AfD:Bildungsreise

Rechtspopulisten in Moscheen einladen? Aber natürlich!

Von Bernd Kastner

Wenn sich zwei nichts zu sagen haben, ist es höchste Zeit, dass sie miteinander reden. Wenn die AfD den Islam in ihrem Parteiprogramm als nicht zu Deutschland gehörend bezeichnet, ist es eine souveräne und kluge Reaktion von Muslimen, AfD-Funktionäre zu sich einzuladen. Parteichef Jörg Meuthen hat tatsächlich eine Moschee besucht, was für AfD-Maßstäbe von einer gewissen Rest-Offenheit gegenüber dieser Religion zeugt.

Die Gesellschaft links der AfD testet gerade diverse Umgangsformen mit der Partei. Meist probiert man es mit Ausgrenzung. In München will der Wirt des Hofbräukellers die AfD-Chefin Frauke Petry nun doch nicht in seinen Saal lassen. Das mag vielen sympathisch sein, ist aber kein allgemeingültiges Rezept, immerhin ist die AfD eine Partei im demokratischen Spektrum.

Reizvoller und zukunftsweisender ist die Variante der bewussten Begegnung mit den jeweils "Fremden", sachlicher Streit, Aufregung und Abgrenzung inklusive. Nur so bleibt eine Gesellschaft auf Dauer lebendig und friedlich. Und der Besuch einer Moschee könnte sich für AfD-Leute zur Bildungsreise entwickeln. Weil sie merken, dass sie kein Visum brauchen, schließlich müssen sie für ihren Ausflug in die für sie fremde Welt ihre Heimat gar nicht verlassen. So wie ihre muslimischen Gastgeber in Deutschland leben, wie deren Gotteshäuser in Deutschland stehen, so ist auch der Islam hier daheim.

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