenn die Fahnen und Symbole der Partei es anders vermuten lassen, spielt Kommunismus in Nordkorea keine große Rolle mehr. Marx und Lenin wurden vor Jahren aus der Verfassung gestrichen, die Propaganda der Partei ist offen rassistisch und die alten Führer wurden per Dekret unsterblich gemacht.

South Koreans watch TV news about North Korea's Workers Party of

Quelle: dpa

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Besonders im Nachbarland Südkorea wird der Parteikongress aufmerksam verfolgt. In den vergangenen Monaten hatte Kim Jong Un neben einem Atomtest auch mehrere Raketentests veranlasst, was dem Land drastisch verschärfte internationale Sanktionen eingebracht hat. Die Staatsmedien feiern ihn für den Triumph, "Atom- und Weltraummacht" zu sein. Zugleich will er beim Kongress wohl verkünden, wie das wirtschaftlich schwache Land auf die Beine kommen soll. Die Staatsmedien preisen seit Tagen Versprechungen zur Verbesserung des Lebensstandards.

Auch über einen Wechsel des Führungspersonals wird spekuliert. Kim Yo Jong, die jüngere Schwester des Machthabers, soll praktisch zur zweitmächtigsten Person des Regimes befördert werden. Die auf Ende 20 geschätzte Kim Yo Jong ist stellvertretende Abteilungsleiterin im Zentralkomitee der Partei und wurde zuletzt mehrmals bei öffentlichen Terminen an der Seite ihres Bruders gesehen

© SZ.de/AP/tfn/ghe/holz
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